Vor zwei Jahren kaufte Vielseitigkeits-Züchter Martin Prignitz den damals fünfjährigen Hengst Plinius xx aus dem Rennstall zu Karoly Kerekes. Mit ihm sprach Janina Beckmann.
Können Sie kurz Ihr Gestüt und die Zuchtziele vorstellen?
Martin Prignitz: Auf Gestüt Kollmoor, hoch im Norden Deutschlands, im Kernzuchtgebiet der Holsteiner Warmblutpferde züchten wir Pferde für den internationalen Vielseitigkeitssport. Wir kreuzen sehr stark das Vollblut in unsere Linien ein, bzw. züchten aktuell auch mit 4 Vollblutstuten, denen wir entsprechend passende Holsteiner Hengste zuführen. Zuchtziel ist die „eierlegende Wollmilchsau“, um es einmal umgangssprachlich auszudrücken. Unsere Pferde sollen gerne mittelgross (Stm 160 – 170 cm), typvoll sein, ausgestattet mit sehr guten Bewegungen, Vermögen und Manier am Sprung. Zudem ausgestattet mit Intelligenz, Ehrgeiz und raumgreifender, nicht zu aufwendiger Galoppade.
Vollbluthengst Plinius in Gelände und Dressur
Wir bewirtschaften circa 70 ha Land, haben zu Zeit knapp 50 Pferde. Jedes Jahr erwarten wir rund 8 Fohlen. Unsere Nachzucht verkaufen wir im Regelfalle mangels Fohlenmarkt als „fertige“ Sportpartner im Alter von circa 5 Jahren. In Ermangelung guter Vielseitigkeitspferde greifen die Kunden aber zunehmend auch auf 3 und 4-jährige Pferde zurück. Weiterhin haben wir eine kleine Mutterkuhherde von Limousinrindern und vermarkten das Fleisch selbst.
Wie sind Sie auf Plinius aufmerksam geworden? Wie hat er Sie überzeugt, ihn zu kaufen?
Martin Prignitz: Wir haben den Hengst Plinius Anfang März 2018 per Zufall bei Facebook entdeckt. Dort waren ein paar Videos eingestellt, die für uns aufschlussreich waren. Er wurde dort unter anderem unter dem Sattel und am Sprung vorgestellt. Das waren zwar keine typischen Verkaufsvideos wie wir sie in der Warmblutzucht kennen, aber für mich war da genug zu erkennen, um spontan den Hengst anzusehen.
Wir (mein damaliger Reiter und ich) sind dann an einem Tag 1600 km gefahren, um den Hengst auf der Rennbahn in München Riem auszuprobieren. Glücklicherweise befindet sich ja in direkter Nachbarschaft dort die Olympia Reitanlage, so dass wir dort auch mit dem Hengst unter meinem Reiter ein paar Sprünge machen konnten. Uns gefiel sofort die Gelassenheit des Hengstes, sein Wille und sein Spaß am Sprung, die für einen Blüter ordentlich bis gute Springmanier und seine Grundgangarten! Weiterhin ist er im Exterieur für den Einsatz in der Warmblutzucht sehr passend konstruiert, nämlich ein Pferd mit Bergauftendenz, keiner der auf der Vorhand liegt.
Wie lief die Anfangszeit der Umschulung? Was fiel ihm besonders schwer/ leicht?
Martin Prignitz: Besonders schwer fiel im eigentlich nichts! Lediglich am Anfang mochte er sich noch nicht so an eine konstante Anlehnung gewöhnen und entzog sich ab und an den Hilfen des Reiters. Das war natürlich besonders in der Dressur ein Problem und wurde von den Richtern auch zu Recht bemängelt.
Im Springparcours fiel es im schwer sich zu versammeln, wurde dadurch flach im Sprung, manchmal dann eben auch zu schnell und verlor dadurch dann auch die Distanz. Im Gelände musste er sich an die vielen neuen Aufgaben (Geländehindernisse) gewöhnen. Aber im Grunde ist das Jammern auf hohem Niveau, wenn man über das spricht, was ihm schwerfiel. Positiv immer wieder und nach wie vor die Gelassenheit dieses Hengstes!
Wie hat er sich seither entwickelt? In welchen Prüfungen ist er gestartet? Wo hatte er bereits Erfolg?
Martin Prignitz: Der Hengst ist in 2019 in der Vielseitigkeit bis CCI 2* gestartet, bis dato aber noch nicht platziert, weil eine Teildisziplin dann irgendwo immer noch Probleme machte. Nach einem Reiterwechsel sind wir im Moment auf A, L Niveau und in diesem Jahr auch noch auf internationalem 1* Niveau unterwegs.
Im Moment geht es noch darum die Feinabstimmung zwischen Reiterin und Pferd zu finden, wobei er schon in einem Stilgeländeritt sich weit oben mit der Note 8,5 einreihen konnte. Ich glaube der Reiterwechsel tat dem Pferd gut, manche Pferde brauchen besser einen männlichen Reiter, manche einen weiblichen. Gerade in der Vielseitigkeit geht es um wechselseitiges Vertrauen, um Teamwork in Perfektion. Das im Übrigen fasziniert uns so sehr an diesem Sport!
Was sind Ihre kurzfristigen Ziele und langfristigen Pläne?
Martin Prignitz: Dieses Jahr geht es darum, sichere Vielseitigkeiten auf A und L Niveau zu reiten, vielleicht auch eine Platzierung zu erzielen. Langfristig, sprich nächstes Jahr und folgende möchten wir gerne den Hengst für die Warmblutzucht anerkennen (kören) lassen, die Chancen dafür stehen sehr gut. Zudem halten wir an der Reiter – Pferd Kombination fest und hoffen natürlich auf eine positive Entwicklung. Die Reiterin liebt diesen Hengst im allgemeinen Umgang und in der Arbeit!