Runde 3 ist Geschichte und wir nähern uns mit riesigen Schritten dem Finale, doch zunächst einmal erwartet euch die 4. Gruppe der Fan-Favoriten und die ist sehr Schlenderhan-lastig. Kein Wunder, eine solche Bestenliste kann man ohne die schwarzblauroten Farben überhaupt nicht führen, denn über die Jahrhunderte haben sich hier so viele Cracks entwickelt, dass sie einen großen Anteil bei euren Votes ausmachen. Die meisten Nominierten Pferde in der Gesamtauswahl stammen aus dem Gestüt Schlenderhan. Eure Kandidaten aus der Nominierungsphase 4 sind:
Die Nominierungsphase ist vorbei. Unsere erste Abteilung für die nächste Wahl steht in den Startlöchern. Bis zum 10.03.2024 könnt ihr nun eure Stimme für einen der folgenden fünf Galopper abgeben. So verkleinert sich unser Feld, bis wir in die finale Abstimmung gehen, wo nur noch eine kleine Gruppe von euren Lieblingspferden übrig bleibt. Wer wird Champion des Jahrhunderts? Welches deutsche Pferd hat die meisten Fans? Finden wir es heraus und starten mit unserer dritten Auswahl.
Königsstuhl
Jeder kennt Königsstuhl. Zu seiner aktiven Zeit waren sogar Dressurreiter und Springreiter unter seinen Fans, denn der Sport war damals noch in aller Munde – und dieser eine Name besonders. Kein Wunder, Königsstuhl ist die Summe aller deutschen Triple Crown Sieger, denn nur ihm gelang dieses Kunststück jemals.
Der Zoppenbroicher bekam, wie es bei Trainer Sven von Mitzlaff damals üblich war, nur zwei Lernstarts als Zweijähriger, aber generell war Mitzlaff kein Fan davon, die Youngster häufig zu schicken. Königsstuhl hat diese Behandlung gutgetan, denn er kam frisch und munter dreijährig heraus. Und das Schicksal hatte ihm auch noch einen Erzrivalen gestellt: Nebos. Doch das Henckel-Rennen (die damaligen 2.000 Guineas) gewann er problemlos – allerdings befand sich Nebos nicht im Feld. Dafür bei der Union, wo die beiden Hengste bis aufs Blut kämpften und beinahe gleichzeitig über die Ziellinie gingen. Offiziell wurde Königsstuhl zum Sieger gekürt, später jedoch bemerkt, dass Nebos gesiegt hatte.
Von da an war ihre Rivalität in aller Munde. Und beim Derby sollte sich nun endlich zeigen, wer von den beiden der Bessere war. Viele Zuschauer sagen heute noch, dass der Zweikampf zwischen Nebos und Königsstuhl eines der besten Derbys der Geschichte war. Kein Wunder, die beiden ziehen gleich, das restliche Feld spielt gar keine Rolle, aber Königsstuhl ist der Glücklichere an diesem Tag und er gewinnt das zweite Rennen der Triple Crown.
Nur noch das St. Leger war übrig und das holte er sich locker nebenher – als Favorit. Auch im Aral-Pokal und bei weiteren Auftritten siegte er teilweise überlegen. Und als Deckhengst war er für Deutschland unentbehrlich. Ohne ihn? Kein Monsun.
Adlerflug
Adler können fliegen – das ist der Slogan, der jedem über die Lippen kommt, wenn mal wieder ein Adlerflug-Nachkomme in einem großen Rennen überzeugt. Allerdings war da zu Anfang erst einmal der Herr Papa höchstselbst.
Wer zu seiner Zeit das Derby gewinnen wollte, musste über Hannover kommen – wie schon Nicaron und Schiaparelli, und das tat Adlerflug. Mit dem Listenrennen qualifizierte er sich für den Derbystart und das Derby ging in die Geschichte ein. Kein Wunder, Adlerflug beendete mit seinem Sieg in Hamburg-Horn eine lange Durststrecke.
Zuletzt gewann das Gestüt Schlenderhan sein letztes Derby 1976 mit Stuyvesant. Insgesamt war es der siebzehnte Sieg im Derby für seine Zuchtstätte (der sechzehnte wenn man die Zeit herausnimmt, in der das Gestüt als SS-Gestüt Schlenderhan geführt werden musste und somit nicht Schlenderhan war). Es war die Fanfare für eine neue Zeit, den Karin, Baronin von Ullmann konnte nun auf ihr Werk zurückblicken und wusste – sie hatte alles richtig gemacht.
Am Ende des Jahres 2007 sagte sie: “Es gab doch nur zwei Möglichkeiten damals: Schluss mit der Pferdezucht oder der absolute Blick nach vorn.” Und mit Adlerflug bewies sie, dass dies die richtige Entscheidung war. Denn der Adler flog weiter. Mit sieben Längen siegte er im Derby, er wurde zweiter im Großen Preis von Baden (allerdings nur aufgrund des etwas unglücklichen Rennverlaufs) und siegte im Deutschland-Preis gegen Quijano und It’s Gino.
