Der Preis von Europa, Eine Heldenschmiede

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Wenn man über weltberühmte Rennpferde der Vergangenheit aus Deutschland und den Preis von Europa nachdenkt, dann gibt es viele legendäre Heldengeschichten zu erzählen. Pferde, die den Preis von Europa gewinnen konnten, machten sich nicht nur durch diesen Sieg unsterblich. Viele von ihnen wurden zu wahren Superstars der Turfgeschichte. Auf einige von ihnen lohnt sich ein genauerer Blick, vor allem dann, wenn man auf die Starterliste für den kommenden Preis von Europa schaut. Natürlich haben wir mit Laccario und Weltstar zwei Derbysieger im Aufgebot, aber das ist noch nicht alles. Dieses Rennen schreibt seine eigenen Geschichten, die rückblickend vielmehr Heldensagen sind.

Direkt zum Preis von Europa

Championdeckhengst Monsun
Deckhengst Monsun auf der Weide am 11.09.2008 im Gestüt Schlenderhan

Eine ganz besondere Geschichte ist vermutlich die von Spitzenvererber Monsun. Der Hengst konnte in den Jahren 1993 und 1994 den Preis von Europa zweimal hintereinander gewinnen. Das außergewöhnliche an Monsun ist aber nicht nur der doppelte Sieg im Preis von Europa oder andere strake Rennleistungen, wie der Sieg im damaligen Preis von Deutschland im Jahre 1993, sondern vor allem seine einzigartige Zuchtlaufbahn in Deutschland.

Er stellte von allen Hengsten hierzulande bislang die meisten Gruppesieger und erreichte die höchste Decktaxe, die es jemals in Deutschland gegeben hatte. Monsun war ein Sohn von Königsstuhl und wurde im Gestüt Isarland geboren, der stolze Vater konnte als einziges deutsches Rennpferd die Dreifache Turfkrone gewinnen.

Monsun bei der Morgenarbeit
Monsun bei der Morgenarbeit am 24.06.1993 in Köln

Monsun scheint dieses großartige Können an seine Nachkommen weiter zu geben. Auch heute sind die Siege seiner Söhne und Töchter unvergessen. Kaum einer hätte wohl geahnt, welche Auswirkungen die Karriere von Monsun auf die deutsche Vollblutzucht haben würde, als er 1993 unter Andrzey Tylicki, für Trainerlegende Hein Jentzsch den Preis von Europa das erste Mal gewann. Er stellte unter anderem mit Samum und Schiaparelli nicht nur zwei Derbysieger, sondern mit Fiorente, Almandin und Protectionist auch drei Sieger im Melbourne Cup. Sein Sohn Novellist brach sogar den Bahnrekord bei seinem Sieg in den King George VI and Queen Elizabeth Stakes und seine Tochter Stacelita ist die einzige deutschstämmige Stute, die jemals den Prix de Diane im französischen Chantilly auf Gruppe 1-Ebene gewinnen konnte.

Royal Youmzain siegt unter Eduardo Pedroza
Royal Youmzain siegt unter Eduardo Pedroza am 03.06.2018 in Baden-Baden.

Eine Besonderheit des Preises von Europa dürfte auch der Start von Royal Youmzain und Laccario sein. Beide werden von Andreas Wöhler trainiert, der ausschlaggebende Punkt ist aber, dass die Väter der beiden Hengste dieses Rennen auch schon gewonnen haben. Der Vater von Royal Youmzain ist der ebenfalls im Besitz von Jaber Abdullah stehende Deckhengst Youmzain. Der heute 16-jährige Hengst gewann den Preis von Europa im Jahre 2006 mit Kieren Fallon im Sattel für den englischen Trainer Mick Channon. Der diesjährige Derbysieger Laccario stammt von Publikumsliebling Scalo. Der heute 12-jährige Scalo gewann den Preis von Europa 2010. Andreas Wöhler könnte also mit Vater und Sohn das gleiche Rennen gewinnen, denn er zeichnete auch als verantwortlicher Trainer für Scalo.

Laccario siegt unter Eduardo Pedroza im IDEE 150. Deutsches Derby
Laccario siegt unter Eduardo Pedroza im IDEE 150. Deutsches Derby, Gr.1 am 07.07.2019 in Hamburg.

Die Rekordzeit im Preis von Europa hält, trotz der vielen internationalen Namen auf der Siegerliste, ein deutsches Pferd und zwar der aus der Zucht des Gestüt Ebbesloh stammende Girolamo. Der Dai Jin-Sohn gewann den Preis von Europa im Jahre 2012 für seinen damaligen Trainer Peter Schiergen. Mit dem mehrfachen Jockeychampion Andrasch Starke im Sattel galoppierte er die langen 2400 Meter des Preises von Europa in 2:26,37 Sekunden. Nie zuvor war ein Pferd dieses Rennen, das seit 1963 ausgetragen wird, schneller gelaufen als Girolamo und auch in den späteren Austragungen wurde diese Zeit nicht annähernd erreicht. Girolamo deckt heute in seinem Heimatgestüt. Der Sieg im Preis von Europa auf Gruppe 1-Ebene war wohl der größte Erfolg seiner Rennlaufbahn.

Nightflower
Nightflower am 25.09.2016 in Köln.

In der Geschichte des Rennens gab es einige Doppelsieger, die aber eher nicht in der jüngeren Vergangenheit zu finden sind. Bis auf ein Ausnahmepferd der letzten zehn Jahre, die Rede ist von der Stute Nightflower. Nightflower gewann den Preis von Europa in den Jahren 2015 und 2016, beide Male saß Andrasch Strake im Sattel der von Peter Schiergen trainierten Dylan Thomas-Tochter. Fast 20 Jahre waren vergangen, seit es einem Pferd gelungen war, zweimal erfolgreich zu sein, denn 1997 und 1998 gab es mit dem von John Dunlop trainierten Taipan den letzten Doppelsieg. Nightflower wurde außerdem im Jahre 2015 auch zum Galopper des Jahres gekürt. Erst einmal in der Geschichte des Preises von Europa hat es einen dreifachen Sieger gegeben, in den Jahren 1965, 1966 und 1967 gewann das russische Wunderpferd Anilin.

Man darf also gespannt sein, wer als Sieger aus dem 57. Preis von Europa hervorgeht, denn eins ist sicher: dieses Pferd schreibt ebenso, wie seine Vorgänger, ein Stück Rennsportgeschichte. Vielleicht ist dieser Sieg auch der Startschuss einer einzigartigen Heldengeschichte, von der ganz Turfdeutschland noch lange erzählen wird.

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