9. Oktober 2021 (18:20 Uhr), 2.140 Meter, Åby
von Urs Bruder
Schwedens unbesiegter Shootingstar Calgary Games greift am Samstagabend nach der Krone Europas, wenn auf der Trabrennbahn in Åby der beste vierjährige Traber des Kontinents ermittelt wird. Das sogenannte Europa-Derby ist in diesem Jahr eine reine Angelegenheit zwischen Pferden aus Frankreich und Schweden.
Würde man Trabrennen mit Fußball vergleichen, wäre der UET Grand Prix vielleicht so etwas wie die U21-Europameisterschaft des Trabrennsports. Nur vierjährige Pferde dürfen teilnehmen und müssen sich ihre Startplätze in Vorläufen erkämpfen. Am 26. September fanden drei Qualifikationsrennen in Paris (1) und Solvalla (2) statt, von denen die vier Bestplatzierten ins Finale gelangten.
Die Bedeutung des UET Grand Prix wird klar, wenn man sich die Siegerliste dieses Rennens anschaut. Dort befinden sich die Namen fast aller Pferde, die in jüngster Vergangenheit den Trabrennsport dominiert haben, wie Maharajah, Bold Eagle, Readly Express oder Face Time Burbon. So könnte auch der diesjährige Gewinner eine große Zukunft vor sich haben.
Die Pferde:
1 – Marre’s Dreamboy hatte im schwedischen Derby einen guten Moment, als er vom Ende des Feldes angeschossen kam. Schlussendlich endete der 74:1-Außenseiter aber abgeschlagen und wird auch in diesem Rennen kaum eine Chance haben.
2 – San Moteur sollte da deutlich bessere Karten besitzen. Mit seiner Startschnelligkeit könnte er sich an die Spitze setzen, was auf der Rennbahn in Åby mit ihrem Open Stretch aber nicht die beste Taktik sein muss. Letztes Jahr war San Moteur im Svenskt Trav-Kriterium als Favorit Zweiter geworden, dieses Jahr musste er sich im Svenskt Trav-Derby mit Rang drei begnügen. Er soll im Derby erkältet gewesen sein und sich jetzt in einer viel besseren Verfassung befinden. Trainer und Fahrer Björn Goop glaubt jedenfalls, dass San Moteur eine Chance gegen Calgary Games hat. Seinen UET Grand Prix-Vorlauf gewann er zumindest souverän.
3 – Hirondelle Sibey hat in ihrer Karriere schon mehr als eine halbe Million Euro eingelaufen und ist damit die erfolgreichste Teilnehmerin am UET Grand Prix. Alleine zwischen November und Mai hatte sie in Frankreich fünf Gruppe-II-Rennen gewonnen. Nach einer kurzen Sommerpause fand die Gazouillis-Tochter dann aber nicht mehr richtig zu Form, enttäuschte am 4. September auch im Critérium des 4 Ans. Dass sie ihren Vorlauf in Paris aus der Todesspur souverän gewann, könnte aber darauf hindeuten, dass sie sich wieder ihrer Bestform nähert.
4 – Calgary Games ist ohne Frage der beste vierjährige Traber den Schweden momentan zu bieten hat und nur über ihn führt hier der Weg zum Sieg. Sein finnischer Trainer Timo Nurmos hat ihn sehr bedächtig aufgebaut, bislang hat er erst acht Rennen bestritten, die er allesamt gewann. Zur Demonstration wurde sein erster Auftritt in einem Gruppe-Rennen am 5. September im Svenskt Trav-Derby, das er mühelos mit neuem Rennrekord für sich entschied. Sein Trainer erklärte anschließend, Calgary Games sei mindestens genauso gut wie sein Vater Readly Express, den er auch trainiert hatte und der nicht nur den UET Grand Prix, sondern auch den Prix d’Amerique gewann.
5 – Mister Hercules weckte im letzten Jahr mit seinem Sieg in der schwedischen Breeders‘ Crown große Hoffnungen, die er als Vierjähriger bislang aber nicht erfüllten konnte. Sowohl im Finale des Sprintermästaren als auch im Derby-Vorlauf verfiel er in Galopp. Zum Sieg wird es im Europa-Derby eher nicht reichen, ein Platzgeld ist für den Daniel Redén-Schützling aber nicht ausgeschlossen, sollte er das Rennen beenden.
6 – Heliade du Goutier starte mit mehreren Siegen ins neue Jahr, scheiterte im Mai im Prix Paul Leguerney nur an Hirondelle Sibey, konnte sich danach an der Jahrgangsspitze aber nicht durchsetzen. Auch sie hinterließ bei ihrem zweiten Platz im Pariser Vorlauf einen guten Eindruck, sollte nicht unterschätzt werden.
7 – Helgafell trumpfte im Alter von zwei und drei Jahren groß auf, gewann sieben Gruppe-Rennen, darunter den Prix Albert Viel und das Championnat des 3 Ans. Als Vierjähriger lief der von Philippe Allaire trainierte Hengst aber nur noch hinterher, wurde auch im Critérium des 4 Ans nur Sechster.
8 – Napoleon Cash schaffte es als Viertplatzierter seines Vorlaufs gerade noch in den Endlauf. Von seinen zwölf Rennen konnte er immerhin die Hälfte gewinnen, im schwedischen Derby reichte es aber auch nur zu einem abgeschlagenen fünften Platz.
9 – Ready Tonight wartet seit fast einem Jahr auf einen Sieg, der ihm auch hier nicht gelingen wird. Die Qualifikation zum Svenskt Trav-Derby hatte er noch knapp verpasst, darf nun als Dritter seines Vorlaufs am „europäischen Derby“ teilnehmen.
10 – Global Badman gewann als Dreijähriger das zur Gruppe 1 zählende E3-Finale, konnte in diesem Jahr aber nie wirklich überzeugen und wird es aus der zweiten Startreihe sehr schwer haben.
11 – Hakim Griff kommt mit der Erfahrung aus 32 Starts nach Schweden, davon zwölf auf Gruppen-Ebene. Allerdings konnte er nur seinen allerersten Start gewinnen. Wie Heliade du Goutier wird er am Stall von Sébastien Guarato trainiert.
12 – Wallawalla Broline ist die einzige schwedische Stute im Feld und wird wie San Monteur von Björn Goop vorbereitet. Bisher hat sie noch nie ein Rennen gewonnen.
Fazit:
Calgary Games hat in Schweden noch keine Gegner gefunden und muss in diesem Feld eigentlich nur San Moteur und die Französin Hirondelle Sibey fürchten. Sollten sich diese beiden in Bestform präsentieren, könnte es zu einer packenden Entscheidung kommen.
Unsere Tipps:
1: 4 Calgary Games
2: 3 Hirondelle Sibey
3: 2 San Moteur