Gestern plötzlich ein Paukenschlag in der Sache Medina Spirit. Dem kürzlich verstorbenen Baffert Schützling wurde der Sieg im Kentucky Derby aberkannt. Die Entscheidung wurde am Montag nach einer Anhörung der Rennkommissare am vergangenen Montag veröffentlicht. Trainer Bob Baffert wurde für 90 Tage von Rennen in Kentucky suspendiert, und erhielt eine Geldstrafe von 7.500 Dollar. Medina Spirit überquerte zwar als Erster die Ziellinie, was Baffert den siebten Sieg im Kentucky Derby einbrachte, doch acht Tage nach dem Rennen wurde bekannt, dass Medina Spirit positiv auf Betamethason getestet worden war, ein entzündungshemmendes Mittel, welches auf der Liste der verbotenen Substanzen steht.
Nachdem er zunächst jegliche Verwendung von Betamethason bestritten hatte, gab Baffert später die Verwendung von Otomax zu, einer Creme, die seiner Aussage nach zur Behandlung einer Hauterkrankung verwendet wurde. Man wird jedoch in Berufung gehen, verkündete Bafferts Anwalt, weil es angeblich im Widerspruch zu den Regeln der Kentucky Horse Racing Commission stünde. Jetzt frage ich mich, als Laie im amerikanischen Rennsport, was es da überhaupt zu diskutieren gibt. Medikament war verboten – Pferd wurde positiv drauf getestet – blöd gelaufen – jetzt ist Mandaloun der Sieger des Kentucky Derbys (ist schließlich nicht das erste Mal in den letzten Jahren, dass ein Kentucky Derby Sieger disqualifiziert wurde).
Es ist ja auch nicht das erste Mal, dass Baffert negativ (oder in der Medikamentenfrage eher positiv) auffällt. Der Hall of Fame Trainer hat eine Reihe von Siegen und nicht bestandenen Drogentests vorzuweisen. Einem Bericht der Washington Post zufolge sind in seinem Heimatstaat Kalifornien seit 2000 74 Pferde unter seiner Obhut gestorben. Und auch bei Medina Spirit kann man nicht sagen, ob die Medikation eventuell an seinem Tod schuld ist oder nicht. Zwar handelt es sich bei dem Medikament schon um Steroide, es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sich die Salbe negativ auf den Organismus des Pferdes ausgewirkt hat. Selbst bei übermäßigem Gebrauch ist das Medikament nicht lebensbedrohlich. Medina Spirit starb im Dezember 2021 beim Training.
Und es gab ja nicht nur Medina Spirit. Auch der Gruppe 1 Sieger Charlatan, sowie Gamin wurden positiv auf verbotene Substanzen getestet. Dies wurde – nachdem beiden Pferden die Siege aberkannt wurden, dann plötzlich rückgängig gemacht, weil die Konzentration des verbotenen Mittels angeblich zu gering war. Es wurde Lidocain gefunden, welches angeblich durch Bafferts Assistent Jimmy Barnes an die Pferde weitergegeben wurde. Er trug Salonpas-Pflaster (das sind schmerzlindernde Pflaster). Eine Strafe musste zwar gezahlt werden, doch mehr nicht.
Baffert selbst gibt sich stets so, als gäbe es in seiner Obhut nichts Illegales. Als Donald Trump den Horseracing Integrity and Safety Act unterzeichnete, meldete sich Baffert sofort zu Wort und fand, dass dies absolut die richtige Richtung sei, um den Sport weiterzuentwickeln und, dass die Gesundheit seiner Pferde an oberster Stelle stünde. Immer wieder scheint es allerdings bei ihm Unstimmigkeiten zu geben. Seine Pferde wurden nach Angaben der Association of Racing Commissioners International (ARCI) 29 Mal wegen Verstößen gegen Arzneimittelvorschriften auffällig. Bis jetzt haben diese Verstöße, von denen Baffert einige aufheben oder reduzieren lassen konnte, zu ungefähr 20.000 Dollar an Geldstrafen geführt, denen 321 Millionen Dollar an Karriereeinnahmen gegenüberstehen. Bafferts Anwälte haben ausdrücklich erklärt, dass er zwar Geldstrafen, nicht aber eine Suspendierung akzeptieren würde, und die staatlichen Aufsichtsbehörden sind ihm stets entgegengekommen. Das änderte sich jetzt zum ersten Mal in der Causa Medina Spirit und könnte vielleicht endlich ein Schritt in die richtige Richtung sein.