Winter is coming – so heißt es bei Game of Thrones und so heißt es auch im Rennsport. Winter ist die Zeit, in der nicht viel los ist. Jedenfalls nicht bei uns in Deutschland. Ja, wir haben noch so ein paar Renntage auf der Sandbahn in Dortmund, aber wir reden hier nicht über großen Sport. Das ist nun einmal so, da wir keine Allwetterbahnen (außer der Besagten) haben und damit müssen wir uns ins Ausland orientieren, wenn wir ein bisschen Sport sehen wollen. Dort wird nämlich schon noch sehr großer Sport veranstaltet – wie zum Beispiel heute Morgen in Australien, wo der 164. Melbourne Cup ausgetragen wurde. Kurz davor war es der Breeders’ Cup, der die Zuschauer lockte. Und Ende des Monats geht es nach Tokio – zum Japan Cup – mit deutscher Beteiligung von Fantastic Moon und Goliath.
Wobei ich ganz persönlich letzterem die besseren Chancen einräume, denn er ist vollkommen bodenunabhängig, was Fantastic Moon fehlt. Generell ist die europäische Konkurrenz dieses Mal allerdings nicht zu verachten. Achtzehn Jahre lang konnte sie sich nicht mal einen Platz im Japan Cup sichern, dieses Jahr könnte dieser Streak gebrochen werden, denn mit Auguste Rodin (ein Deep Impact Sohn) und Goliath kommen zwei Top-Steher nach Tokio, wobei Goliath Auguste Rodin, der nicht immer ehrlich läuft, schon vernichtend schlug. Elf Längen waren es in den King George Stakes, die er Auguste Rodin abnahm, allerdings scheint er auch dieses Jahr nicht so in Form zu sein wie davor. Unzuverlässig ist auch das Stichwort für einige Kandidaten im Japan Cup.
Do Deuce ist so einer. Im Takarazuka Kinen war er weg, bevor er das Tenno Sho gewann, auch das Arima Kinen konnte er an seine Fersen heften, in Dubai allerdings spielte er keine Rolle und auch anschließend gab es ein paar Patzer, im internationalen Vergleich hat er bisher keine Rolle gespielt. Liberty Island, die Vorjahreszweite ist dieses Jahr wegen einer Verletzung nur wenig geprüft, gegen Equinox hatte sie nicht viel zu melden, lief aber gut im Japan Cup. Ihr 13. Platz im Tenno Sho war allerdings ernüchternd. So sieht es bei einigen japanischen Startern aus, ein Equinox ist nicht in Sicht, weshalb vielleicht dieses Jahr ein europäisches Pferd gute Chancen hat. Von den drei sicheren Startern wäre das Goliath. Jedenfalls in der aktuellen Form und bei dem erwarteten Boden.
Allerdings, und das muss man immer beachten, so ein Japan Cup wird einfach anders gelaufen als ein Rennen hier in Deutschland. Bummeln ist nicht, das muss man lesen und dann auch reiten können. Entsprechend haben die Japaner (oder die Reiter, die regelmäßig in Japan reiten) einen krassen Heimvorteil, der für Jockeys, die nicht an tokioter Gepflogenheiten gewöhnt sind, durchaus einen Unterschied machen kann. Und, was man nicht vergessen sollte – Europa überschätzt sich gerne, weil man von den Formen und Rennen in Asien oder Australien hier so prominent gar nicht viel mitbekommt, wenn man nicht gezielt danach sucht. So könnte es dann doch sein, dass einer der auf dem Papier “inkonsistenten” Japaner am Ende die Nase vorn hat.