RaceBets Zeitmaschine: 1938

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Galopp im TV? Damals noch undenkbar, man musste ins Kino gehen, um ein Rennen zu sehen. Doch 1938 beschäftigte sich die Welt nicht unbedingt mit schnellen Pferden, sondern mit der Bedrohung durch das Deutsche Reich, welches den “Anschluss” Österreichs erzwang. Die Tschechoslowakei wird zerschlagen, der spanische Bürgerkrieg tobt auf der iberischen Halbinsel, während auf der anderen Seite der Welt der japanisch-chinesische Krieg beginnt. Doch in Good Old England ist man noch nicht so besorgt und kann sich auf die schnellsten und aufsehenerregendsten Pferde konzentrieren, die die Welt je hervorgebracht hat.

In der National Hunt-Saison 1937/38 machte Morse Code stetige Fortschritte und galt als einer der besten Steeplechaser in Großbritannien. Im Cheltenham Gold Cup am 10. März traf er erneut auf Airgead Sios und Macauley, doch die meiste Aufmerksamkeit galt dem elfjährigen Golden Miller, der das Rennen von 1932 bis 1936 fünf Mal in Folge gewonnen hatte. Er wurde von Danny Morgan geritten und startete in einem Feld mit acht Teilnehmern, wobei Golden Miller als Favorit (7/4) ins Rennen ging. Bei langsamem Tempo lagen die Pferde dicht beieinander, und als sich die Pferde dem vorletzten Hindernis näherten, lagen Airgead Sios, Morse Code, Golden Miller und Macauley dicht beieinander. Airgead Sios machte einen schweren Fehler und behinderte Macauley, wodurch beide Pferde chancenlos wurden und Morse Code mit Golden Miller als einzigen ernsthaften Konkurrenten in Führung lag. Golden Miller versuchte am letzten Hindernis einen Angriff zu starten, aber Morse Code blieb zu stark für den Favoriten und gewann mit zwei Längen Vorsprung.

Das Grand National 1938 gewann ein Amerikaner! Das amerikanische Vollblut Battleship, eine 40:1-Chance, geritten von dem 17-jährigen Jockey Bruce Hobbs und trainiert von Reg Hobbs, für die Besitzerin Marion duPont Scott sorgte für einen wahren Schock bei den Wettern. Royal Danieli wurde Zweiter, Workman Dritter und der letztjährige Zweitplatzierte Cooleen Vierter. Workman gewann das National im folgenden Jahr und Cooleen wurde 1939 ebenfalls Vierter. Battleship ist das einzige Pferd, das sowohl das Grand National in Aintree als auch das American Grand National gewonnen hat. Sechsunddreißig Pferde nahmen an dem Rennen teil, darunter auch der Vorjahressieger Royal Mail, der vor dem zweiten Canal Turn mit einem geplatzten Blutgefäß aufgeben musste.

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Einer der besten und berühmtesten Jockeys der Zeit ist den Lesern dieses Blogs sicher häufiger schon begegnet: Eddie Arcaro. Auch beim Kentucky Derby 1938 saß Arcaro wieder im Sattel. Während des Rennens führte Arcaro Lawrin anfangs mit 3 Längen Vorsprung und hielt sich an den Rails. Eine Achtelmeile vor dem Ziel begann Lawrin jedoch zu ermüden und driftete in die Mitte der Bahn. Der künftige Hall of Fame-Jockey Eddie Arcaro, der den ersten seiner fünf Derby-Siege hier errang, trieb ihn an und konnte die Führung vor dem immer stärker werdenden Dauber halten. Lawrin gewann vor einem Feld, zu dem auch Menow, Fighting Fox und Bull Lea gehörten. Lawrin nahm nicht an den Preakness und Belmont Stakes, den beiden verbleibenden Triple Crown-Rennen in den USA, teil.

Bois Roussel startete nicht als Zweijähriger. Er gab sein Debüt Anfang 1938 auf der Rennbahn von Longchamp in Paris, wo er den Prix Juigné, ein Rennen für Hengste und Wallache gewann. Kurz darauf verkaufte Volterra Bois Roussel für 8.000 £ an Peter Beatty, den Sohn von Admiral David Beatty und Enkel des Kaufhausmagnaten Marshall Field aus Chicago. Sein neuer Besitzer schickte Bois Roussel nach England, wo er im Juni am Epsom Derby teilnahm. Der Hengst, der erst den zweiten Start seiner Karriere absolvierte, wurde mit einer Quote von 20:1 abgelassen. Unter dem Sattel von Jockey Charlie Elliott gelang Bois Roussel ein Überraschungssieg in Englands prestigeträchtigstem Rennen. Mit seinem Sieg verdiente er mehr Preisgeld, als Beatty für ihn bezahlt hatte. Bei seinem einzigen weiteren Rennstart wurde Bois Roussel im Grand Prix de Paris Dritter hinter dem ungeschlagenen Nearco.

Die legendäre Viererserie des Gestüts Schlenderhans ist jedem ein Begriff. Und 1938 nahm sie ihren Anfang, als Orgelton siegreich beim Deutschen Derby durchs Ziel ging. Dabei fing die Serie ganz leise an. Orgelton lief nicht überragend als Zweijähriger, nahm an keinen wichtigen Rennen teil und blieb dunkel. Orgelton tat nie mehr als nötig und versteckte sein Talent regelrecht, es dauerte bis George Arnull herausfand, wie schnell er war. Im Frühjahr muss es dem Trainer gedämmert haben, spätestens als er im Henckel-Rennen siegte. Danach musste er in der Union Frauenpreis den Vortritt lassen, doch im Derby sah es ganz anders aus (dennoch war seine Quote hoch, man feierte Adlerfee, die Zweijährig für Furore gesorgt hatte und auch die Diana gewann). Zwar gewann Orgelton danach nie wieder, aber es war der Anfang einer sagenhaften Siegesserie des Gestüt Schlenderhans.

Am 9. Oktober startete Eclair au Chocolat als Favorit (2,6/1) gegen neun Konkurrenten in die neunzehnte Ausgabe des des Prix de l’Arc de Triomphe über 2400 Meter auf der Rennbahn von Longchamp. Der von Charles Bouillon gerittene Eclair au Chocolat gewann mit zwei Längen Vorsprung vor Antonym und Cannot, der mit einer halben Länge Abstand Dritter wurde. Eigentlich wollte man mit ihm anschließend nach England gehen, doch er verletzte sich und wurde als Deckhengst aufgestellt. Der Arc Sieger verschwand jedoch in den Kriegswirren, als die Deutschen in Frankreich einmarschierten und den Hengst kurzerhand mitnahmen. Was aus ihm wurde, ist heute nicht mehr bekannt.

Obwohl Mr. A. McDonald als Trainer des Siegers Catalogue im Melbourne Cup 1938 aufgeführt ist, war es in Wirklichkeit seine Frau Mrs. A. ‚Granny‘ McDonald, die den Champion zum Erfolg trainierte. Zu dieser Zeit verbot die VRC Frauen den Besitz einer viktorianischen Trainerlizenz, obwohl inoffiziell der gesamte Verdienst für Catalogues Sieg „Granny“ zugeschrieben wurde. Nach seinem dritten Platz im Hotham Handicap setzte sich Catalogue vom Feld ab und ging auf der Zielgeraden in Flemington klar in Führung.

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