Wie man Rennpferde hält

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In vielen Köpfen ist der Rennsport irgendwo in den 70er oder 80er Jahren stecken geblieben. Da gab es noch relativ viel Geld bei maximal schlechter Pferdehaltung. Heutzutage sind wir davon zum Glück schon weitaus weiter entfernt. Allerdings war man da nicht allein in den 70ern oder 80ern bekamen die wenigsten Pferde adäquaten Auslauf, Ständerhaltung war ganz normal und von Belüftung und Kameradschaft zu anderen Pferden wollen wir besser gar nicht erst anfangen. Die Pferde damals hatten wenig zu lachen. Klar, die Rennpferde haben natürlich trotzdem jeden Tag die Bahn gesehen und waren ein bisschen draußen – im Gegensatz zu vielen Reitpferden, die dabei nur die Halle sahen. Aber toll war das nicht. Heutzutage weiß man besser, was ein Pferd braucht und man sollte sich nicht hinter irgendwelchem Egoismus verstecken, weil es “teuer” war – raus muss es trotzdem. Und zwar nicht nur unterm Reiter.

Rennpferde verbringen ihr erstes Lebensjahr eigentlich nur draußen. Mit Artgenossen. Perfekter geht es kaum. Viele Außenstehende wissen das gar nicht. Die denken, die teuren Fohlen bewegen sich nur unter Aufsicht und wissen gar nicht, dass die Rennpferde das Toben und Laufen, das frische Gras und die Animation benötigen, damit sie später gesund ihre Karriere angehen können. So und nicht anders werden Rennpferde gehalten, bis sie in den Rennstall kommen. Danach beginnt der Ernst des Lebens und je nach Standort variieren dann auch die Möglichkeiten, wie viel das Pferd raus kann. Denn leider sind Rennbahnen und Rennställe alt. Sie existieren mitten in Städten, der Platz ist nicht unendlich und die Weiden teilweise klein oder nicht existent, sodass nicht alle Pferde gleichzeitig rauskommen können. Dabei ist es nicht nur an den Rennställen für artgerechte und freie Bewegungsentfaltung zu sorgen.

Auch viele Besitzer wünschen nicht (es wird zum Glück weniger), dass ihr Pferd rauskommt. Sie haben Angst, dass sich das Pferd verletzt – es war teuer und man möchte doch, dass es an Rennen teilnimmt. Da darf es jetzt nicht raus, denn dort könnte es sich verletzen. Dabei ist es so: Häufiger Koppelgang verhindert das. Stellt man die natürlich nur einmal im Halbjahr raus, dann geht die Lutzi ab, weil das Pferd gar nicht glauben kann, dass es da jetzt sich selbst bewegen kann, wie es mag. Man stelle sich das doch mal für sich selbst vor: Man darf nur in einem kleinen Raum sein und niemals rennen, tanzen, hüpfen oder was auch immer, wenn einem danach ist. Man darf es nur, sobald ein anderer ihm das erlaubt. Und alles, was nicht gefällt, wird rigoros unterbunden. Das ist doch nicht schön? 

Dabei muss jetzt nicht der Offenstall für Rennpferde her (würde aber auch gehen). Sondern lediglich adäquate Bewegungsmöglichkeiten – Stunden in denen das Pferd Pferd sein darf – am besten mit Kumpels (ich weiß – bei Hengsten schwierig, aber es gibt eben nicht nur Hengste im Rennstall). Zum Glück sieht man viele Rennställe, die mit positivem Beispiel vorangehen heutzutage. Neben täglicher Koppel oder Paddock (was vielleicht mal ausfällt, wenn es vereist ist), geht man ins Gelände oder arbeitet auch mal dressurlich in einer Halle oder wagt einen Sprung, um dem Pferd neue Impulse zu geben. Schließlich nutzt sich so eine Rennbahn auch irgendwann ab – das Pferd will auch etwas sehen und erleben. Neue Dinge entdecken und vielleicht überwinden, wenn sie gruselig wirken. Wir dürfen nicht vergessen: Das sind junge Pferde, auch wenn wir gerne ja schon bei Fünfjährigen von alten Hasen sprechen – so stimmt das nicht. Die wachsen sogar noch. 

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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