Turfteufel: Rennpferde dürfen das

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Viele Reiter verstehen nicht, warum Rennpferde sich so “viel” rausnehmen dürfen. Ich hatte zuletzt eine Diskussion über Bodenblender. Warum man denn nicht üben würde, dass die Pferde dann konzentrierter bleiben oder eben sich nicht vor dem Boden fürchten, über den sie gehen. Man kann jetzt natürlich sagen: “Für so was haben wir keine Zeit” – aber das ist so nicht ganz richtig. Jeder im Rennsport weiß, dass es sich auszahlt, mit einem Pferd auch mal den “Sonderweg” zu gehen und ein Problem konkret zu behandeln, als es einfach nur zu kaschieren. Doch so ein Rennpferd hat einfach seine Prioritäten ganz woanders. Im schnell laufen. Diesen Anspruch haben Trainer, Besitzer und Jockey. Nett wäre es auch noch, wenn es zu händeln wäre, damit man im Rennen auch gehen kann, wo man möchte – und nicht nur dort, wo das Pferd will. Aber wir akzeptieren schon auffällig viel Pferdemeinung und versuchen es dem Pferd sehr recht zu machen.

Wenn dazu ein Bodenblender gehört? Bitteschön. Kannste gleich drei haben! Ach, du kriegst auch lila Hufeisen, wenn du damit besser gefusselt bist. Weil wir im Rennsport andere Ansprüche an das Pferd haben und vor allem die Lauflust erhalten wollen, dürfen die Pferde deutlich mehr bestimmen. Man stelle sich nur mal ein Reitpferd vor, das in der Reithalle nur vorne laufen will. Das würde jeden Reiter tierisch nerven und man würde daran arbeiten, dass das Pferd eben auch mal akzeptiert, dass es überholt wird. Ein Rennpferd? Nein, das bekommt fortan sein Rennen von vorne serviert, weil es dann eher bereit ist, seine Bestleistung zu zeigen. Natürlich auch umgekehrt, es gibt Pferde, die möchten hinten im Pulk bleiben und nur zum Finish nach vorne kommen. Jedes Pferd hat seine Präferenz und die wird berücksichtigt.

Auch Boden oder die “Händigkeit” des Pferdes werden beachtet. Ein Pferd, das Linkskurse nicht mag, schickt man nicht wirklich auf eine entsprechende Bahn, wenn der Boden nicht passt, läuft man nicht. Dazu darf sich das Pferd zwischendrin auch eine ganze Menge herausnehmen, damit es sich stets bestmöglichst fühlt. Wir wollen ja am Ende auch Bestleistung. Einige dieser Sonderbehandlungen sind für ein Reitpferd einfach nicht praktikabel, wie die erwähnte Torschlusspanik in der Halle. Denn man steht in einem Reitstall als Einzelperson mit Fremden zusammen und muss Kompromisse schließen. Das muss das gemeine Rennpferd an sich nicht, weil sich ja alles um die Pferde dort vor Ort dreht und die werden alle mit dem gleichen Ziel trainiert. Da ist quasi das gesamte Personal dafür da, dass es ihnen gut geht und ihnen alles soweit recht gemacht wird.

Das heißt natürlich nicht, dass Rennpferde nicht auch eine Erziehung genießen oder einfach alles dürfen, wenn ihnen danach ist. Aber sie haben sehr viel mitzureden, wenn es darum geht, WIE ein Ziel erreicht wird. Wenn das denn jemand erkennt. Pferde teilen sich ja nicht verbal mit oder schreiben mal einen Brief. Nicht jeder Trainer erkennt dann auch, was die Wünsche des Pferdes sind. Manchmal ist es nicht kompatibel mit den dortigen Gepflogenheiten, manchmal geht es unter, weil andere Leistungsträger mehr Zeit beanspruchen. Aber so kommt es eben auch, dass sie woanders dann aufblühen, wenn man mehr auf sie selbst hört.

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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