Sag niemals: Ich habe einen Galopper

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Wisst ihr, warum ihr das nicht sagen dürft? Weil dann eine große Show, ganz ohne euer Zutun startet. Die besteht aus verschiedenen Showacts und Höhepunkten und gipfelt darin, dass ihr euch die Kleider vom Leib reißen wollt um damit euren Gegenüber einzuwickeln und in den nächstbesten Graben zu schmeißen. Weil die Gesichtskirmes immer die gleiche ist. Spielen wir das Szenario doch einmal durch. Habe es letztens erst wieder gehabt.

„Das ist ein Galopper.“ Ich bin aber auch dämlich. Normalerweise sage ich: „Das ist ein englisches Vollblut.“ Warum? Um es mir zu sparen.
Ich sehe es trotzdem. Erst dieser gequälte Gesichtsausdruck. Dann schießt eine Hand nach vorn, um meinem Pferd zu sagen, dass es stark sein soll und es jetzt ganz doll in Sicherheit ist. Pferd guckt irritiert und fragt nach Leckerlie. Hast du keins? Dann klemm dir dein Mitleid.

Ab jetzt kommt ein Random Satz. Gerne so etwas wie: „Ach, das erklärt … XXX“ Hier irgendwas einsetzen, das garantiert nichts damit zu tun hat. Oder gar: „Ach, der Arme. Jetzt hat er es ja zum Glück gut.“ Je nachdem, an welchem Tag man mein Pferd übrigens fragt, hat er überhaupt kein Glück und alles ist sehr blöd und er wäre garantiert gerne wieder auf der Rennbahn. Wenn ich wieder so unmögliche Sachen von ihm will.

Dann wird gesucht. Ob das arme Pferd vielleicht Verletzungen hat, die sich durch die fiese Rennbahn erklären. „Ah, deswegen hat der …?“ – „Nein. Da ist er in Altmetall getreten, das jemand auf die Weide geworfen hat …“ Mein Pferd hat nämlich zwei weiße Stellen am Bein. Zweimal Narben. Nur eben nicht von der bösen Rennbahn, sondern von Vollidioten, die fanden, so eine Weide wäre total der super Ort seinen Aluschrott zu entsorgen. Mein Pferd hat den übrigens zuverlässig gefunden.

Spätestens jetzt ist der Gegenüber verwirrt. „Ja, aber hat der nicht …?“ Hier muss man halt variieren. Geht ja nicht jedes Pferd top gesund von der Bahn. Aber so what? Wie viele Pferde waren schon mal verletzt und konnten dann nicht zwingend mehr so genutzt werden, wie das vorher der Fall war? Warum das ausgerechnet bei Galoppern so ein spannendes Thema ist, werde ich nicht verstehen. Hier sind gerne Gegenfragen erlaubt: „Hat DEIN Pferd nicht …?“ Die einen haben dies, die anderen das.

Durch und durch gesunde Pferde zu finden, ist gar nicht so einfach. Der eine hat was mit den Füßen, der andere mit dem Magen, der nächste mit dem Rücken, der übernächste … na, hat vielleicht nur ein Problem mit Synapsenkurzschluss. Aber hey – das ist okay. Hauptsache man passt seine Arbeit an das Pferd und seine Gesundheit an. Auch ein Grund, warum ein Galopper den Sport verlassen darf. Weil man eben nicht will, dass er wirklich einen bleibenden Schaden davonträgt, wenn er bereits erste Blessuren davongetragen hat. Wo ist das Problem?

Für unsere vorurteilsfreundlichen Mitreiter gibt es genug Probleme. Die haben ja schließlich viele Wendy Hefte gelesen und auch sonst mal ein Video im Internet gesehen. Da muss man dann fragen: „Hat der Angst vor Peitschen?“
„Hä? Ne.“
„Aber die werden ja immer geschlagen.“
„Soll ich’s demonstrieren?“
„Nein.“
Aha … Mein Pferd ist doch nicht doof. Warum soll der Angst vor Peitschen haben? Der weiß genau, wie lang die ist (und lacht mich sowieso aus, wenn ich nicht mal in Reichweite bin und nur damit herumfuchtle) und außerdem findet er sie vor allem deswegen doof, weil ich sie in der Hand habe, wenn er sich so gar nicht mehr mit dem Schenkel anfreunden will (das kann man ja schon mal vergessen). Deswegen rennt der aber nicht heulend davon.

Spätestens dann ist der Gegenüber mit den Vorurteilen verwirrt. Eventuell guckt er noch mal prüfend (ob das Pferd nicht vielleicht doch ganz schlimm misshandelt wurde) und wackelt dann seiner Wege. Bin mir aber sicher, dass die Person eventuell noch mal andere Reiter befragt. Was die denn so über Galopper gehört haben. Statt einfach die Leute mit dem Galopper wirklich zu fragen. Und nicht diese eine Alibi-Frage, die keiner mehr hören kann.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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