Turfteufel: Was nach der Karriere passiert

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Gerade erst sind viele Menschen darauf aufmerksam geworden, dass Rennpferde ja gar nicht zum Schlachter gehen, wie es immer behauptet wird, denn das Beispiel Northern Eagle war recht prominent in den Medien zu sehen. Der Schlenderhaner Fuchs hatte seinen eigenen Kopf und verweigerte zweimal auf der Rennbahn die Mitarbeit, als er zwar aus der Maschine sprang, aber zum Mitlaufen nicht zu begeistern war und macht nun seine zweite Lehre – in der Vielseitigkeit. Und das sehr souverän, er wirkt zufrieden und scheint nie etwas anderes gemacht zu haben, ein echter Profi. Das erstaunt offensichtlich viele Leute, die können sich gar nicht vorstellen, dass Rennpferde etwas anderes machen können als … nun, ja … rennen. Das ist eigentlich schade. Denn ein Rennpferd ist im Prinzip auch nur ein Pferd. Und die können alle so ziemlich dasselbe lernen. Warum sollte ein Rennpferd dann nicht in einer anderen Disziplin siegreich sein? 

Andersherum funktioniert es natürlich nicht. Der schnelle Haflinger wird halt nicht bei den Galoppern mitmischen. Aber das Rennpferd kann zum Beispiel an der Kutsche gehen – genau wie der Haflinger. Galopper sind quasi mit allem recht kompatibel – das Galoppsportreglement aber nicht mit dem Rest. Kommt es daher, dass selbst Profis im Sattel denken, dass das englische Vollblut nichts anderes erlernen könnte als Rennen?  Das ist schade, denn eigentlich kann ein Rennpferd alles lernen. Manche machen eine gute Figur im Dressurviereck (ob sie jemals in die höheren Klassen kommen, sei mal dahingestellt, aber es gibt ja auch genug Reiter, die selbst da nicht hinkommen), im Parcours oder im Gelände. Andere sind im Kutschensport unterwegs und manche sind einfach nette Freizeitpferde. Das entscheidet der nächste Besitzer zusammen mit dem Pferd. Nicht jedes Pferd eignet sich für jede Disziplin – das ist aber auch bei anderen Pferden so und kein Alleinstellungsmerkmal eines Galoppers.

Und da haben wir noch gar nicht die Pferde genannt, die im Rennsport verbleiben. Alle, die zur Zucht ausgewählt werden, werden ja künftig auch weiterleben – nur eben nicht sichtbar auf der Rennbahn. Warum auch nicht? Gute Gene, gute Leistungen – manchmal schleicht auch die Warmblutzucht interessiert um unsere Zuchtstuten und Hengste und fragt mal zaghaft an, ob sie nicht da etwas haben könnten. Auch diese Pferde verschwinden ja nicht. Dann gibt es auch viele Züchter und Gestüte, die ihre Pferde einfach selbst behalten. Rentnerherden, Erzieher für Jungpferde – die laufen einfach mit. Es ist schließlich niemand verpflichtet, sein Pferd auf dem Markt anzubieten. Das entscheidet jeder Besitzer selbst. 

Deswegen ist kaum zu verstehen, wie hartnäckig sich diese Gerüchte immer halten. Die gehen danach in die Wurst oder sind mit acht Jahren eh tot. Von der Bahn runter ist doch nicht tot (davon abgesehen laufen auch genügend achtjährige Pferde Rennen). Es heißt erst mal nur, dass die Rennkarriere beendet ist. Und was danach kommt, wird sich zeigen, allerdings ist das jedem selbst überlassen, was daraus wird. Und wenn das Pferd dann an einen neuen Reiter geht, dann beginnt ja für das Tier nur ein neuer Lebensabschnitt. Zu sagen, man müsse sie retten oder das Tier solle doch jetzt endlich mal in Ruhe gelassen werden, ist ziemlich vermessen. 

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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