Inhaltsverzeichnis:
Sibylle Vogt: Managing: „Ich habe nicht mehr Zeit als vorher“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur: Wie ein Jockey alles organisiert | Weiterlese |
Christian von der Recke und der Hut | Weiterlese |
Marco Klein: Managing: „Leiste mir keinen Nachmittagsschlaf“ | Weiterlese |
Sibylle Vogt: Managing: „Ich habe nicht mehr Zeit als vorher!“
Training, Organisation, Rennen – das Jockey-Leben ist abwechslungsreich und anstrengend. Wie bekommt man alles unter einen Hut? RaceBets-Botschafterin Sibylle Vogt berichtet in dieser Woche darüber.
„Es ist gar nicht so einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Gerade wenn es um Ritte in Frankreich geht, wo ich ja auch oft im Einsatz bin. Der Nennungsschluss ist hier deutlich später als in Deutschland, und ich weiß oft erst nicht, auf welchen Rennbahnen ich tatsächlich im Einsatz sein werde.
Manchmal ein schlechtes Gewissen
Es kommt schon vor, dass ich Ritte in Deutschland angenommen habe und sich dann doch ergibt, dass ich in Frankreich reiten soll. Aber wir sprechen das immer gut ab. Doch natürlich musste ich auch ein paarmal schon Ritte absagen. Die meisten Trainer haben Verständnis dafür, es ist ja keinerlei Absicht von meiner Seite. Manchmal hat man allerdings schon ein schlechtes Gewissen.
Normalerweise reite ich auch, wenn ich zugesagt habe. Aber gerade bei zwei Engagements, wie ich sie aktuell habe, ist es nicht immer leicht. Aber wenn man miteinander spricht, bekommt man alles hin.
Management komplett in Eigenregie
Ich mache mein Management komplett selbst. Wenn Nennungsschluss war, sieht man mich fast nur noch am Telefon hängen, oder ich bin mit Schreiben beschäftigt. Wenn man sich selbst managt, ist es natürlich schwerer, an gute Ritte zu kommen.
In Frankreich reite ich fast nur für deutsche Trainer. Denn die Franzosen machen fast alles mit Agenten, die sich auf diese Aufgabe konzentrieren können. Wenn ich Canter geritten bin und dann reinschaue in die Nennungen, bin ich oft schon zu spät. In Frankreich wird nicht gewartet, bis man anruft.
Daher muss ich auch schon zeitig am Telefon aktiv werden, um nicht zu langsam zu sein. Gerade wenn ein Meeting wie in Baden-Baden bevorsteht oder drei Renntage in einer Woche sind. Früher habe ich die Telefonate für Ritte immer während meiner Autofahrten gemacht, das war eine gute Ablenkung. Aber auch wenn diese Fahrten nun wegfallen, da ich inzwischen in Rastatt wohne, habe ich nicht mehr Zeit als vorher.“
Die heutigen Rennen bei RaceBets
Maxim Pecheur: Wie ein Jockey alles organisiert
Über seinen Alltag hat RaceBets Botschafter Maxim Pecheur bereits in einem anderen Artikel in diesem Blog berichtet. In unserem aktuellen Blog Post geht es nur um das Thema Organisation. Damit ist nicht nur die Arbeit gemeint, sondern wie man alles in diesem nicht einfachen Job in Einklang bringt. Oder auch: unter einen Hut. Wir haben unserem Jockey auch die Frage gestellt, ob sich ein Manager für ihn lohnen würde. Man denkt ja meist, dass ein solcher eine große Erleichterung für Sportler ist. Aber das erscheint etwas einfach gedacht. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass solch ein Manager Geld kostet. Außerdem muss ein Sport viel größer sein, als die Galopprennen es in Deutschland de facto sind. Aber das erklärt Maxim Pecheur nachfolgend selbst.
