Turfteufel: Was lernt ein Rennpferd? 

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Auch Rennpferde gehen in die Schule. Die kann man sich getrost so vorstellen, wie das bei Menschen auch ist, zunächst gibt es nur Mutter und Kind (der Vater ist bei Pferden in der Regel nicht beteiligt), anschließend geht es in den Kindergarten, wo unter der Aufsicht von “Erwachsenen” mit anderen Kindern gespielt, gebastelt und gelernt wird – aber eben auf einer kindgerechten Ebene. So funktioniert das auch auf einem Gestüt. Wenn junge Pferde heranwachsen, werden sie nach Geschlechtern getrennt und stehen häufig mit einem älteren Aufpasser zusammen. Der erklärt ihnen, wie die Welt so funktioniert und was eigentlich Manieren sind. Das ist wichtig für das Pferd, damit es nachher auch unbeschwert mit jedem anderen Pferd umgehen kann. Es muss lernen, wann etwas zu “viel” ist, was eine Grenze ist, etc. Aber es muss auch den Umgang mit dem Menschen von klein auf lernen. Im Reitsport sagt man dazu: Fohlen-ABC

Dann geht es langsam in die Vorschule. Auktionsvorbereiten – Pre-Training, all diese Dinge. Da wird schon ein bisschen mehr gefordert. Das Pferd lernt, dass es jetzt nicht mehr nur noch seiner Nase geht und man den ganzen Tag spielen kann – jetzt steht auch das Lernen auf dem Programm. Neben dem Lernen hat das Pferd allerdings nur einen einzigen Job – gesund und munter bleiben. Wer viel lernt, darf schließlich auch viel spielen. Das Pferd hat derzeit nicht viele Aufgaben. Sie sollen gesund bleiben und sich entwickeln und mit den Menschen eine Partnerschaft eingehen. Sie müssen positive Dinge mit dem Menschen verknüpfen, damit sie später keine Probleme mit ihm haben. Denn in seinem Leben wird ein Pferd in unseren Breitengraden täglich mit Menschen zu tun haben und wenn es daran keine Freude hat, ist der Ärger schnell vorprogrammiert. 

Im Rennstall schließlich geht es dann weiter. Dort wird schon ein bisschen mehr gefordert. Neben den sicherlich leicht zu erkennenden Sachen (geritten werden, auf die Bahn gehen, etc.) lernt das Pferd aber auch mit anderen Dingen umzugehen. Zum Beispiel, dass man alleine nicht sterben muss. So ein Jungpferd verbringt ja in seinem Leben kaum eine Minute ohne andere Pferde, aber im Rennen muss es den Mut haben, allein voraus zu gehen und es soll sich im Training natürlich auch alleine reiten lassen. Das ist für viele Jungpferde ungewohnt und kann schon zu großem Ärger führen. Dazu muss das Pferd auch lernen, mit seiner Frustration über etwas umzugehen – beispielsweise, wenn es eben nicht mit den anderen geht sondern in die entgegengesetzte Richtung. Eine gesunde Frustrationstoleranz will auch bei Pferden gelernt sein. Dazu lernt es noch (quasi nebenher), dass es in einem Stall nicht immer leise ist. Es kommen und gehen Menschen, Hunde bellen, Fahrzeuge rauschen vorbei – darüber muss man sich keine Sorgen machen. 

All diese Schritte sind mit großer Verantwortung verbunden. Daher vertraut man sein Pferd ja auch nicht jedem an. Einer dieser Schritte und eine unsachgemäße Handlung – ein großer Schreck oder eine Fahrlässigkeit – und das Pferd kann richtig Probleme in seinem späteren Leben bekommen. Daher ist es wichtig, dem Jungpferd vor allem besondere Aufmerksamkeit angedeihen zu lassen. Jeder Trainer, jeder Reiter, jeder Pfleger ist sich darüber im Klaren, dass seine Handlungen das Pferd prägen werden. Deswegen sind das sehr verantwortungsvolle Jobs, auch wenn die einem vermutlich gar nicht in den Sinn kommen, wenn man über genau diese spricht. Man ist für ein Lebewesen verantwortlich und auch dafür, dass es ihm gut geht. 

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Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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