Turfteufel: Wie bekommt man mehr Leute auf die Bahn?

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Diese Frage wird sich im Rennsport häufig gestellt und es ist schwierig zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen, weil bekanntlich viele Köche den Brei verderben. Einige Ewig-Gestrige wollen zum Beispiel gar nicht, dass Neulinge kommen, die stören ja dann, weil man zu lange am Bierwagen stehen muss oder nichts sieht. Ist doch viel schöner, wenn man unter sich ist. Tatsache ist aber, dass man neue Leute auf der Bahn braucht, die Rennvereine brauchen den Eintritt und auch deren Umsatz. Doch wie schafft man das? Da wird dann neidisch auf andere Länder geschaut, wie zum Beispiel nach Australien. Dort ist immer noch volles Haus. Oder? Nein. Australien verzeichnet von Jahr zu Jahr weniger Zuschauer, teilweise in rapiden Schritten von über zehntausend Menschen. Das fällt halt nur für uns nicht so auf, weil immer noch 60.000 vor Ort sind. Aber effektiv waren es halt auch schon mal deutlich mehr.

Der Rennsport darbt eigentlich so ziemlich überall (vielleicht nicht in Japan) und er lebt vom Mäzenatentum. Auch im Mutterland des Sports, wo ohne Geld aus den arabischen Regionen auch einiges deutlich anders wäre. Trotzdem sieht man dort immer noch viele junge Leute – ein Anblick, der uns in Deutschland merkwürdig vorkommt. Wie schaffen die das denn, dass junge Leute auf die Bahn kommen und dort auch bleiben – ja sogar wetten? Denn damit wir uns nicht falsch verstehen – es ist nicht so, als wenn die jungen Menschen nicht wetten. Sie wetten nur auf andere Sachen – Fußball, Football, generell Sport. Die Ladenlokale der Buchmacher, die so etwas anbieten, sind gut frequentiert und mitnichten sitzen dort die grauen Eminenzen. Man muss diese Leute an die Hand nehmen und Anreize bieten. Gute Quoten, gutes Programm und vor allem Transparenz, damit sie auch selbst verstehen können, wie Dinge zustande kommen und warum, weshalb wieso. Sie müssen das Gefühl haben, lernen zu können, wie man hier gewinnt. Und das in einer Weise, die den aktuellen Sehgewohnheiten, Hörgewohnheiten, etc. angepasst ist und nicht altbacken, wo keiner hinhört.

Auf der Bahn selbst muss neuen Rennbahngängern auch das Gefühl gegeben werden, dass ihnen etwas geboten wird. Und zwar rundum, nicht nur das Pferderennen. Musik, Tanz, Wein, irgendwas. Erste Versuche in solche Richtungen haben sehr gut funktioniert und so sieht man tatsächlich auf einigen Bahnen das klassische “Jungvolk”, das man sich wünscht. Damit wir uns richtig verstehen – Jungvolk heißt hier 18 – 25. Nicht jünger. Zwar sollten Kinder willkommen sein auf einer Rennbahn, aber sie existieren nicht als Zielgruppe – wir reden hier immer noch von Glücksspiel und damit sind sie schlichtweg raus. Auch nicht im Hinblick auf: “Die Gäste von Morgen.” Aber es wäre doch denkbar für unter Fünfundzwanzigjährige einen Rabatt mit Trinkgutschein oder Wettgutschein zu kreieren. Oder für Studierende ein besonderes Angebot zu schaffen. Das gibt es bereits im Ausland und davon kann man schon lernen – auch wenn dort die Zuschauerzahlen ebenfalls zurückgehen.

Häufig wird am Eintrittspreis gekrittelt. Der müsse rauf. Oder runter. Sollte alles umsonst sein. Meiner Meinung nach sollte sich der Eintrittspreis den Rennen anpassen. Damit die Zuschauer verstehen, dass heute ein besonders wichtiges Rennen stattfindet. Etwas, bei dem man dabei sein muss. Etwas, das über den gewöhnlichen Renntag hinausgeht. Viel teurer muss es gar nicht sein, aber eben ein Zeichen, damit die Menschen auch etwas vom Sport lernen. Denn wenn sie nichts darüber wissen und nie involviert sind, gar nicht verstehen, was ein Gruppe 1 Rennen ist, die Pferde nicht kennen – was sind diese Zuschauer dann wert? Das sind dann die, die zwei Euro setzen und eine Bratwurst essen. Aber wir müssen doch Fans generieren. Fans! Nicht Leute, die mal vorbeikommen und da nie wieder drüber reden. Niemand fährt nach Aintree und weiß nicht, was für ein Rennen da gelaufen wird.

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Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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