Jockeys haben einen Fulltime Job
„Wir hatten hier ja schon mal das Thema Alltag und ich habe beschrieben, wie ich alles unter den Hut bekomme. Es ist ein Job, bei dem ich rein faktisch den Mindestlohn nicht erreiche. Uns das lässt sich leicht nachvollziehen. Ich bin im Grunde an jedem Tag von früh am Morgen bis mittags am Stall. Fulltime Job ist die passende Formulierung. Nach dem Stall fahre ich nach Hause und mache meine Büroarbeit. Dazu gehört Rechnungen schreiben, Organisation von Fahrten und Unterkünften, aber vor allem auch das Telefonieren wegen der Ritte. Man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass wir selbstständig sind. Es ist also alles gar nicht so einfach, ein Jockey zu sein, wie der eine oder andere Beobachter der Szene vielleicht annimmt.
Ritte suchen und finden
Ich schaue also an jedem Dienstag auf die Nennungen für die folgende Woche und tätige meine Anrufe. Und am Dienstag mache ich das für die Rennen am Samstag sowie am Mittwoch für die Rennen am Sonntag, dann ist jeweils die Vorstarterangabe und man kann noch den einen oder anderen Ritt bekommen. Ich muss versuchen, in möglichst jedem Rennen einen Ritt zu haben, denn nur so verdiene ich möglichst viel Geld. Am Wochenende habe ich nicht frei, sondern bin irgendwo in der Republik unterwegs und steige in den Sattel. Auf der Bahn verbringt man 10 Stunden oder so und ich studiere selbst in meiner freien Zeit die Formen von meinen Ritten und die der Gegner. Ohne viel Leidenschaft geht das alles nicht. Aber das hatte ich ja bereits mehrfach in diesen Texten gesagt.
Organisation und Routine: ein komplexes Thema
Mein Leben als Jockey ist recht anspruchsvoll, aber auch von einer Routine geprägt. Man muss für diesen Sport leben. Wir Reiter organisieren nicht nur sehr viel, wir achten zudem noch auf unser Gewicht und auf unsere Fitness. Ansonsten können wir unseren Job nicht machen. Es geht aber auch um genügend Schlaf.
Es soll der Legende nach den einen oder anderen Kollegen geben, der nebenbei auch noch gerne feiern geht. So etwas könnte ich mir nicht vorstellen. So eine Art von Leben mit einem Leben als Jockey – das bekommt man normalerweise nicht unter einen Hut. Es ist alles sehr komplex, man kann es schwierig erklären. Jeder hat so seine Routine und über die Jahre habe ich sicherlich das eine oder andere angepasst. Man macht Erfahrungen. So ist es halt immer im Leben. Alles entwickelt sich, auch die Abläufe.
Pro und Contra Manager
Ein Manager würde mir natürlich Arbeit abnehmen und ich hätte mehr Freizeit. Aber in Deutschland hat das wenig Sinn, dafür gibt es zu wenige Veranstaltungen. Würde ich wie die Kollegen im Ausland an jedem Tag der Woche irgendwo Rennen bestreiten können, wäre das vielleicht etwas anderes. Lassen wir die finanzielle Komponente einmal außer Acht, spricht noch etwas gegen einen Manager.
Meiner Meinung nach ist es sehr wichtig, wenn man direkt mit den Trainern und den Besitzern kommuniziert. Eine persönliche Kommunikation ist meiner Meinung nach unabdingbar, denn man muss sich auf seine Kunden verlassen können und die sich auf einen. Und das geht nur über den persönlichen Kontakt. Andererseits hätte man natürlich mit einem Manager keine Sorge, dass man mit Planungen hinterher hängt oder etwas verpasst. Wäre ich in Frankreich oder in England, würde mir vermutlich die Zeit fehlen, um alle Schritte selbst zu organisieren. Also müsste ich wohl darüber nachdenken. Aber aktuell besteht keine Veranlassung, mir weitere Gedanken zu diesem Thema zu machen.“
Christian von der Recke und der Hut
RaceBets Botschafter Christian von der Recke ist ein Hutträger. Das gilt für viele Männer, die keinen dichten Lockenkopf haben. Doch um Hüte geht es in diesem Artikel nur mit viel Phantasie, auch wenn wir wissen wollten, wie er verschiedene Bereiche des Trainerdaseins unter einen Hut bekommt. Doch das war natürlich sprichwörtlich gemeint und nicht konkret auf ein modisches Accessoire bezogen. Unser Ambassador spricht in diesem Artikel über das Thema Organisation. Die Tatsache, dass er seinen Alltag und seinen Stall bestens organisiert, muss natürlich nicht extra betont werden. Sein Blick fällt auf den Umgang mit Besitzern und mit deren Pferden. Auch da muss fraglos einiges organisiert werden.
