Es ist der 23.09.1979, als der legendäre Hengst Königsstuhl mit der Jockey-Ikone Peter Alafi im Sattel das Deutsche St. Leger in Dortmund gewinnt. Der von Sven von Mitzlaff trainierte Königsstuhl ist das einzige Pferd, das in Deutschland jemals die Triple Crown gewinnen konnte. Ihm gelingen auch der Triumph im Mehl-Mühlens in Köln über 1600 Meter und ein famoser Sieg im Deutschem Derby in Hamburg über 2400 Meter, neben dem Deutschen St. Leger über 2800 Meter. Königsstuhl ist ein Ausnahmepferd, siegreich bei zehn seiner 17 Starts und sechsmal platziert. Er gewinnt nicht nur die Triple Crown, sondern beweist auch internationale Klasse, indem er den Gran Premio del Jockey Club in Mailand auf Gruppe 1 Ebene gewinnt. Kein Pferd kann ihm in Deutschland das Wasser reichen.
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Wieviel ist heute, vierzig Jahre später, schon über ihn geschrieben worden? Es sind der Worte nicht genug: Königsstuhl war einzigartig. Aber was macht die Faszination der Triple Crown aus? Keine andere Auszeichnung bedeutet solchen Ruhm oder eine vergleichbare Ehre wie die Dreifache Turfkone. Schaut man sich einmal in anderen Ländern um, kann man ihren Stellenwert vielleicht noch besser ausmachen.
Anders als in Deutschland wird in Amerika jedes Rennen der Triple Crown euphorisch vom Publikum verfolgt. Schafft ein Pferd es, das Kentucky Derby in Churchill Downs über 2012 Meter, die Preakness Stakes auf der Rennbahn von Pimlico über 1910 Meter und die Belmont Stakes in Belmont Park in New York über 2414 Meter zu gewinnen, wird es gefeiert wie ein Hollywoodstar. Seit der ersten Austragung 1930 gelang 13 Pferden diese unglaubliche Leistung, darunter weltberühmte Namen wie War Admiral (1937), Citation (1948), Secretariat (1973) und seit der Jahrtausendwende Ausnahmepferde wie American Pharao (2015) und Justify (2018).
American Pharao wurde sogar zum Social Media Star und erhielt so viele Likes wie so mancher Schauspieler oder Sänger. Fast niemand hätte erwartet, dass es ein Pferd so schnell schaffen könnte, seine Leistung zu wiederholen.
Und dann kam Justify. Im Jahr 2018 gelang ihm das Unglaubliche: Er triumphierte in der Triple Crown, nur drei Jahre nach American Pharao. Seit Affirmed, dem Helden aus dem Jahr 1978, hatte man warten müssen, bis wieder ein Pferd geboren wurde, das zu dieser außergewöhnlichen Leistung in der Lage war. Nach fast vierzig Jahren Wartezeit hatte der Rennsport zwei neue Ikonen. Beide wurden nach ihrem Triumpf als Deckhengste aufgestellt und man darf gespannt darauf sein, ob ihre Nachkommen ebenso einzigartig sind wie sie selbst.
In England besteht diese unglaubliche Leistung aus dem Gewinn der 2000 Guineas Meter, dem Epsom Derby und dem St. Leger in Doncaster seit der ersten Austragung 1809 nur 15 Pferden. Seit dem ersten Weltkrieg war es einzig und allein Nijinski, der sich mit diesen drei Siegen unsterblich machte. Damals im Sattel saß Jockeylegende Lester Piggott, einer der wohl talentiertesten Reiter, der jemals geboren worden ist.
In wenigen Tagen ist es fast genau vierzig Jahre her, seit Königsstuhl die Triple Crown in Deutschland errungen hat. Endlich ist es wieder soweit: In Dortmund trifft sich die deutsche Steherelite. Außerdem gibt es in diesem Jahr, wie in fast allen Grupperennen auf deutschem Boden, starke Konkurrenz aus dem Ausland. Leider versuchte lange niemand mehr, die Triple Crown zu gewinnen. Dennoch bekommen wir wohl einige Ausnahmegalopper auf den langen 2800 Metern zu sehen und für so manchen Kandidaten könnte der Start im St. Leger auch das Sprungbrett für viel größere Aufgaben, wie zum Beispiel den Melbourne Cup oder den Ascot Gold Cup, sein.
Da wäre zum einen der von Charly Appleby für Godolphin trainierte Wallach Ispolini, der bereits in Dubai ein Gruppe-Rennen gewinnen konnte und zuletzt in York Vierter hinter dem wohl derzeit besten Pferd über die langen Wege, Stradivarius, war. Im Sattel des vierjährigen Dubawi-Sohnes wird James Doyale sitzen, von dem man annehmen kann, dass er nicht umsonst ins nordrhein-westfälische Dortmund reisen möchte.
Nachgenannt wurde der von Andreas Wöhler für den Rennstall Gestüt Hachtsee trainierte Ladykiller. Der dreijährige Kamsin-Sohn gewann zuletzt in Hannover gegen keinen Geringeren als den Derbysieger des vergangenen Jahres: Weltstar. Allerdings ist der Hengst noch nie über weite 2800 Meter gestartet. Mit Bauyrzhan Murzabayev im Sattel ist wohl trotzdem eine gute Leistung erwarten, sonst hätte man wohl nicht die Nachnennungsgebühren in Kauf genommen.
Power Euro kommt für den Rennstall Darboven an den Start. Der von Peintre Celebre stammende Wallach wird von Henk Grewe trainiert und machte besonders auf sich aufmerksam, als er in Baden-Baden während der Großen Woche den Steher Cup gewann. Dort schlug er unter anderem Ernesto und Moonshiner, die beide auch im St. Leger dabei sein werden. Der siebenjährige Power Euro konnte in diesem Jahr bislang fünf seiner sieben Rennen gewinnen und sollte mit Lukas Delozier im Sattel wieder vorne mit dabei sein.
Ebenfalls in den berühmten blauen Godolphin-Farben kommt Magical Touch an den Start. Die vierjährige Dubawi-Tochter wird von Henri-Alex Pantall in Frankreich trainiert und gewann zuletzt ein Listenrennen in Berlin-Hoppegarten über 2800 Meter. Sie schlug dabei unter anderem auch Ernesto, Sweet Man und Nacida, auf die sie am Sonntag ebenfalls treffen könnte. In den Sattel von Magical Touch wird sich Julien Guillochon schwingen. Auch von ihr darf man wieder eine starke Leistung erwarten.
Mit diesem international stark besetzten Feld verspricht das St. Leger 2019, eins der spannendsten Austragungen dieses Rennens überhaupt zu werden. Auch wenn niemand seit Langem versucht hat, die Triple Crown in Deutschland zu gewinnen, ist der Traum, dass dies möglich ist, nie vergessen worden. Wenn am Sonntag die Pferde in die Startboxen einrücken, dann werden die wahren Turffans in Gedanken kurz bei dem großartigen Königsstuhl verweilen, der diesen unglaublichen Triumph einst erreicht hat. Ganz so, wie es die alte englische Weisheit besagt: Das glücklichste Pferd mag das Derby gewinnen, nur das beste aber gewinnt das St. Leger.