Around the World: Anilin

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Den Namen bekam Anilin von einer chemischen Substanz die leicht bläulich ist (Indigo-Blau um genau zu sein). Dinge in Indigo-Blau wurden mit Anilin gefärbt. Allerdings war der berühmte Dreifachsieger des Preis von Europa nicht im entferntesten bläulich, sondern einfach nur braun. Anilin (russisch: Анилйн) war ein sowjetisches Rennpferd ud eines der berühmtesten Pferde des sowjetischen Pferderennsports. Er reiste in die USA und nach Frankreich, wo er trotz widriger Bedingungen gut lief. Sein Vater war der sowjetische Derbysieger Element, seine Mutter Anarodzhikhnaya und er war vor allem eins: Ein Triumph der Wissenschaft. 

Die Sowjetunion benötigte dringend Geld, schon um nach der Olympiade 1952 seine Top-Athleten in die Welt hinausschicken zu können, um zu beweisen, wie überlegen die Sowjetunion war und kam auf den Trichter, dass sich dafür die Vollblüter eigneten. 1958 investierte man spontan in die Vollblutzucht und erforschte die Tiere genauestens, vor allem der Sauerstoffgehalt des Blutes wurde Dreh und Angelpunkt der Forschung und sie waren akribisch. Die Studien wurden über zwei Monate geführt und man stellte schnell fest – nur Pferde, bei denen nach dem Rennen mehr Sauerstoff als vorher im Blut war, gewannen sie. Daraus zogen die Sowjets die korrekten Schlüsse und trainierten ihre Pferde entsprechend anders. Dressuraufgaben sowie Galopps über mehrere Kilometer gehörten zum Tagesprogramm. Was immer sie taten – der Erfolg gab ihnen recht. Ob das heute noch legal wäre, darf bezweifelt werden.

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Er lief in der Sowjetunion, aber auch in Ostdeutschland, Ungarn und anderswo und gewann im Alter von 2 bis 4 Jahren die Triple Crown: das Kalinina Memorial, das Bolszoj Vserossijskij Priz (Derby) und den USSR Priz. Insbesondere gewann er im Alter von vier und fünf Jahren nacheinander den USSR Priz und blieb generell in seinem Heimatland vollständig ungeschlagen. Auch ist er der einzige Galopper, dem jemals ein Dreifachsieg im Preis von Europa gelang. Dreijährig machte er sich aber zunächst einmal auf, Europa zu erobern. Sein Ziel war es vornehmlich Geld zu verdienen, und das gelang ihm wunderbar.

Als Drei- bis Sechsjähriger reiste er jedes Jahr zu einem Rennen in den Westen, und im Alter von drei Jahren lief er beim Washington DC International in den USA gegen Kelso, der fünf Jahre in Folge zum US-Pferd des Jahres gekürt wurde und als eines der berühmtesten Pferde der nordamerikanischen Geschichte gilt. Er wurde Dritter in diesem Rennen hinter Kelso, der einen Weltrekord aufstellte und das Rennen gewann. Für Anilin kein Problem, denn der besiegte immer noch ein internationales Feld, das hinter ihm einkam (Pferde aus Frankreich, Italien und der Schweiz ließ er hinter sich).

Im Frühjahr seines vierten Lebensjahres gewann er den USSR Priz in Moskau mit fünf Längen und vervollständigte damit die sowjetische Triple Crown (МИ Kalinin Memorial, Soviet Derby und USSR Priz). Er war das dritte Pferd in der sowjetischen Geschichte und das erste in der Nachkriegszeit, dem dieses Kunststück gelang. Im Herbst trat er beim Prix de l’Arc de Triomphe an. Im Arc des Jahrhunderts, wie man damals sagte. Nur selten kamen so viele hochkarätige Pferde an den Start. Sea Bird II war der Star unter ihnen. Der eisenharte Anilin reiste mit mehreren Zugverbindungen von Moskau über Polen und Belgien nach Paris, musste aber leider bei jedem Grenzübertritt in einem westlichen Land eine langwierige Quarantäne über sich ergehen lassen und bis zu 12 Stunden warten. In dieser Situation belegte Anilin den fünften Platz, trotz der langen Transportstrecke und der unterschiedlichen Umgebung. Auch bei der Washington DC International im Alter von fünf Jahren schnitt er gut ab und wurde Zweiter.

Es war natürlich eine Staatsangelegenheit, die die ganze Sowjetunion betraf, wenn Anilin lief. Dann gab es “Befehle aus Moskau”, die besagten wo und wann das Pferd zu laufen habe. Einen Staatstrainer gab es ebenfalls, einen Leiter des Vollblut-Kollektivs dazu – als Trainer von Anilin wird jedoch stets Nikolai Nasibov geführt, der auch gleichzeitig sein Jockey war.
Im Alter von sechs Jahren ging er in den Ruhestand und wurde Deckhengst in der Sowjetunion. Er wurde 1975 im Alter von 14 Jahren nach einem Unfall eingeschläfert, aber es scheint, dass die väterliche Linie noch heute besteht. Das Pferdezuchtinstitut der ehemaligen UdSSR bewahrte das Sperma von Anilin tiefgefroren in flüssigem Stickstoff auf, und 2011, 38 Jahre nach seiner Entnahme, wurde ein Fohlen namens Aristocrat aus der Budyonovskaya gezogen. Da künstliche Befruchtung allerdings bei Vollblütern verboten ist, erblickte dieses Fohlen niemals eine Rennbahn und wurde auch niemals offiziell ins Zuchtbuch eingetragen.

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