Kurz vor „Nennungsschluss“ kommt hier noch mal eine kleine Denkhilfe für die Abstimmung zum Champion des Jahrhunderts. Denn die Aktiven haben weiterhin ebenfalls fleißig Pferde nominiert, die ihrer Meinung nach zum absoluten Champion des Jahrhunderts taugen.
Christian von der Recke
Trainer
Königsstuhl ist für mich das Jahrhundert Pferd. Er ist das einzige deutsche Pferd das die Triple Crown gewonnen hat, also das Mehl-Mülhens-Rennen im Mai über 1.600m, das Derby im Juli über 2.400m und im September das St.Leger über 2.800m. In all diesen Jahren konnte es ihm keiner nachmachen und deswegen fällt meine Stimme auf ihn.
Sascha Smrczek
Trainer
Es ist wohl keine Überraschung, dass ich Prince Flori nominiere. Ein Underdog durch und durch, der mir meine beste Zeit in Baden-Baden, seiner Lieblingsbahn beschert hat. Gruppe 1, Gruppe 2 und Gruppe 3 gewann er dort und vor allem beim Großen Preis von Baden kam er ja als völliger Außenseiter zum Zug. Fünf Gruppesiege hat er mir eingaloppiert und Galopper des Jahres war er auch. Aber ich habe noch eine zweite Nominierung: Lucas Cranach. Der hat sich von ganz unten nach ganz oben gearbeitet. Das fing an in Frankfurt, wo er als Zweijähriger noch keine Akzente setzen konnte, aber dann hat er sich systematisch in Handicaps hochgearbeitet, wurde erst zum Listensieger, dann zum Gruppe 2 Sieger und schließlich wurde er Dritter im von Dunaden gewonnenen Melbourne Cup.
Später gewann er noch die Peter Young Stakes – Gruppe 2 in Caulfield. Dazu war er auch einfach noch bestechend schön – ein Bild von einem Pferd. Beide hatten diese wunderbaren Underdog-Geschichten, das werde ich nie vergessen.
Antonia von der Recke
Amateurrennreiterin
Fiepes Shuffle! Es ist ein Pferd das mein Vater trainiert hat von 2004-2009. Er hält bis heute den Bahnrekord über 1.200m in Hoppegarten und ist das einzige deutsch trainierte Pferd, das in England ein Grupperennen über Sprünge gewonnen hat. Das finde ich sehr beeindruckend!
Stephan Buchner
Geschäftsführer Baden Galopp
Ich muss einen Helden meiner Jugend nennen: Lomitas. Er war nicht nur wahnsinnig schnell, sondern auch ein Charakterpferd. Pferdeflüsterer Monty Roberts musste mit ihm die Startmaschine trainieren, denn man hatte Sorge, dass Lomitas, nach seinem Auftritt im Mehl-Mülhens-Rennen auch beim Derby patzte. Allerdings landete Temporal dabei vor ihm. Danach unterhielt er sich aber nicht mehr mit seinen Gegnern. Sieben Längen brachte er bei jedem seiner Siege mindestens zwischen sich und die Konkurrenz. Er war im großen Preis von Berlin, im Großen Preis von Baden und im Preis von Europa den anderen meilenweit voraus. Für die Leistung bekam er 105,5kg!
Erika Mäder
Trainerin
Ich bin da überhaupt nicht objektiv, ich sage Up and Away! Mein absoluter Liebling. Der hat ja so viel gewonnen, aber er war auch vom Charakter her ein großartiger Kerl. Er lief mir hinterher wie ein Hund, ein ganz Lieber, der die Zuschauer richtig begeistert hat. Zu uns kamen ältere Damen in den Rennstall, die extra nur für ihn angereist waren und fragten, ob sie Up and Away sehen können. Das hat er auch immer sehr genossen. Wenn er als Sieger vom Geläuf kam, und er war ja ein sehr großes Pferd, schaute er sich immer um und blickte den Leuten direkt ins Gesicht und blieb auch mal stehen, wenn es Applaus gab, das gefiel ihm sichtlich.
Er war ein eisenhartes Pferd, viele Jahre aktiv und hat zuverlässig Geld mit heimgebracht, sogar mit neun Jahren hat er noch in Hamburg ein Gruppe Rennen gewonnen (insgesamt in seiner ganzen Karriere drei) und über 400.000€ nach Hause gebracht. Was für ein tolles Pferd. Dabei ging am Anfang alles mit ihm schief und er kam erst spät dreijährig überhaupt raus. Nachdem er seinen Abschied von der Rennbahn genommen hat, bekam ich ihn vom Besitzer geschenkt und er genoss bei mir die Rente.
Frauke Delius
Journalistin Turf-Times
Acatenango! Selbst jeder Kameramann konnte damals seinen Namen fehlerfrei aussprechen, jeder kannte Acatenango, selten gab es in Deutschland solche Begeisterung für ein Pferd. Zwölf Rennen in Serie gewann er, dreimal war er Galopper des Jahres, als das Ganze noch im Fernsehen übertragen wurde und der Rennsport wirklich (auch dank ihm) in aller Munde war.