Bei den Vorbereitungen zum Grand Prix de Chantilly verletzte er sich und zog sich eine Fraktur zu – konnte jedoch gerettet werden. Sein Wirken als Deckhengst haben wir in den letzten Jahren zu schätzen gelernt – allerdings trat Adlerflug viel zu früh ab. Doch wenn man Torquator Tasso galoppieren sah, dann war die Erinnerung an den Vater sofort wieder hellwach.
Manduro
“Er ist der Beste, den ich je trainiert habe, und der Rest folgt mit einigem Abstand.” Das ist mal eine Ansage. Vor allem, wenn sie von André Fabre kommt, der es wissen muss – hatte er bis Manduro doch schon sieben Arc Sieger gesattelt. Der Monsun-Sohn stammte natürlich ebenfalls aus der Zuchtstätte des Gestüts Schlenderhans, lief aber in den Farben des Barons von Ullmann. Und Manduro sollte sein Arc-Pferd werden.
Das lief großartig an, Winterfavorit, Sieger in den Prince of Wales’ Stakes beim Royal Ascot Meeting – Manduro putzte sie alle. Vor allem 2007 war sein dominantes Jahr. Während in Deutschland Adlerflug für die Lorbeeren sorgte, tat Manduro das im Ausland.
Das Besondere an ihm: Manduro konnte mehr als nur eine Distanz. In der heutigen Zeit, wo Pferde absolut spezialisiert auf ihre bevorzugte Distanz waren, kam Manduro problemlos über die Meile als Sieger, wie beim Prix Jacques Le Marois, aber auch über die 2400 Meter beim Prix Foy Gray D’albion Barriere. Und er hätte der erste Arc-Sieger für seine Zuchtstätte werden können, hätte der Turfteufel nicht zugeschlagen. Denn genau wie bei Adlerflug wurde ihm sein Speed zum Verhängnis.
Manduro zeigte unmittelbar nach seinem Sieg im Prix Foy deutliche Lahmheit, er hatte sich eine Fraktur zugezogen und sein Leben war in Gefahr. In der Klinik stellte man einen Röhrbeinbruch fest, doch Manduro war eben auch in dieser Hinsicht ein Kämpfer und die Ärzte retteten sein Leben.
Im Dezember 2007 wurde Manduro beim World Thoroughbred Racehorse Ranking mit einem Rating von 131 eingestuft und war damit das beste Rennpferd der Welt und dies in den Kategorien Meiler und Steher! Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen. Vermutlich wird es nie wieder einem Pferd gelingen.
Oleander
In Quadrath-Ichendorf steht eine Statue an der man schnell einmal vorbeigehen kann, denn so groß ist sie nicht. Aber sie zeigt ein Rennpferd – eine der wenigen Statuen, die es in Deutschland überhaupt außerhalb von Gestüten gibt. Es ist Oleander, der große Star der zwanziger Jahre. Und ähnlich wie seine neuzeitlichen Konkurrenten drehte sich hier vieles um Verletzungen. Nur standen sie bei ihm nicht am Ende seiner Karriere – sondern am Anfang.
Im Gestüt Schlenderhan hatte man eine hohe Meinung von dem Prunus-Sohn, der sehr gut arbeitete, doch eines Tages plötzlich lahm daherkam. Ein Beckenbruch, lautete die Diagnose – eigentlich ein Todesurteil. Das hatte nur niemand Oleander gesagt, der sich tatsächlich davon erholte – aber die Klassiker für die Dreijährigen auslassen musste. Als er jedoch wieder gesund war, zeigte er, zu welch enormen Leistungen er fähig war.
Zwischen 1927–1929 gewann er dreimal den Großen Preis von Baden, er war im Großen Preis von Berlin und vor allem im damals prestigeträchtigen Großen Preis von Österreich erfolgreich, eines der schwersten Rennen zu dieser Zeit.
George Arnull und Baron von Oppenheim entschieden einstimmig – der muss zum Arc – der damals allerdings noch ein ganz junges Rennen war. Sein erster Arc-Versuch endete auf dem fünften Platz – Oleander hatte sich eine fiese Wunde am Start zugezogen und war trotzdem noch so gut gelaufen. Beim zweiten Arc, im Jahr darauf, galt er als unverlierbar, doch sein Jockey, Joe Childs, verlor die Nerven und brachte ihn viel zu früh in Front. Oleander wurde nur Dritter.
Als Deckhengst prägte er die Vollblutzucht und vor allem die heute noch erhaltenen Linien seines Gestüts, allen voran die Schwarzgoldlinie, die international immer wieder Erfolge schreibt.