Vor 10 Wochen entstand abends und spontan die Website Vollblutmarktplatz.com. Facebook hatte gerade die einschlägigen Vermittlungsgruppen für Ex-Galopper geschlossen und die zuständigen Besitzer/ Trainer/ Vermittler irrten etwas planlos durch die Landschaft. Vollblüter haben längst eine eigene Fan-Base im Reitsport, doch die hat wenig Lust, sich durch tausende Inserate auf Ebay Kleinanzeigen zu klicken.
Als PR-Beraterin bin ich recht routiniert in der Erstellung von Websites und entwarf auf die Schnelle den Vollblutmarktplatz. Das Interesse von offizieller Seite war überraschend gering: Da zieht doch eh keiner mit! Wenn du 10 Pferde zum Inserieren bekommst, bist du gut dabei!
Zeit für einen Kassensturz …
50 Vollblüter in 10 Wochen
Am Anfang war die Skepsis natürlich groß: Doch freundlicherweise hat ein hoch renommierter Rennstall aus Köln gleich mitgezogen und mir diverse tolle Vermittlungspferde inklusive wunderschönen Fotos geschickt. Auf einigen Bildern war der Trainer noch selbst zu sehen … und Schwups waren die Berührungsängste der Rennsportler dahin. Seither durfte und darf ich knapp 50 Pferde vorstellen: Vom verletzt ausgeschiedenen Derby-Pferd bis zum Format „Ich-bin-kein-Star-Holt-mich-hier-raus“! 24 Pferde sind inzwischen vermittelt, 22 suchen aktuell einen neuen Möhrchen-Geber.
Teils problematisch ist noch das Thema Fotos: Das Auge kauft schließlich mit. Die Koppel-Fotos versuche ich den Inserenten nach und nach abzugewöhnen. Ganz schwierig ist das Thema Videos: Hier merkt man tagtäglich, dass reittechnisch einfach Welten zwischen Renn- und Reitsport liegen. Ein Königreich für ein nah und von der Seite gefilmtes Pferd im Schritt und Trab, wo der Bewegungsablauf gut erkennbar ist. Ein kleines How-To-Video ist in Planung …
8.000 Reitpferde-Käufer
Auch ohne Anzeigen ist das Interesse des Reitsports an dem Thema gewaltig. Über 8.000 Besucher waren in den letzten Wochen auf dem Vollblutmarktplatz. Nach und nach versuche ich Ihnen einen Wissenspool – wir PR‘ler nennen es Content Hub – rund ums Thema Vollblut aufzubauen. Fütterung, Pflege, Training, Kontaktadressen von Experten … und Einstiegsmöglichkeiten in den Rennsport?
Vom Reitpferde-Käufer zum Rennpferde-Besitzer?
Eine weitere eher spontane Idee und der heiklen wirtschaftlichen Lage im Rennsport geschuldet: Lassen sich aus den Reitpferde-Käufern Rennpferde-Besitzer rekrutieren? So entstand auf dem Vollblutmarktplatz die Börse für Besitzergemeinschaften. Das Ziel ist simpel: Reitpferde-Lesern das Konzept Besitzergemeinschaften vorstellen und dann ganz konkrete Pferde aufzeigen, bei denen man für einen monatlichen Preis X einsteigen kann. Das erste Feedback der Inserenten war sehr positiv.
Vernetzung mit den Offiziellen?
Die Skepsis der offiziellen Rennsport-Organe war anfangs ziemlich groß, doch langsam scheint durchzudringen, dass ich sowohl fähig als auch ungefährlich für bestehende Geschäftsmodelle bin. Mein oberstes Ziel ist und bleibt, Rennpferde in Rente im Reitsport zu positionieren und die richtigen, fähigen Leute auf diese tolle Rasse aufmerksam zu machen. Und wenn man aus diesen Leuten noch neue Besitzer für den Rennsport gewinnen kann, Besitzer die Spaß am Pferd haben wollen und wenig bis keine wirtschaftlichen Erwartungen mitbringen (bei einer Springprüfung etwa auf Ausgleich 4 Niveau kämpfen 60 bis 100 Starter um 50€ Preisgeld), wird die sorgfältige Vermittlung von Rentnern zu einem Win-Win, von dem auch die Aktiven profitieren.