Propulsion vor historischem Hattrick

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»The Iceman« ist nicht nur der Titel eines 2012 in die Kinos gekommenen, amerikanischen Thrillers über den Mafia-Killer Richard Kuklinski, sondern auch der »Kampf-Name« des schwedischen Traber-Profis Örjan Kihlström.
Den hat er vor allem seiner oft beschriebenen »Eiseskälte« zu verdanken, mit der er seit Jahren die größten internationalen Rennen gewinnt. Manchmal geradezu aufreizend deutlich verzichtet der 55-Jährige aus Solvalla, der bevorzugt mit dem Norweger Roger Walmann (65), aber auch sehr erfolgreich mit dem immer mehr ins Rampenlicht rückenden Daniel Redèn (39) zusammenarbeitet, auf spektakuläre Haltungen oder intensives Unterstützen der Pferde im Endkampf, wirkt stattdessen häufig »mumienhaft« unbewegt – und hat mit dieser Art Interpretation der Aufgaben eines Trabrennfahrers seit Jahrzehnten großen Erfolg.
Am Dienstag steht in der südschwedischen Großstadt Malmö – jenseits der Öresund-Brücke – mit dem Hugo Åbergs Memorial 2018 (1.750.000 Kronen / 1609 Meter) wieder eines jener Top-Rennen an, die Kihlström so liebt und in denen ihn seine Gegner genau so fürchten. Es gehört zu jenen Prüfungen mit großer Tradition, die schon ewig lange ausgetragen werden. 1970 wurde es zur Erinnerung an einen der größten Funktionäre Jägersros, wie die Piste im gleichnamigen Stadtteil der 300.000 Einwohner-Metropole heißt, ins Lebens gerufen, der mit seinem Wirken das Überleben der schwedischen Derby-Bahn überhaupt erst ermöglichte.

Direkt zum Rennen
Hugo Åbergs Memorial 2018

In den ersten acht Jahren wurde es in zwei Heats entschieden, seit 1978 dann jeweils in einem Lauf. Doppelsieger hat es in den vergangenen 40 Jahren häufiger gegeben, schwedische Traber-Größen wie Express Gaxe (1979 / 80), Big Spender (1986 / 87), die Amerikanerin Peace Corps (1990 / 91), der Norweger Rite on Line (1997 / 98), Gidde Palema (2004 / 05), Lavec Kronos (2010 / 11) und zuletzt Commander Crowe (2012 / 13) gelang dieses Kunststück. Nun hat der in den Vereinigten Staaten geborene Hengst Propulsion die historische Möglichkeit, den »Hattrick« zu schaffen. Peace Corps scheiterte 1993 bei diesem Versuch als Dritte, ebenso Rite on Line, der 1999 Vierter wurde, auch Lavec Kronos und Commander Crowe blieb der Dreifach-Triumph versagt.
Nun also soll es der siebenjährige Modell-Athlet aus dem investitionsfreudigen Stall Zet des Unternehmers Lennart Agren richten, und die Voraussetzungen sind gut wie selten. Der von Redén trainierte, 17-fache Kronen-Millionär, setzte 2017 beim zweiten Treffer neue Maßstäbe, lief beim Sieg über den späteren Elitloppet-Sieger Ringostarr Treb, der dieses Mal wegen Verletzung fehlt, mit 1:08,1 die schnellste Zeit, die jemals in Europa erzielt wurde, und hat mit zwei überzeugenden Siegen in Boden und Arjäng die beiden Niederlagen aus dem Elitloppet längst vergessen gemacht. Startplatz »4« ist zudem eine versprechende Ausgangslage, auch wenn der Hengst vom Rennverlauf ziemlich unabhängig zu sein scheint.
Sein großer Gegenspieler auf dem Weg in die Abergs-Geschichte ist der zwei Jahre jüngere Diamanten (Erik Adielsson / 2), dem deutschen Publikum vor allem durch den Sieg im Großen Preis von Deutschland 2017 in Hamburg ein Begriff. Um den Adrian Chip-Sohn der Eishockey-Brüder Forsberg gab es danach einigen Wirbel, weil er trotz toller Erfolge mit Robert Bergh an den legendären Stig H. Johansson überstellt wurde, angeblich, weil ihn seine Besitzer in der Nähe ihres Wohnsitzes Stockholm wissen wollten.
23 Siege in nur 34 Aufgaben sprechen für die Klasse, die Diamanten vertritt, der sich zuletzt im norwegischen Jarlsberg erstmals gegen ältere Konkurrenten durchsetzte und dabei auch den vor Ort trainierten Rajesh Face (Lutfi Kolgjini / 5) und den wie Propulsion jenseits des Atlantiks geborenen Giveitgasandgo (Ulf Ohlsson / 7) deutlich hinter sich ließ. Rajesh Face wird durch den Frontrenner Dante Boko (Christoffer Eriksson / 1) aus dem gleichen Quartier unterstützt, der zwar immer wieder zu Überraschungen fähig ist, aber in diesem exquisiten Feld kaum Siegchancen besitzen dürfte.
Gefährlicher erscheint uns Redéns zweite »Waffe«, der großkalibrige Wallach Heavy Sound (9) zu sein. Auch hier hatte es einen Quartierwechsel von Roger Walmann zu Redén gegeben, der sich allerdings weiterhin der Fahrdienste des bei Walmann beschäftigten Kenneth Haugstad bedient. Was in vielen anderen Ländern ein »Ding der Unmöglichkeit« wäre, klappt in diesem Fall einwandfrei, wie Siege des Sechsjährigen in Färjestad und zuletzt im St. Michels Ajo im finnischen Mikkeli beweisen. Über ausreichendes Können für eine Platzierung verfügen sicher auch Pferde wie Pastore Bob (Johan Untersteiner / 6) und die extrem schnelle, aber durch Startplatz »10« auch extrem gehandicapte Italienerin Shadow Gar (Pietro Gubellini).
Deutsche Pferde sucht man in der Starterliste vergeblich. Die Zeiten, in denen Pferde aus deutschem Besitz oder gar deutscher Zucht hier gewannen, sind lange vorbei. 1993 setzten sich Sea Cove und Jos Verbeeck für den Hamburger Kult-Besitzer Harald »Charles« Grendel durch, im Jahr darauf trug sich Campo Ass mit Heinz Wewering für Olympiasieger Alwin Schockemöhle als zweiter und schon letzter deutscher Sieger in die Ehrenliste ein.

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