Was machen wir eigentlich danach?

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Momentan kann man sich vor großen Rennen ja kaum retten. Überall ist was los, überall sind die Felder voll und alle Zeichen stehen auf Derby. Derby, Derby, Derby. Kaum ein Satz, der auf einer Rennbahn gesagt wird, kommt ohne das Wort Derby aus. Hin und wieder wird es noch von “Diana” verdrängt, aber alle Welt spricht nur noch vom Derby. Gefühlt war dieses Rennen aller Rennen, für die Dreijährigen, nie präsenter – jedenfalls nicht in den letzten 20 Jahren. Eigentlich ist das ein schönes Gefühl. Nur: Wir haben ja noch ein halbes Jahr danach, wo wir nicht wissen, wie es dann aussieht.

Da ist erst einmal die aktuelle Situation und die Frage, ob es eine zweite Welle, eine Verschlimmerung der Infizierten gibt, sodass auch der Rennsport wieder wackeln könnte. Dann ist da aber auch noch die Frage – was machen unsere Pferde danach? Gewiss, wir haben noch ein paar Big Points. St. Leger und den Großen Preis von Baden, den großen Preis von Europa – aber eigentlich wird es danach im Ausland interessant, denn nichts ist wichtiger als der Arc. Dürfen wir aber überhaupt dorthin? Und haben wir überhaupt Pferde, die der Aufgabe gewachsen sind? Glück für alle, die ihre Pferde in Frankreich trainieren lassen – Pech für die anderen. Aber warum sollten sie es anders handhaben als wir? Derzeit will Deutschland ja auch keine Ausländer zulassen (Stand 10:12 am 26.05.2020 – bin mal gespannt ob man das revidiert). 

Man hat ein bisschen Angst, dass der ganzen Euphorie nach dem Derby die Puste ausgeht. Dass sich eine gewisse Begeisterungsmüdigkeit einstellt, denn das, worauf alles hinweist, wird vorbeigehen und dann muss der Sport sich etwas anderes suchen, dass er hypen kann. Ist halt traditionell so, dass der Höhepunkt des Jahres in die Mitte des Jahres fällt und anschließend so eine gewisse Müdigkeit eintritt. Aber was macht man da? Irgendwann ist man ja auch wieder im Takt der Rennen und dann gibt es nicht jeden Tag die großen Highlights. Sondern eben auch mal wieder ausschließlich Basissport, der traditionell einfach nicht so gefeiert wird, wie ein Grupperennen.

Das merkt man ja schon auf der Bahn. Jaja, Ausgleich IV – ich geh mir ein Bier holen. Listenrennen? Andächtige Stille, Applaus. Gruppe 2? Frenetischer Jubel, wenn die Pferde auflaufen. Es ist einfach so. Auch vor dem Bildschirm ergeht es einem ähnlich, wenn man ehrlich ist. Auch wenn man den Basissport unterstützen will, so ist eben ein Gruppe Rennen immer noch was Besonderes. Das allein fehlt ja schon. Dieses Knistern auf der Bahn, bevor gar eine Parade beginnt, wenn es ans Gruppe 1 Rennen geht. Dieses ganz Besondere. Das fühlt man nicht im Stream, es sei denn, man guckt Cheltenham oder Aintree. Da springt die Stimmung sogar durch den Monitor. 

Die Zuschauer wissen natürlich darum, deswegen schenkt das Gehirn ihnen das Gehirn bei jedem Grupperennen ein paar schöne Erinnerungen an die Coronavorzeit und wir denken uns gar nichts dabei. Neuzuschauer sehen den Unterschied aber wohl kaum, vor allem, wenn sie nie beim Pferderennen waren, sondern jetzt erst reingestolpert sind. Und wenn wir selbst irgendwann die Begeisterung verlieren, wie soll die dann jemand Neues erkennen? Hoffen wir mal, dass wir nach dem Derby nicht alle in ein Loch fallen und die Müdigkeit einsetzt. Sondern der Sport auflebt, so nach dem Motto: Jetzt erst recht. 

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Nika S. Daveron
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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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