Turfteufel: Tokyo Racecourse

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Wenn man Tokyo Racecourse betritt, wirkt die Rennbahn wie eine völlig andere Welt. Das liegt nicht nur an seiner schieren Größe, sondern auch an der Art, wie die Bahn gebaut ist. Schnell merkt man, dass es hier anders zugeht als bei uns. Mal eben schnell zum Führring und dann rüber zum Geläuf? Eine Mammutaufgabe, vor allem, wenn es voll ist. Manch ein Deutscher findet vermutlich eine deutsche Rennbahn gemütlicher, weil man alles fußläufig und ohne großen Aufwand erreichen kann. Aber Tokyo ist eben eine Mega-Rennbahn und da herrschen andere Regeln und Möglichkeiten. Es bleibt aber immer noch zweckmäßig, wer Ascot erwartet, bekommt das nicht serviert. Allerdings muss es ja auch nicht immer Ascot sein. Das Gebäude stammt aus den Anfangszeiten der japanischen Rennsportaktivitäten und so sieht es auch aus. Allerdings sehr gepflegt.

Generell ist es bei uns so, dass man sich eigentlich überall frei bewegen darf. Wer mal in England war, weiß schon – das ist nicht überall normal und auch auf dem Tokyo Racecourse, es gibt Bereiche, die werden nur mit entsprechender Karte betretbar und Sitzplätze sind im Standard-Eintrittspreis (der deutlich unter einem Ticket für eine deutsche Rennbahn liegt) nicht inkludiert, da muss man dann entsprechend buchen und es wird teurer. Für die Öffentlichkeit gibt es ganze sieben Stockwerke, wo man unterkommen kann – je nach Geldbeutel. Ganz oben befindet sich der Bereich für die VIPs, durch die Mall innen kann jeder gehen. Und die sucht ihresgleichen. Es gibt darin Supermärkte, Restaurants (aber so viele, dass für jeden Platz ist) – aber auch einen Burger King, für den schnellen Burger zwischendurch. Generell darf aber auch etwas mitgebracht werden, das machen die Japaner auch. 

Picknick – vor dem Hauptrennen ist es noch nicht so voll, das kommt erst nach und nach. Da bleibt noch ein bisschen Platz für einen kleinen Snack.

Zur Bahn kommt man mit der Metro, kein Problem, in UK kommt man auch sehr gut mit der Bahn zur Rennstrecke, in Deutschland wird das etwas schwieriger. Da auch die Metro sehr günstig ist, schlägt so ein Rennbahnbesuch nicht unbedingt mit einer großen Summe zu Buche, sodass mehr zum Wetten bleibt. Das kann man problemlos an Wettschaltern und Automaten. Praktisch – am Ende einfach das Ticket mit der getroffenen Wette einwerfen und Cash erhalten. Dazu macht das Gerät dann eine hübsche Fanfare und man wird von den umstehenden Japanern beglückwünscht. Finde ich irgendwie lustig. Japan-typisch quatscht das Gerät auch mit dir (alle Geräte labern – der Aufzug, der Automat für die Metro-Tickets, die Metro selbst, die Rolltreppe, der Toaster … okay, das habe ich mir ausgedacht) und weist dich bei der Wette ein. 

Am Geläuf selbst sind die Plätze rar. Das Infield und die Rails auf der Tribünenseite sind komplett besetzt, wenn es auf das Highlight-Rennen zugeht, bei gutem Wetter könnte man im Hintergrund sogar den Mount Fuji sehen, allerdings hat er sich bei uns gut im Nebel versteckt. Bis zum Hauptrennen wird das Gras davor gerne für ein Picknick genutzt, ähnlich wie bei uns also. Sandbahn und Turf-Rennen finden am gleichen Renntag statt, der Japan Cup ist als Invitational ein Turf-Rennen, um auch die Europäer zu locken. Bildschirme gibt es überall, damit wirklich jeder irgendwo auf dieser Bahn die Rennen verfolgen kann. Größere Wetthallen bieten trockene Plätze und Wärme, denn im November kann es auch in Japan ziemlich kalt werden. 

Die Siegerehrung. Auch hier wird sich verbeugt – und Land of Hope and Glory gespielt.

Im Führring wird es dann spannend, denn der unterscheidet sich komplett von unserem. Es gibt keine Trainer und Besitzer, die in der Mitte stehen und auch keinen Moderator, der über Formen erzählt oder zum Wetten animiert. Die Japaner sind gerne mit ihren Pferden allein – auch die Fans. Sie möchten selbst etwas im Führring sehen und erkennen, es nicht vorgebetet bekommen, wie man mir erklärt. Finde ich spannend, aber auch irgendwie gut. Wenn die Jockeys gerufen werden, stellen sie sich an einer Linie auf, verneigen sich kurz und laufen dann zum Pferd (ja, richtig gelesen – sie laufen). Das ist darüber allerdings nicht verschreckt, sondern wird zum Stehenbleiben aufgefordert, damit der Jockey raufgeschmissen werden kann. Schon erstaunlich, wie unterschiedlich so etwas laufen kann. 

So leise habe ich es noch nie in einem Führring erlebt.

Auchwenn es im Führring leise ist – während der Rennen kann es schon ordentlich laut werden, das liegt nicht nur daran, dass die Zuschauerzahlen beim Japan Cup so riesig sind – nein, die Pferde sind Superstars. Und bei Superstars kann man auch mal kreischen. Solltet ihr mal die Gelegenheit bekommen zu einem Renntag in Tokio zu sein – geht unbedingt hin. Das kann ich euch wirklich nur empfehlen.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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