Organisation = Routine
„Die Organisation in diesem Sport und persönlich bei mir ist aus meiner Sicht mit Routine zu beschreiben. Ich weiß an jedem Tag was ich in meinem Stall und auf den Bahnen zu tun habe. Das wissen auch alle Mitarbeiter. Die Abläufe der Arbeit müssen organisiert sein, die einzelnen Lots eingeteilt. Bin ich nicht da, übernimmt eine meiner Töchter. Der Betrieb wird immer am Laufen gehalten. Wenn ich unterwegs bin zu Auktionen, habe ich mir natürlich einen Flug und ein Hotel organisiert, sowie falls nötig einen Mietwagen. Wenn ich Starter irgendwo habe, werden diese transportiert. Und auch ich weiß, wie ich auf die Bahn komme – meist halt mit dem Auto. Ich kenne alle Termine, muss natürlich Nennungen rechtzeitig abgeben und Reiter buchen. Alles unter einen Hut bekommt man leicht, wenn man gut organisiert ist.
Besitzer und ihre Pferde „organisieren“
Die größte Schwierigkeit ist es häufig, die Pferde von Besitzern aus dem eigenen Stall nicht gegeneinander laufen zu lassen. Denn der, der den zweiten Platz belegt, ist natürlich nicht vollkommen zufrieden, wenn man mit dem anderen Pferd gewinnt. Man kann es also in einem solchen Fall nicht allen recht machen. Am besten gewinnt man mit jedem Starter, auch wenn das praktisch nicht möglich ist. Aber nur dann sind alle zufrieden.
Fragen wie: Warum reitet der Stalljockey das andere Pferd und nicht meines, muss man vermeiden. Oder: Warum hast du den nicht woanders hin geschickt? So etwas ist anstrengend. Meiner Meinung nach bestehen bei so etwas die größten Probleme. Alle zufrieden zu stellen, ist manchmal nicht möglich, zum Beispiel, wenn ich einfach keine passenden Rennen habe für Pferde, die die gleichen Voraussetzungen brauchen, beispielsweise die Distanz betreffend. Und wenn man alternativ eine weite Reise unternimmt und dann stolpert das Pferd am Start und wird Letzter, heißt es: da hätten wir ja auch in Rennen X gegen das andere Pferd aus deinem Stall laufen und Zweiter werden können.
Organisation beim Pferdekauf
Beim Ankauf und Verkauf von Pferden ist die Organisation anders. Es gibt die Besitzer, die einfach Spaß und Freude haben wollen. Bei denen geht es gar nicht darum, ob sich das Pferd rentiert oder mehr gewinnt, als es gekostet hat. Das gilt bei mir zum Beispiel derzeit für die Familie Alck und für ihre Stute Orihime. Wenn ich dagegen meinen größten Besitzer, den Stall Nizza, stelle, weiß ich, dass in jedem Jahr eine Reihe von Jährlingen von Herrn Imm zu mir geschickt werden. Und im Gegenzug werden einige der älteren Pferde verkauft. So ist das Geschäft. Das lässt sich alles organisieren.
