Der Jockey muss zum Pferd passen, auch die Auswahl des passenden Rennens spielt beim Training eines Vollblüters eine wichtige Rolle. Unsere RaceBets-Profis berichten exklusiv auf dem Blog über Ihre Erfahrungen zu diesem Thema.
Christian von der Recke: „Ich kann mich noch gut an Jockey Tom Queally erinnern. Für Deutschland war er offenbar nicht gut genug. Selbst das Gestüt Schlenderhan hat ihn weggeschickt, da er bei uns keine großen Rennen gewinnen konnte. Die Leute haben über ihn geschimpft.
Ein Ausnahmetrainer wie Henry Cecil in England hat ihn später auf Frankel gesetzt. Und mit dem Weltklasse-Galopper gewann er die bedeutendsten Prüfungen in Serie. Da frage ich mich, war Frankel einfach besser als alle anderen oder hat Queally in England besser geritten als in Deutschland? Oder wie gut muss ein Jockey sein?
Wenn ein Jockey etwas schlecht macht, kann man ja nicht das Rennen noch einmal laufen lassen. Es bleibt die Hoffnung, dass es beim nächsten Mal besser funktioniert. Der Beste macht die wenigsten Fehler, ist auch ein beliebter Satz. Aber manchmal kommen die schlechteren Reiter in kleineren Rennen besser klar.
Ich erinnere mich an einem tollen Jockey wie Terry Hellier. Wenn er aber schon sieben Ritte in Baden-Baden hatte, dann war die Motivation, im letzten Ausgleich IV noch einmal alles zu geben, nicht mehr so groß. Sabrina Wandt hat in solch einem Rennen das beste Ergebnis erzielt, da sie vorher den ganzen Tag nicht geritten hatte und auch nicht im Großen Preis von Baden dabei war.
Aktuell stellt sich die Frage: Wie gut ist Frau Vogt auf Winterfuchs im Derby? Eine Faustregel gibt es hierfür nicht. Auch Koryphäen wie Fritz Drechsler oder Peter Remmert haben es nie geschafft, das Derby zu gewinnen. Auch nicht Eduardo Pedroza. Alle drei gehören oder gehörten zu den Besten ihres Fachs, aber sie konnten das wichtigste Rennen nicht für sich entscheiden.
War dann das Pferd nicht gut genug, oder ist das Derby halt etwas ganz anderes, an dem alle Jockey verrückt spielen oder anders ticken als sonst? Diese Frage kann ich auch nicht beantworten, sondern möchte sie gerne im Raum stehen lassen.
Ein wichtiges Kriterium für mich ist aber, dass gewisse Jockeys nicht auf gewisse Bahnen passen. Ein Klassejockey wie Adrie de Vries hat vielleicht keine große Freude, in Bad Harzburg zu reiten. Der Aufwand, dorthin zu reisen, die Rendite und die Art, wie dort geritten wird, macht nicht jedem Spitzenjockey Spaß. Sie werden sich nicht gerne ins Getümmel.
Ich achte auch darauf, ob ein Jockey Teamplayer ist. Jozef Bojko hat kürzlich für mich in Mons zwei Rennen gewonnen und einmal schlecht geritten. In Baden-Baden habe ich ihn auf dasselbe Pferd wieder draufgesetzt. Natürlich kann man die Reiter auswechseln.
Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich Reitern aus meinem Stall eine gewisse Präferenz gebe, wenn die Besitzer das grundsätzlich mittragen. Sonst hätte Frau Wandt keine 98 Rennen gewonnen. Sie war zuverlässig, man konnte ihr vertrauen, sie konnte leichte Gewichte bringen und war schmerzfrei. Natürlich spielt auch ein Blick auf die Statistik eine Rolle. Es ist ja besser, wenn man auf einen Erfolgszug aufspringt als auf ein sinkendes Schiff.“