Turfteufel: Über die Rennpferdezucht

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Gäbe es eine korrekte Anleitung dafür, dann hätten alle nur Cracks am laufenden Band und wir könnten alle Basisrennen abschaffen und nur noch Black Type vergeben. Das ist der allerwichtigste Punkt, der zu berücksichtigen ist, wenn man züchten will. Nun gibt es aber trotzdem Sachen, die man beachten sollte, wenn das Produkt nicht nur hinterherlaufen will. Und die weitere Verwendung des Produkts ist ebenfalls ausschlaggebend. Das Codewort ist hier F1. Dann ist der Wandel des Rennpferds zu berücksichtigen, allerdings wird schon seit 1856 gejammert, dass “das moderne Rennpferd zwar frühreifer und schneller” geworden ist, “jedoch zugleich seine Ausdauer verloren” hat. Die Diskussion kommt immer wieder auf und auch in den 40er Jahren verkündete man diese Doktrin unentwegt – für Deutschland gilt sie aber nach wie vor nicht. Wir sind am besten auf 2400m und haben den Fokus darauf nicht verloren (nur bei den Rennausschreibungen …). 

Zurück aber zu dem, was wir wollen. Ein hartes, ausdauerndes, frühreifes Pferd, das wir gerne züchten möchten. Wir haben eine Stute. Aber welcher Hengst passt dazu? Wenn wir das wissen wollen, müssen wir etwas beachten, das Tesio sehr eindrücklich in seinem Buch: “Rennpferde” schildert. Eine Linie kann ihre Überlegenheit nie länger als ein paar Generationen behalten (er nennt die Zahl 3). Sie wird unweigerlich abgelöst, vielleicht durch einen Seitenzweig und einen eher zunächst unbedeutenden Hengst in der Eigenleistung, eventuell aber auch durch eine vollkommen andere Familie. Deswegen ist es wichtig zu verstehen, welcher Hengst eher ein Endprodukt darstellt und welcher ein Zuchtprodukt. Rein nach Tesios Gesetzen wäre Torquator Tasso ein Endprodukt. Bei ihm müsste Ende sein. Lando war so eines. Dass das nicht automatisch immer so ist, beweist zum Beispiel ein Frankel. Aber – er bekommt eben auch sehr überdurchschnittliche Mütter, die meiner Meinung nach viel zu selten beleuchtet werden.

Jetzt sind wir nicht viel schlauer, nicht wahr? Schon allein, weil wir in unserem rein hypothetischen Beispiel kein existierendes Pedigree haben, welches unbedingt mit in die Überlegungen eingezogen werden muss. Nur ist es eben keine Garantie. Aufzucht, Gene, Glück – all das würfelt Fortuna zusammen und heraus kommt ein Rennpferd. Manchmal ein überragendes Rennpferd, manchmal eine absolute Gurke. Nur – Regeln mögen eine Menge aussagen, die Ausnahme von der Regel sagt aber noch viel mehr. Dazu kommt, dass bestimmte Zweige der Linien besonders gut miteinander harmonieren – ein Zufallsfund – aber ein ziemlich wirkungsvoller in der Vollblutzucht. Was habe ich und was brauche ich? Es ist wie ein Puzzle, bei dem die Teile aber noch nicht so richtig bedruckt sind. Und jetzt soll man sie alle zusammensetzen. Das geht nur über eine vernünftige Analyse des Pedigrees und ein Verständnis für das, was ich vor mir sehe.

Und da muss man dann auch erkennen, wann ein Outcross Sinn macht. So was richtig Wildes von ganz weit weg. Bin ich mit meiner Stute mit jedem Halm und Strauch hier in Europa verwandt, dann muss ich mich vielleicht anderweitig umsehen, um eine Verbesserung zu erzielen. Ich muss die Leistungen und Schwächen meiner Stute sehen und mit dem Hengst eine Verbesserung erzielen können. Nützt mir ja nichts, wenn der ein tolles Pedigree hat, aber ich die Schwächen meiner Stute (Interieur und Exterieur) nicht kompensieren kann, damit das nächste Produkt daraus dann auch eine richtige Verbesserung darstellt. Zucht ist eine Idee – aber eben auch immer eine Verbesserung und kein Erhalt des Ist-Zustands.

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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