Warum das gar nicht so einfach ist …

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Reiten? Kann ja jeder. Sagen zumindest die Nichtreiter. Schließlich sitzt man ja auf seinem Popo und lässt sich herumtragen. Nun, wir wissen auch, wie Unrecht diese Damen und Herren haben und würden denen gerne mal eine schöne Sitzschule an der Longe geben.

Umso mehr erstaunt es sich, dass andere Reiter sagen: „Galopper reiten? Ist doch auch nur ein Pferd.“ Oder: „Das kann ich auch, ich bin früher nen Trakehner geritten.“ Ah … natürlich. Nein, liebe Reiter, ich muss euch leider sagen: Nur weil man reiten kann, kann man noch lange nicht einen Galopper reiten. Das hat viele Gründe, nicht aber den, dass ihr sonst passabel reitet und mal Schleifchen gewonnen habt.

Nein, das hat was mit der „Reitweise“ zu tun. Stellt euch mal vor, ihr seid so ein typischer Englischreiter, ihr habt das innere Bein dran, ihr gebt schöne Paraden – nur: Das Westernpferd ist schon längst rückwärts gelaufen. Weil es anders geschult ist. Das gilt auch für den Galopper, der mit der Schenkelhilfe die Stallwand streicht, nicht aber darauf reagiert. Das meint der nicht böse, er kennt sie nur nicht.

Habe ich jetzt einen extrem klischeehaften Englischreiter, der „vorne zieht und hinten sticht“ – nun … Da macht das Rennpferd einen runden Rücken und flippt aus. Nicht im guten Sinne. Und mit kurzen Zügeln und langen Bügeln können die halt, gerade, wenn noch keine Umschulung stattgefunden hat, nicht so viel anfangen.

Dann ist da natürlich auch noch der Umstand, dass so ein Galopper einfach schneller reagiert. Das tut er wirklich, ganz egal wie viele Leute behaupten, dass der Haflinger so klug ist und da Vollblut phlegmatisch – ja, können die sein. Trotzdem ist die Leitung einfach kürzer, es kommt schneller an. Sensibler sind die nicht zwingend.

Manche Galopper sind von der Panzersorte: Einfach weitergehen. Aber die Reaktionsgeschwindigkeit wird trotzdem höher sein. Wisst ihr, wie schnell sich so ein Galopper umdrehen kann? Und zwar ohne, dass ihr das wolltet? Nicht zu verachten außerdem: Der Antritt. Der ist mächtig und wenn der Galopper meint, dass er jetzt die geistige Startbox aufmacht, dann ist es gar nicht so leicht das im Keim zu ersticken. Denn dafür müsste man es vorher merken.

Tja und das nächste Problem: Nur weil man schön Dressur oder Western reitet, bringt man so ein Rennpferd noch lange nicht sicher um die Bahn – und schon gar nicht in dem Tempo, in dem man SELBST will. Das ist nämlich der Knackpunkt. Draufsitzen kann fast jeder, der reiten kann. Reiten kann es eben nicht jeder. Hab auch gedacht: Kannst ja reiten und bist sattelfest. Das ging ein Lot.

Beim zweiten wurden es dann zwei Runden. Hoppla. Ist wohl doch nicht so einfach. Spätestens da würde man als Reiter mit Vorurteilen eh schon eines Besseren belehrt (denn wir wissen ja, wer vorher Vorurteile hat, meint auch, dass die Galopper ständig geschlagen werden und deswegen so schnell laufen). Wie muss das wohl für diese Leute sein, wenn sie feststellen, dass die so schnell laufen, dass man die gar nicht bremsen kann, obwohl man nicht mal eine Peitsche mitführt? Da ist ja dann alles auf den Kopf gestellt …

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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