Zum Start des Cheltenham Festivals wagen wir heute einmal in unserer Around the World Serie einen Blick auf die Champions des Hindernissports und gehen zurück in das Jahr 1927. Denn da wurde der legendäre Golden Miller geboren, der Champion von Cheltenham. Kein Pferd gewann den Cheltenham Gold Cup häufiger und kein Pferd gewann jemals das Grand National und den Cheltenham Gold Cup im selben Jahr. Golden Miller wurde auf dem Hof von Laurence Geraghty, dem Großvater des Jockeys Barry Geraghty, in Pelletstown, Co. Meath, Irland, im Jahr 1927 gezogen.
Er stammt von dem nicht gelaufenen Goldcourt ab, der fünf Guineen kostete und zwei irische Grand-National-Sieger hervorbrachte. Seine Mutter, Miller’s Pride, war eine platzierte Ex-Chaserin und die Mutter des guten Hindernispferds May Crescent. Ihr Vater Wavelet’s Pride gewann die Great Metropolitan Stakes und so lag Golden Miller das Springen schon im Blut. Er bezog eine Box bei Basil Briscoe in Longstowe, Cambridgeshire und stand im Besitz einer Frau: Dorothy Paget, die 1943 britische Meisterin im Flachrennen und 1933-34, 1940-41, sowie 1951-52 die führende Besitzerin im National Hunt Sport war. Golden Miller wurde als Jährling für 100 Pfund, als Dreijähriger für 500 Pfund, als Vierjähriger für 1.000 Pfund und noch einmal, zusammen mit dem zweifachen Champion Hurdler Insurance, für insgesamt 12.000 Pfund an Dorothy Paget verkauft. Eine stolze Summe für die damalige Zeit.
1931 gab Golden Miller sein Debüt im Steeplechase auf der Rennbahn von Newbury, wo er den ersten Platz belegte, jedoch wegen falschen Gewichts disqualifiziert wurde. Am 30. Dezember gewann er die Reading Chase, bevor er am 20. Januar 1932 die Sefton Steeplechase und den Grundstein seiner Karriere gelegt hatte. Es folgten zwei Cheltenham Gold Cups, bevor er 1933, als Sechsjähriger, als Favorit im Grand National antrat. Doch der tückische Kurs von Aintree stellte ihm ein Bein und am Canal Turn war Schluss – Golden Miller kam zu Fall.
1934 startete er erneut in die National Hunt Saison und es sollte seine beste sein. Golden Miller gewann zunächste zum dritten Mal den Cheltenham Gold Cup (der damals allerdings das unwichtigere Rennen im Gegensatz zum Grand National war) und ging dann ins Grand National. Unbeeindruckt von seinem letzten Sturz gewann mit fünf Längen, wobei er den Streckenrekord um acht Sekunden übertraf. Bis heute ist er das einzige Pferd, das den Gold Cup und das Grand National im selben Jahr gewonnen hat.
Golden Miller war unter den Legenden des Vollblutsports einzigartig und erfreute sich großer öffentlicher Bekanntheit. Er wurde genauso gefeiert wie jeder Fußballer seiner Zeit, und seine Erfolge im Gold Cup, der erst im vorangegangenen Jahrzehnt über Sprünge eingeführt worden war, trugen dazu bei, dass er zum Aushängeschild des Steeplechasing wurde. Trotzdem hatte die Öffentlichkeit auch gewisse Probleme mit dem Pferd. Das lag zum großen Teil an seiner Besitzerin, der ehrenwerten Dorothy Paget. Paget war die Tochter von Lord Queenborough und seiner Frau Pauline Payne Whitney – obwohl sie alles andere als eine vornehme Dame aristokratischer Herkunft war. Ihre unkonventionelle und sehr direkte Art war in allen Belangen so groß, dass sie 18 verschiedene Trainer verschliss – viele von ihnen rief sie in den frühen Morgenstunden an und terrorisierte sie regelrecht. In Folkestone schimpfte sie eines Nachmittags öffentlich über Fulke Walwyn, der fünf Sieger für sie gesattelt hatte, aber in dem anderen Rennen auf der Karte scheiterte.
1939 ging Golden Miller, mit einer Bilanz von 29 Siegen, aus 52 Rennen in den Ruhestand, nachdem er 1936 seinen letzten Gold Cup gewonnen hatte.. Er ist auf dem Elsenham Stud, einem landwirtschaftlichen Betrieb in Elsenham, West Essex, begraben. Golden Millers Ebenbild steht heute auf dem Kurs von Cheltenham, unweit des Paradeplatzes.