Christian von der Recke über die Corona Zeit

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Corona – dieses Thema bestimmt unser aller Leben seit Monaten. Jeder von uns ist betroffen und die ganze Welt muss sich mit einer Pandemie auseinandersetzen. Der deutsche Galopprennsport stand bekanntlich über Wochen still. Wie man weiß, laufen die Pferde wieder, dies sogar recht erfolgreich. Einschränkungen gibt es allerdings weiterhin, zum Beispiel keine parallelen Veranstaltungen und die Zuschauer sind auch noch nicht wieder vollständig zugelassen, teilweise überhaupt nicht. Alles ist anders als gewohnt. Schon aus diesem Grund kann man sich fragen, wie beispielsweise ein Trainer unter diesen schwierigen Voraussetzungen seinem Job nachgeht. Unser RaceBets Ambassador Christian von der Recke berichtet in diesem Artikel darüber, wie er den letzten Wochen die Aktualität erlebt hat und wie er die Coronasaison im deutschen Galopprennsport derzeit erlebt.

„Corona betrifft uns natürlich alle, privat wie beruflich. Im Training mussten wir Schutzvorkehrungen treffen und waren natürlich durch den Ausfall der Rennen stark eingeschränkt. Wir hatten im Galopprennsport insofern Glück, als dass wir normal trainieren konnten. Die Besitzer haben zwar so eine Art Sperre bekommen, aber sie wurde später etwas gelockert. Wir konnten sie auf Distanz reinlassen. In Reitställen konnten die Besitzer nicht zu ihren Pferden.

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Das Problem mit den Rennen in Corona Zeiten

Dass es keine Rennen gab, war schlimm. Als es dann wieder losging, konnten nur diejenigen auf die Bahn, die unverzichtbar waren. Zum Glück ist die Rennübertragung in Deutschland besser geworden. Das war eine kleine Entschädigung für die Besitzer. Man hat die Rennen nicht so sehr vermisst, weil man nicht selbst vor Ort war. Ein wirklicher Vergleich war das aber nicht. Nach vier oder sechs Wochen war man als Besitzer natürlich schon ein wenig kribbelig und wollte gerne auf die Bahn. Man will ja auch sein Pferd sehen, aber auch seine Freunde und Bekannten, die bei einem Start mitfiebern. Als das alles nicht so möglich war, war zu einem großen Teil eine gewisse Ernüchterung festzustellen.

Christian von der Recke
Christian von der Recke

Für Vegetarier bleiben nur Brötchen

Als die Besitzer wieder auf die Bahnen konnten, war das gastronomische Angebot nicht wie gewohnt. Wenn ich als Besitzer zum Beispiel in Köln sonst immer einen Tisch habe an der Alten Waage und sitze da draußen, esse und trinke was, dann ist das eine schöne Sache und ich kann mich mit Freunden treffen und gemeinsam machen wir uns eine schöne Zeit. Das ging nicht und es geht weiterhin nicht wie gewohnt. Alle Lokale waren und sind zu. Es gibt vielleicht eine Bratwurst und wer die nicht mag, hat ein Problem. Vegetarier zum Beispiel. Denen bleibt nur das Brötchen. Auch in Sachen Getränke ist die Auswahl übersichtlich.

Das Problem für die Besitzer

Zum Beispiel in Köln oder Hannover aber auch auf den anderen Bahnen war es nett, aber schon sehr runtergefahren. Klar, die Aktiven sind froh, dass es Rennen gibt und dass es wieder losging. Aber für einen Besitzer, der vielleicht auch noch verwöhnt ist, war das ein ziemlicher Schuss in den Ofen. Ich habe ein Pferd mit fünf Besitzern im Stall. Die müssen entscheiden, wer auf die Bahn darf und wer nicht. Das ist keine gute Situation und könnte zur Unzufriedenheit führen. Sowas ist zum Beispiel sehr, sehr unbefriedigend.

Das Problem: fehlende Parallelveranstaltungen

Durch die Einzelveranstaltungen ist es wesentlich schwieriger Rennen zu gewinnen. Vor allem für die kleineren Besitzer, Trainer und Jockeys. Man kann nicht ausweichen und auf eine kleine Bahn gehen. Das beste Beispiel aus meinem Stall ist ein netter aber sehr später Dreijähriger, der letztes Jahr in Miesau debütierte. Er gewann, bekam ein kleines GAG wegen der Bahn und dann konnte er in Baden-Baden wieder gewinnen. Das gelingt mir jetzt nicht mehr. Bis Baden hätte er nicht die erforderlichen drei Starts und so gut war er nicht.

Die Ausweichplätze fehlen. Bad Harzburg ist abgesagt, Bad Doberan findet nicht statt. Da hatte man zum Beispiel am letzten Tag nur wenige namhafte Reiter, weil die meisten auf den größeren Bahnen in den Sattel stiegen. Einen vor Ort verbliebenen guten Reiter verpflichten zu können, war die halbe Miete. Oder man fährt zum Beispiel nach Saarbrücken. Dort und auf den genannten Bahnen ist es überall schön, aber auch leichter.

Christian Frhr. von der Recke
Christian Frhr. von der Recke

Probleme für die zweite Reihe

Man sieht klar, dass ganz viele Reiter und Trainer aus der zweiten Reihe in diesem Jahr nur zu sehr wenigen Siegen kommen. In Köln, Hannover, München und so gibt es kopfstarke Felder und es wird schwierig. Aber an Abschlusstagen in Bad Harzburg oder Bad Doberan laufen eigentlich meist nur wenige Pferde und das erhöht die Chancen. Wir haben gerne die Möglichkeit genutzt entweder zu gewinnen oder Geld zu verdienen und die Chancen auf einen Erfolg beim Folgestart zu erhöhen. Jetzt läuft so ein Pferd in Hannover, ist vielleicht Siebter und gut gelaufen, was mehr wert war, aber der Besitzer wird das so nicht sehen und verstehen. Das ist alles bedauerlich.

Renndotierungen: Zu wenig Geld

Hinzu kommt, dass die Dotierung halbiert wurde. Das tut uns allen sehr weh, vor allem an der Basis. In Gruppe- und Listenrennen ist solch ein Einschnitt eher zu verschmerzen. Dort geht es ja auch um das Renommee. Man hat eine Wertsteigerung bei den Pferden. Und die habe ich natürlich im Ausgleich 4 nicht. Man muss sich bewusst machen, dass die monatlichen Kosten für alle Pferde gleich geblieben sind. Zum Beispiel der Hufschmied nimmt das gleiche, ebenso der Transporteur. Und auch ein Trainer. Und wenn die Pferde selbst, sofern sie erfolgreich sind, nur die Hälfte bekommen, ist das schon sehr, sehr hart.

Es sind schwere Zeiten

Es ist zu allem Überfluss kein Licht am Ende des Tunnels zu sehen und kein Land in Sicht. Kürzlich gab es die Ankündigung, dass man zur Großen Woche in Baden-Baden von Rennen ohne Zuschauer ausgeht. Das ist mehr als bedauerlich. Schwierig ist es auch in anderer Hinsicht für die Rennställe, zum Beispiel was die Besetzung betrifft. Wir haben einige Pferde aus unterschiedlichen Gründen abgegeben. Doch es gibt keinen Nachschub, weil ich derzeit nicht nach England auf die Auktionen komme. Dort holen wir meist unsere Pferde. Der Transport wäre kein Problem. Aber da ich nicht rüber konnte, um mir die Pferde anzugucken und sie auszusuchen, gab es keine Käufe. Die Corona Probleme sind also vielfältig. Hoffen wir mal, dass es bald besser wird.“

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