Prominentester Fall aktuell: Die rote Ohrenkappe bei Siegerin Caravanserai. Das Problem: Das war teuer für die Wetter, die diese Wette getroffen hatten. Was sagt die Rennordnung dazu? Rote Kappen müssen vor dem Start abgenommen werden und in Iffezheim ist das nicht passiert. Das führte dazu, dass Caravanserai anschließend disqualifiziert wurde, weil die RO da nun mal unerbittlich ist. Schnell wurde von der Galoppercommunity eine quasi Lynchung der Startmannschaft gefordert. Nun ist es ja so, dass jeder in seinem Job auch mal Fehler macht. Es kommt eben ganz auf den Job an, wie teuer oder wie gefährlich so etwas wird. Wenn ich zum Beispiel einen Rechtschreibfehler hier mache … dann passiert da genau gar nichts. Wenn ein Bankangestellter falsch bucht, passiert da schon richtig viel. Und bei Rennpferden, da wird es sehr schnell, sehr gefährlich und sehr teuer, weil Pferde gefährlich sind und Wetten eben auch eine Menge Geld bedeuten.
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Die Rennordnung kennt hier nur die Disqualifikation und kann nicht anders ausgelegt werden. Die Ohrenkappe hätte allerdings auch schwarz und angemeldet sein können – und dann wäre das Pferd problemlos als Erste durchs Ziel gegangen. Es handelt sich hier also nicht um ein illegales Hilfsmittel – nur angegeben war sie eben nicht, weswegen die harsche Regelung hier vermutlich auf so viel Unverständnis stößt – und natürlich die Tatsache, dass sich einfach keiner berufen fühlte, die rote Kappe abzunehmen, was nicht passieren sollte. Allerdings ist es nicht so, als würde auch in anderen Ländern nichts Komisches oder Fehlerhaftes passieren.
Zum Beispiel in Australien. 1996 zum Beispiel, in Moonee Valley. The Gunnison war der Favorit für den Sieg in einem Handicap, wurde aber 30 Minuten vor dem Start aus dem Rennen genommen, weil seine Markierungen und Brandzeichen nicht mit seinen Papieren übereinstimmten. Er kam gerade aus einer Verletzungspause. Außerdem gab es den sechsjährigen Wallach Rubilad, der sich von einer ähnlichen Beinverletzung erholte. Die beiden Pferde sahen sich sehr ähnlich und der Trainer verwechselte sie. Außerdem entschied der Trainer, dass es Zeit für Rubilads Ruhestand war, und schenkte ihn seiner Nichte zum Reiten. In Wirklichkeit schenkte er ihr aber The Gunnison. Das Pferd, das in Moonee Valley nicht an den Start ging, war also in Wirklichkeit Rubilad! The Gunnison lief unterdessen im Amateur Mountain Rider’s Cup. Ups.
Übrigens – das passiert immer wieder. Überall. Jessica Harrington ließ schon aus Versehen ein dreijähriges, bereits gehandicaptes Pferd in einem Zweijährigenrennen starten. Charlie McBride passierte dasselbe Malheur. Auch wenn man O’Brien heißt, kann das passieren (der Snowfall und Mother Earth Vorfall – im Gruppe 1 Rennen). Auch die Startmaschine entwickelt schnell mal ein Eigenleben. Sie öffnet nicht richtig (oder nicht für alle gleich – ein Phänomen, das man auch immer wieder in Deutschland sehen kann) oder der Traktor streikt und das Ding bleibt stehen. In Arkansas hat sie schon mal ein ganzes Feld vollständig ausgebremst, in anderen Ländern konnte man manchmal noch drumherum reiten.
Das Problem bei Fehlern haben am Ende aber immer noch die Pferde und daher ist es unabdingbar, dass so etwas nicht nochmal passiert. Vor allem, wenn man besonders junge Pferde und Debütanten auf der Bahn hat. Die können durch Fehler, die von außen kommen, komplett verdorben werden. Genauso aber darf der Wetter nicht unter den Fehlern leiden, weil solche Wetter nicht wiederkommen. Damit gehört der Rennsport tatsächlich zu den Berufsfeldern, wo möglichst fehlerarm gearbeitet werden muss, weil ein Rattenschwanz dranhängt, der vielleicht nicht auf den ersten Metern sichtbar ist. Aber hinten raus dann …