Tápiószentmárton

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Klingt wie ein ausgedachtes Wort, ist aber der Ort, an dem einige der aufsehenerregendsten Rennpferde der damaligen Zeit groß wurden. Genau genommen in Tápiószele, denn dort befand sich das Gestüt von Ernst von Blaskovich. Heute befindet sich dort auch das Blaskovich Museum. Ob Kincsem dort aber wirklich geboren wurde, ist nicht ganz klar, je nachdem welche Quelle man befragt, kam sie in Kisber zur Welt oder in Tápiószele. 

Ernst von Blaskovich hatte am Anfang nicht wirklich Interesse an seiner Kincsem. Der Zufall wollte es, dass er dem Baron Alex Orzcy einige Jährlinge als Paket anbot – für damalige 7000 Florint. Orczy kaufte – ließ aber zwei Stuten aussortieren. Kincsem und eine weitere Stute, die er für zu mickrig und zu gewöhnlich hielt. Das dürfte ihm später sicher ein paar schlaflose Nächte beschert haben, denn bekanntlicherweise wurde Kincsem, die Unbezwingbare, bei ihren 54 Starts nie geschlagen, Orzcy hätte also der Besitzer dieses Wunderpferdes sein können. Schon Kincsems “Entstehung” ist eher dem Zufall geschuldet – genau kann man das heute nicht mehr sagen. Ursprünglich war ihre Mutter Waternymph für den Hengst Bucaneer gebucht – scheinbar gab es ein Missverständnis und sie wurde von Cambuscan gedeckt. 

Kincsem debütierte in Hoppegarten. Müßig zu erwähnen, dass sie gewann, so wie in all ihren Rennen. Als sie nach Baden-Baden kam, zeigte sich, dass die Stute zudem eine Diva war, denn sie mochte das dort angebotene Wasser nicht und trank daher keinen Schluck. Man probierte es mit diversen Wasserquellen, aber die Stute weigerte sich 48 Stunden lang, bis man irgendwo einen alten, eingestürzten Brunnen auftrieb, dessen Wasser Kincsem schmeckte. Den gibt es übrigens immer noch, er heißt jetzt Kincsem Quelle. Anschließend eilte sie von Sieg zu Sieg, dreimal im Großen Preis von Baden und beendete ihre Karriere im Oktober 1879. Eigentlich wollte Blaskovich sie noch nicht in die Zucht nehmen, aber Kincsem lahmte im Frühjahr und daraufhin holte er sie ins Gestüt.

Heute weiß man, dass Kincsems Karriere von beginnendem Spat (degenerative Erkrankung der Sprunggelenke) beendet wurde, das Skelett der Stute ist nämlich vollständig erhalten.

Es war den Wissenschaftlern und Züchtern damals unbegreiflich, warum Kincsem auf der Bahn so überragend lief. Nach ihrem Tod mit leider nur 13 Jahren, wurde sie daher zu Studienzwecken untersucht und vermessen und mit anderen Vollblütern, sowie mit Eclipse und einem Araber verglichen. Man kam zu dem Schluss, dass sie besser war als die anderen, weil sie schlichtweg bessere “Maße” besaß. Ihr Brustkorb war viel größer als der von anderen Pferden, sie hatte das längste Schulterblatt, viel breitere Unterarme als die Konkurrenz und war allgemein besser gebaut um zu galoppieren. Und das schnell. 

1885 bekam man auch in Deutschland wieder einen von Kincsems Nachkommen zu sehen – Budagyöngye, eine knappe Kiste, wenn man das so sagen kann. Denn Budagyöngye kam nicht nur am Neujahrstag zur Welt, sondern auch in einem Zugabteil auf dem Weg zurück ins heimatliche Gestüt Tápiószentmárton. Ernst von Blaskovich stapfte noch am selben Tag zum Buchmacher und fragte ihn ganz direkt, welchen Kurs er für einen Sieg dieses Fohlens im Norddeutschen Derby anbieten könnte. Der Buchmacher gab ihm 100 zu 10 und Blaskovichs Einsatz betrug 10.000 Gulden für seine “Perle von Buda”, wie der Name Budagyöngye übersetzt bedeutet.

Allerdings sah es zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht gut aus für die Perle von Buda, sie verlor diverse Rennen, auch in der Union patzte sie. Doch das Derby holte sie sich leicht und brachte ihrem Besitzer, neben dem Rennpreis auch noch 100.000 Gulden Wettgewinn. Heute findet man Kincsems Blut z.B. im englischen Derbysieger Camelot.

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