Turfteufel: Verletzungsrisiko

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Bestimmt habt ihr die Meldung mitbekommen, die in den letzten Tagen durch die Rennsportwelt geisterte: Pferd beißt Jockey einen Finger ab. Das klingt jetzt erst mal schrecklich, der Finger ist aber wohl erfolgreich wieder angenäht worden, ganz ab war der Finger auch nicht und wenn man sich Statistiken ansieht, auch keine übliche Verletzung für Rennreiter sondern ein typischer Freak-Unfall – weswegen er auch durch die Medien geht. Wer hätte denn je von so etwas gehört? Dabei sind Galopprennen (und damit Jockeys und Arbeitsreiter, aber auch Pfleger, Trainer, etc.) durchaus gefährlich und alle Akteure einem Risiko ausgesetzt, das Außenstehende manchmal gar nicht sehen.

Generell ist Reiten an sich ein risikobehafteter Sport und laut Studien gefährlicher als Skifahren oder Motorsport. Jede Reitsportdisziplin hat dabei ihre eigenen Stolpersteine, Rennreiten auch. So ist es eben nicht nur, dass man vom Pferd fällt (oder mit dem Pferd fällt) sondern auch noch ein dichter Pulk von Pferdeleibern, der im Worst Case auch noch über den Gestürzten drübertrampelt. Aber auch der tägliche Umgang am Boden hat seine Tücken und selbst wenn man niemals bei Vollspeed auf einem Rennpferd über die Bahn fliegt, kann man sich mit Pferden einfach schwer verletzen. Ein Tritt, ein Biss und schon ist der Gelbe Schein da. Wenn man Versicherungen glaubt, dann teilen sich Reitverletzungen auf Männlein wie Weiblein gleichermaßen auf und Verletzungen im Brustbereich sind am häufigsten. Danach die Verletzungen an den Extremitäten – Beine häufiger als Arme. Kopfverletzungen kommen, dank des Helms, seltener vor. 

Ein Tritt eines Pferdes kann einen Oberschenkel durchschlagen, gerät man unter die Hufe, dann brechen Rippen oder Arme, Finger sind sowieso klein und verletzungsanfällig und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, sich am Pferd oder auf dem Pferd zu verletzen. Vor allem, wenn man mit dem Pferd zu Fall kommt. Das kann durch Verletzungen beim Pferd passieren, aber auch durch einen falschen Schritt, einen kleinen Stolperer oder einen rutschigen Untergrund. So ein Pferd wiegt irgendwas um die 500 bis 600 kg. Entsprechend ist es nicht ratsam dazwischen zu geraten, lässt sich aber bei einem Sturz kaum vermeiden. Studien, die sich explizit mit dem Rennsport und Verletzungen in Rennen befassen, haben auch die verantwortlichen Vorfälle für Unfälle im Rennen klar identifiziert. Verletzungen eines Pferdes während des Rennens, Angaloppieren und ein zu heftiger Peitschengebrauch (bei dem ein Pferd zum Beispiel wegbricht). Diese Faktoren führten in der Vergangenheit am häufigsten zu Unfällen. 

Vielen ist gar nicht klar, wie gefährlich explizit Rennreiten ist. Die denken, die Jockeys wären überbezahlte Steuermänner, die nur bisschen auf dem Pferd sitzen müssen und schon haben sie ihr Geld. Dabei müssen sie von ihrem Gehalt teure Versicherungen für ihren gefährlichen Beruf bezahlen, ohne die sie gar nicht in den Sattel steigen dürfen. Und das Risiko bleibt ja trotzdem, auch wenn man versichert ist. Man zahlt hier auch ein bisschen einen Ausgleich dafür, dass die Gesundheit leidet. Und das tut sie irgendwann. Die niedrigen Gewichte, die körperliche Belastung, all das fordert irgendwann seinen Tribut und dementsprechend sind die Jockeys hier in Deutschland auf keinen Fall überbezahlt. Es ist mehr der Versuch eines recht schwachen Ausgleichs im Falle des Falles. Denn wenn der Jockey nicht mehr reiten kann, dann sieht es gerade für die, die nicht zur lokalen Prominenz gehören, eher finster aus. Und die Arbeitsreiter fallen dabei erst recht durchs Raster.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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