Jeder, der von Baden-Baden aus über die Landstraße in Richtung Iffezheim fährt, hat dieses Unternehmen schon einmal gesehen – Auto Merkel, die Firma von Günter Merkel. Wagen und Busse sind das Geschäft des 78-jährigen. Doch ein passionierter Pferdebesitzer und -züchter ist er noch dazu, und hier einer der sehr erfolgreichen. Insider erinnern sich noch an seine grandiose Siegesserie mit Pferden wie Turfkönig, Temperamentus, Windsor Prince und vielen anderen in den 80er-Jahren, vor allem dank der sehr guten Zusammenarbeit mit Trainer Uwe Ostmann.
Und 2017 hat Merkel wieder einen ganz besonderen Trumpf in seinen Reihen, allerdings diesmal nicht aus der eigenen, sondern aus der Zucht von Ralf Kredel: die zweijährige Stute Rock my Love (A. de Vries), eine bei zwei Starts noch ungeschlagene Holy Roman Emperor-Tochter, die am Sonntag in der Heimat des Besitzers (Iffezheim) den Preis der Winterkönigin, das bedeutendste Rennen für die jungen Stuten, als heiße Favoritin bestreitet.
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Preis der Winterkönigin
Der Grund ist simpel: Bei ihren bisherigen Auftritten pulverisierte Rock my Love regelrecht ihre Konkurrenten. Das ging los am Diana-Tag in Düsseldorf, als schon die enorme Beschleunigung auffiel. Und das setzte sich nahtlos fort beim Kölner Europa-Meeting im Winterkönigin-Trial. In diesem so wichtigen Vorbereitungsrennen brauchte ihr Jockey nicht einen Finger zu rühren, und Rock my Love verabschiedete sich in selten gesehener Manier von den anderen Stuten. Da sollte sich die von Champion Markus Klug trainierte Pferdedame, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, nun am Sonntag die Krone aufsetzen und ihrem Besitzer die schönste Freude bereiten. Schon in Köln hatte er Freudentränen auf seinen Wangen, was man völlig nachvollziehen kann.
Logisch wäre der Sieg nicht nur nach Form, sondern auch aufgrund der Statistik: Markus Klug dominierte schon die beiden letzten Entscheidungen und könnte nach Dhaba 2015 und Well Spoken 2016 nun den Hattrick perfekt machen. Klug vertraut außerdem auf Bützje (A. Helfenbein), die in Köln gerade brillierte und die bekannten Millowitsch-Farben von Dr. Alexandra Margarete Renz trägt, die im Dortmunder Auktionsrennen so souveräne Suada (M. Pecheur) sowie auf Dina (M. Seidl) in den Röttgener Farben der Vorjahressiegerin, die Dritte im Junioren-Preis in Düsseldorf hinter starken Hengsten war.
Einen glänzenden Schnitt hat in der Winterkönigin, die seit 2004 der Höhepunkt des Sales & Racing Festivals in Baden-Baden ist, auch Trainer Andreas Wöhler, der in Iffezheim schon Neon Light 2009, Monami 2011 und Swordhalf 2012 als Siegerin vom Geläuf abholen konnte. Diesmal vertraut er auf Sword Peinture (J. Bojko), die bei ihrem Debüterfolg in Hannover einen sehr starken Eindruck machte. Für sie spricht auch die Erfolgsbilanz ihres Besitzer, dem Gestüt Wittekindshof von Hans-Hugo Miebach aus Rüthen-Kneblinghausen im Sauerland: 2005 Nordtänzerin, 2008 Sworn Pro und 2012 Swordhalf hießen die Siegerinnen in den blauen Erfolgsfarben. 2015 scheiterte dann Serienholde (aus dem Wöhler-Stall) nur nach einer spannenden Kampfpartie.
Dagegen ist der Hannoversche Altmeister Hans-Jürgen Gröschel trotz seiner fortgeschrittenen Alters noch ein Neuling in der Siegerliste dieses Rennens. Aber die von ihm für Carsten Biedermann trainierte Cabarita (F. Minarik) hat einen nicht zu unterschätzenden Vorteil – sie war auf der Rennbahn in Iffezheim schon siegreich – in einem wertvollen Auktionsrennen. Locker lief die Areion-Tochter in Köln noch auf den zweiten Rang vor, ohne allerdings eine Rock my Love gefährden zu können.
Trainer Hans-Jürgen Gröschel gegenüber RaceBets:
„Sie ist in Köln sehr gut gelaufen, auch wenn wir die Gegnerin nicht schlagen konnten. Unsere Stute wurde auch nicht überanstrengt. Sie hat 2017 schon so vieles erreicht und einiges an Geld verdient. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus.“
Peter Schiergen kennt das Gefühl des Triumphes in diesem Rennen (seit der Badener Zeit) dank Nordtänzerin 2005 und Love Academy 2007 und greift hier mit der Brümmerhoferin Angelita (D. Porcu) an. Sie schlug zuletzt Bützje in Hannover und würde eine Pechsträhne ihres Besitzers in der Winterkönigin beenden – nach den zweiten Plätzen mit Touch My Soul 2006, Diamantgöttin 2007 und Akua’Da 2012.
Mit Pemina hatte der Mülheimer Trainer Jens Hirschberger 2016 den Sieg kurz vor Augen, doch dann musste sich diese Stute hauchdünn Well Spoken beugen. Mit Arazza stellte er zudem auch die Drittplatzierte (wie auch 2015 mit Pagella), nun könnte er mit Barista (Lukas Delozier) zumindest wieder ein Platzgeld holen, denn diese Lady war als Dritte in Köln lange vorne, aber letztlich doch chancenlos gegen Rock my Love und Cabarita. Man darf sich in jedem Fall freuen auf den Kampf um die Krone in Baden-Baden!
Lesen Sie auch unseren Galopp-Insider auf dem RaceBets-Blog mit Patricia Rotering von Baden Racing!
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