… aber dagegen kann man was tun! Da ist man mal kurz weg und schon geht es in der Galopperwelt rund. Das ist das Tolle am Sport. Quasi jeden Tag passiert irgendwo auf der Welt irgendwas, das für uns relevant ist und man kann stets Neuigkeiten lesen – mal gute, mal schlechte, mal informative, mal katastrophale. Das eine Rennen folgt auf das andere und man sieht Rennsportwelt beständig im Wandel. Manche mögen das nicht schön finden, aber ich mag das. Gut, man kommt sich auch alt vor, wenn man mal ein Rennprogramm studiert und sich denkt: Hä? Das ist der Muttervater von XX? Den habe ich doch quasi gestern erst laufen sehen. Wie seltsam. Nun ja, wir werden alle irgendwann alt. Auch die Pferde. Und letztens hat man doch erst noch den Derbysieger von Anno Pief gesehen. Oder ist das doch schon dreißig Jahre her? Hoppala.
Doch generell ist es schön, dass in unserem Sport so viel passiert. Wenn man noch die Hindernisrennen dazurechnet, dann ist eigentlich jedes Wochenende irgendwo etwas Großes los. Nicht wie beim Fußball, wo es Spielpausen, etc. gibt. Schnelle Pferde gibt es überall auf der Welt und dank einheitlicher Regeln (weil sie so simpel sind) kann jeder überall den Sport verfolgen. Ist man spontan im Urlaub und findet dort eine Rennbahn, kann man hingehen, ohne viel zu wissen. Pferderennen sind Pferderennen. Und deswegen kann man sich auch an den News überall erfreuen. In Argentinien hat ein Pferd alle seine Rennen gewonnen? Spannend, möchte ich mehr drüber wissen. In Japan hat ein pure white Pferd ein Gruppe 1 Rennen gewonnen? Wow, das möchte ich sehen. Rennsport begeistert international und es kann auch mal sein, dass man sich drei Stunden über ein Pferd aus der Vergangenheit in Südafrika schlau macht, weil man über seinen Namen gestolpert ist.
Wenn man es denn kann. Ohne Internet ist das kaum möglich, Rennsportliteratur existiert in Deutschland nur als Spartenliteratur (und so gut wie gar nicht mehr, wenn Harald Siemen diese Tradition nicht pflegen würde), und wer kein Englisch kann, der ist schnell aufgeschmissen. Auf Wikipedia existieren meist nur deutsche Zweizeiler, längere Infotexte zu wichtigen deutschen Pferden (international sieht es auf Deutsch ebenfalls finster aus) sind häufig Fehlanzeige oder nicht mehr gepflegte Liebhaberprojekte. Kein Wunder, denn solche Recherchen kosten eine Menge Zeit und manchmal auch Geld. Dafür kriegt man wenig bis gar nichts zurück – wer soll sich diese Mühe machen? Mittlerweile haben wir digitalisierte Bilder und bewahren die auch auf, sodass sie für Fans zugänglich sind.
Trotzdem ist es schade, wenn kommende Generationen von Rennsportfans nicht mal nachschlagen können, was so unsere besten Rennpferde waren, um tiefer in die Materie einzusteigen. Dazu kommt auch, dass wir viele Bild und Ton-Aufnahmen nicht öffentlich verfügbar haben, das Wunder von Bern kann sich heute noch jeder ansehen. Den Derbysieger 1966? Fehlanzeige. Da müsste viel mehr her, mit Lizenzierungen kann man sich sicher einig werden. Solche alten Schätzchen lagern vielleicht auch noch auf Dachböden oder in Kellern und müssten nur mal digitalisiert werden. Alte Aufnahmen beleben den Sport und ergeben das Gefühl, dass solche Dinge noch gar nicht so lange her sind. Schließlich hat man sie ja “letztens” erst gesehen.