Der, der die Musik bestellt, darf auch die Lieder singen, sage ich immer. Man kann ja zum Beispiel auch ein Pferd im Stall verkaufen, dann bleibt es hier, hat nur einen anderen Besitzer. Und als Trainer hat man keinen Nachteil. Beim Stall Nizza war dies beim Kollegen Peter Schiergen und mit Nubius der Fall – und alle Seiten waren glücklich. Bei mir gab es solche Fälle natürlich auch bereits.
Es geht um den Sieg
Die Frage ist, wie viel gibt mir ein Sieg persönlich. Das kann ich eigentlich nicht in Geld aufwiegen. Es ist doch so, dass bei jeder Veranstaltung vielleicht 5.000 Leute auf die Bahn gehen, es gibt aber nur sieben oder acht Sieger. Deshalb ist ein Besitzer besonders stolz, wenn das eigene Pferd ein Rennen gewinnt. Unter einen Hut gebracht vertritt man also die Interessen der Kunden. Und ich als Trainer muss mit meinem Team dafür sorgen, dass so ein Sieg möglich wird. Dafür muss ich gut arbeiten und in meinem Stall alles perfekt in Sachen Ablauf organisiert haben. Das ist alles also quasi eine Art von Kreislauf.“
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Marco Klein: Managing: „Leiste mir keinen Nachmittagsschlaf.“
Heute tragen nur noch wenige Menschen Hüte, auch wenn sie auf der Rennbahn noch verbreitet sind. Aber die meisten müssen in ihrem Leben vieles „unter einen Hut bringen“, gerade im Arbeitsleben. Das gilt auch für einen Galopptrainer, denn Training, Auktionen, Management, Nennungen, die Organisation, alles nimmt viel Zeit und Koordination in Anspruch. Exklusiv in dem Blog berichtet RaceBets-Botschafter Marco Klein darüber.
Auktionsvorbereitung erfolgt frühzeitig
„Grundsätzlich weiß man über die Auktionstermine frühzeitig Bescheid, da die Termine ja feststehen. Die Vorbereitung auf die Versteigerungen richten sich für einen Trainer natürlich nach den Aufträgen, die er von den Besitzern bekommt. Natürlich überfliegt man auch den Katalog schon einmal, ehe man ihn genauer durcharbeitet, um gezielt zu sehen, welche Pferde interessant sein könnten. Man hat auch zeitig eine Vorahnung in welches Preissegment es gehen könnte. Die rennfertigen Pferde kennt man ja in aller Regel.
Was die Nennungen anbetrifft, habe ich die groben Nennungen im Kopf, gerade im Handicap-System. Leider wurde uns Trainern zuletzt eine Bürde auferlegt, da das Datenbanksystem des Dachverbandes mehrere Wochen nicht funktionierte. Da braucht man die doppelte Zeit, um die richtigen Rennen auszusuchen, weil man jeden Renntag und jedes Rennen einzeln genau aufmachen muss, um die Ausschreibungen zu lesen.
Wichtige Nachmittagsbeschäftigung
Oft ergeben sich durch Neuausschreibungen noch kurzfristige Änderungen, was das Management schwerer macht. Ich suche die Rennen in aller Regel am Nachmittag aus, wenn alles durch ist und meine Leute zu Hause sind. Dann kehrt hier etwas Ruhe ein.
Der Tagesablauf ist immer relativ gleich. Den Luxus, mir einen Nachmittagsschlaf zu gönnen, leiste ich mir nicht, sondern plane mir den Nachmittag für die Büroarbeit ein.
Reisen mit den Pferden kann man oft erst nach der Starterangabe planen. In Frankreich muss vor den Starts noch eine Amtstierarztuntersuchung erfolgen.
Wichtig ist, dass man als Trainer strukturiert arbeitet, denn man muss auch dem Personal einen Rahmen vorgeben. Der Arbeitsablauf sollte geregelt sein. Ruhe hat man allerdings nie, denn es kann ja auch abends etwas Unvorhergesehenes passieren. Aber insgesamt ist es nicht so schwer, alles unter einen Hut zu bekommen, wenn man halbwegs organisiert ist.“