Die RaceBets Zeitmaschine: 1946

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1946 ist das Jahr, das zaghaft versucht, die Wunden, verursacht durch den zweiten Weltkrieg, zu schließen. Es ist geprägt vom Wiederaufbau aber auch tiefem Misstrauen und Unruhen, Aufarbeitung der Schrecken. Mit den Nürnberger Prozessen wird das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte aufbereitet und ein Riss zwischen den Alliierten und der Sowjetunion tut sich auf – damals dachte man allerdings, dass der leicht zu kitten sei. Die Ordnung muss an allen Orten wiederhergestellt werden. Auch auf der Rennbahn. Und so nimmt man überall in Europa den Rennbetrieb wieder auf.

Während in England kaum an Pferderennen zu denken war, konnten die Iren 1945 immer noch National Hunt Rennen abhalten. Prince Regent war bereits 11 und ein versierter Steepler in Irland, als er zum ersten Mal nach England kam, wo er die Bradford Chase in Wetherby mit einer Quote von 1/10 gewann.  Am 14. März 1946 nahm der elfjährige Prince Regent am Cheltenham Gold Cup teil und ging als 4/7-Favorit ins Rennen. Die besten seiner fünf Gegner schienen Red April (Dritter im Champion Hurdle) und der Newcomer Poor Flame zu sein, während die anderen Starter die Außenseiter Elsich, Jalgreya und African Collection waren. Elsich übernahm die frühe Führung, bevor er stürzte und Prince Regent die Führung überließ. Die Verfolger fielen immer weiter zurück, und bis zum vorletzten Durchgang war nur noch Poor Flame in der Lage, den Favoriten zu fordern. Der machte jedoch einen Fehler beim Springen und Prince Regent zog davon und gewann mit fünf Längen Vorsprung, während Red April mit weiteren vier Längen Rückstand Dritter wurde. Im National konnte er die lange Distanz allerdings nicht durchstehen und wurde geschlagen.

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Ein Jubiläum nach einer langen Durststrecke. Das hundertste Grand National fand am 5. April 1946 in Aintree statt. Es war das erste echte Aintree Grand National seit 1940 aufgrund des Zweiten Weltkriegs. Und es wurde das letzte Grand National, das an einem Freitag gelaufen wurde. Von nun an ließ man es Samstags laufen, wo es heute noch stattfindet. Das National wurde vom 25:1 Außenseiter Lovely Cottage gewonnen, der von Captain Robert Petre geritten und von Tommy Rayson trainiert wurde. Vierunddreißig Pferde gingen an den Start, eines starb: Symbole stürzte in Becher’s Brook und zog sich einen tödlichen Halswirbelbruch zu.

Unter der Obhut von Max Hirsch gab Assault 1945 sein Renndebüt als Zweijähriger und belegte dabei einen enttäuschenden zwölften Platz. Zu Beginn seiner dreijährigen Saison gewann er das Wood Memorial, aber sein Lauf im Derby Trial machte ihn zum Außenseiter im Kentucky Derby. Mit Jockey Warren Mehrtens an Bord zog er an seinen Konkurrenten vorbei und gewann das erste Rennen der Triple Crown mit acht Längen Vorsprung, dem bis dahin größten Vorsprung. Assault wurde eine Woche später zum Favoriten für die Preakness Stakes erklärt. Da er zu Beginn des Rennens durch den Verkehr behindert wurde, entschied sich Mehrtens, Assault früher als gewöhnlich anzuschieben. Ein Furlong vor dem Ziel lag er vier Längen in Führung. Der müde werdende Assault siegte um einen Hals über Lord Boswell.

Auch in Epsom nahm man den Betrieb 1946 wieder auf. Das Derby von 1946 war das erste, das seit 1939 in Epsom ausgetragen wurde, da die Rennbahn während des Krieges als Flakstellung genutzt worden war.Das Rennen zog eine riesige Menschenmenge an, die auf bis zu 500.000 geschätzt wurde, darunter auch der König und die Königin. Airborne, geritten von Tommy Lowrey, war ein unberechenbarer Außenseiter, der mit einer Quote von 50:1 in einem Feld von siebzehn Pferden in einem Rennen auf weichem Boden an den Start ging. In der Anfangsphase wurde Airborne gestört und lag beim Einbiegen in die Gerade immer noch weit zurück. Auf der letzten Viertelmeile übernahm Gulf Stream die Führung, als Lowrey Airborne in die Breite zog, um in der Mitte der Strecke zu einem Sprint anzusetzen. Er holte Gulf Stream auf den letzten Metern ein und gewann mit einer Länge Vorsprung.

Beim Deutschen Derby stand alles Kopf. Es wurde im September ausgetragen und das auch nicht in Hamburg sondern in Bayern, als Bayerisches Derby. In der amerikanischen Besatzungszone gelang den Münchnern ein voller Erfolg (Ein Münchner Pferd gewann das Bayerische Derby). Wenn auch einer, der vollkommen in Vergessenheit geriet, denn der Derbyjahrgang war nicht stark, das Pferd kaum bekannt und dazu wurde es noch auf der “falschen” Bahn gelaufen. Doch die guten Pferde waren nach dem Krieg alle fort und der klassische Spruch “Wir hatten ja nichts”, traf auf die Vollblutzucht absolut zu. Gerhard Streit ritt den klaren Favoriten Solo und er wurde nicht enttäuscht. Das Pferd gewann sicher, danach allerdings kaum noch. Solo wurde schwierig und langsam. Auch als Beschäler stellte er sich (nach offiziellen Verlautbarungen) schlichtweg zu dumm an. Sein Ende ist nur als tragisch zu beschreiben. Da Solo einfach kein Interesse am Deckakt hatte, ging er zurück in den Rennstall, als Hindernispferd. Aber auch dort gelang nichts, er wurde in ein Verkaufsrennen geschickt, verletzte sich dort und wurde noch auf der Bahn erschossen.

Der Arc stand jedoch in vollem Glanze, als der legendäre Ribot sich das Rennen zum zweiten Mal schnappte. Im Oktober kehrte Ribot für seinen zweiten Prix de l’Arc de Triomphe nach Paris zurück. Er sah sich einem stärkeren Feld als 1955 gegenüber, zu dem Talgo (Irish Derby), Tanerko, Fisherman, Career Boy, Master Boing (Washington, D.C. International) und Oroso gehörten. Ribot übernahm in der Kurve der Zielgeraden die Führung und setzte sich vom Feld ab, um mit einem offiziellen Vorsprung von sechs Längen vor Talgo zu gewinnen. Fotografien legen nahe, dass der Vorsprung eher achteinhalb Längen betrug.

Russia war ein eisenharter Steher, der sieben Saisons lang über Distanzen von 5 Furlongs (1.000 Meter) bis 2¼ Meilen antrat, dabei 89 Mal startete und 22½ Siege errang, darunter Siege in 19 wichtigeren Rennen. Er gewann 12 Rennen unter schlechtesten Gewichtsbedingungen und besiegte Shannon und Flight, als diese auf dem Höhepunkt ihrer Rennkarriere waren. Sein größter Sieg war der Melbourne Cup 1946, den er mit fünf Längen Vorsprung in einer Zeit von 3 Minuten 21,25 Sekunden gewann, womit er den zehn Jahre zuvor von Wotan aufgestellten Rennrekord einstellte.

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