Turfteufel: Winter im Rennstall

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Winter im Rennstall wirkt auf den ersten Blick wie eine recht trostlose Zeit. Kein Wunder, es wird dauernd dunkel (oder bleibt dunkel), das Wetter macht auch nicht so unbedingt Lust auf mehr, Regen, Schnee und Graupel suchen einen Heim und man friert sich die Finger ab, wenn man mal was Metallisches anfasst. Drei paar Socken sind Pflicht und wehe, man ist mal zwei Minuten unbeschäftigt, dann wird einem kalt. Aber es ist eben auch die Zeit, in der die Youngster in die Rennställe einrücken und das ist sehr spannend. Neue Pferde, neue Hoffnungen, generell ist der Winter die Zeit der Hoffnungen. Da hat man jetzt also ein Pferd gezüchtet und nun beginnt langsam der Ernst des Lebens und man fragt sich: Was wird wohl daraus werden? Steht hier gerade die Derby-Hoffnung vor mir? Oder ein teurer Fehlschlag, der aber einfach zu putzig ist? Das wird nun die Zukunft zeigen.

Es ist also die Zeit der Jungpferde. Sie werden mit dem Stallalltag vertraut gemacht und wer nicht im Pre-Training war, bekommt nun die ersten Reit-Schritte vermittelt. Das fängt ganz vorne an, ruhiges Putzen, sich durch die ungewohnte Umgebung führen lassen, die Führmaschine, das unbekannte Gelände, der Sattel und schließlich auch der Reiter. Die ersten Jungspunde sind bereits unter dem Sattel und lassen sich von erfahrenen, ruhigen Pferden alles zeigen. Wer also neugierig auf die Zukunft ist, dem bleibt nichts anderes übrig, als sich beim schlechten Wetter mal an die Rennbahn zu stellen und die ersten Schritte der Youngster genau zu beobachten. Manchmal trifft man da auch wirklich Unikate, von frischen Deckhengsten, wo man natürlich ganz genau schaut oder von Hengsten, die in Deutschland noch nie Nachkommen hatten. Das ist spannend. 

Die Kleinen stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Man kann nicht sicher sagen, wie sich das alles entwickelt. Manche machen einen schnellen Sprung und man denkt: “Wow!” – und dann kommt aber keine Weiterentwicklung. Andere zeigen am Anfang gar nichts, dann aber holen sie ordentlich auf und überholen den Rest. Entsprechend ist auch unter den Reitern viel Spekulation. Wessen Zögling ist denn nachher der Beste? Früher haben wir bei uns immer intern gewettet – unter den Kollegen. Leider waren wir alle befangen und jeder fand sein eigenes Lot natürlich am Tollsten. 

Dann ist der Winter aber auch die Zeit, in der die alten Pferde weichen. Der Stall hat nicht unendlich Platz und wer seine Karriere beendet, der ist jetzt auf dem Markt oder hat bereits ein schönes neues Zuhause. Wer aber gerne einen Galopper sein Eigen nennen möchte: Jetzt ist die Zeit dafür. Wer in der Saison einfach gezeigt hat, dass es nichts mit der steilen Karriere als Rennpferd wird, der wird nun in ein anderes Zuhause gehen können. Klar, wenn der Nachwuchs mit den Hufen scharrt, dann überlegt man sich als Besitzer einfach auch, ob das Ausgleich IV Pferd, welches einfach nicht mehr den Biss hat, noch Spaß hat – und macht. So kommen viele Freizeitreiter an nette Galopper, die vielleicht auf der Bahn nicht unbedingt ihre Sternstunden hatten – aber als Reitpferde durchaus aufblühen können.

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Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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