Es mutet immer ein bisschen wie ein Freizeitvergnügen an, aber es gehört fest zum White Turf Programm: Das Skijöring. Auf einem zugefrorenen See. Klingt total verrückt und eher wie etwas, das nichts mit dem Rennsport zu tun hat. Eher wie das obligatorische Eislevel in Videospielen. Doch St. Moritz ist kein Witz – sondern real. Einmal im Jahr kommen Menschen auf die Idee, mit dem Pferd über Eis zu brettern und haben daran nicht nur Spaß, es kommt auch noch ein riesiges Publikum, das die Kontrahenten anfeuert und sorgt dafür, dass der sonst verschlafene Ort zur Partystadt wird. Aber wie funktioniert das überhaupt?
Skikjöring zu Pferd besteht in der Regel aus einem Team von einem Pferd und zwei Personen: einem Reiter und einem Skifahrer. Der Reiter steuert das Pferd, und der Skifahrer trägt keine Stöcke und hält ein Schleppseil, ähnlich wie beim Wasserski. Es gibt tatsächlich aber auch den Fall, dass der Skifahrer das Pferd alleine steuert und sich nicht auf die Hilfe von oben verlassen kann. Auch für das Pferd eine größere Umstellung, denn während es bei der ersten Variante noch dieselben Hilfen bekommt wie immer und nur lernen muss, das Gewicht hinter sich zu tolerieren, kommt in der zweiten Variante die Hilfengebung auch von hinten und verlangt ein Umdenken beim Pferd.
Es gibt auch noch ganz schön wilde Wettbewerbe mit dem Pferd, wo die Tiere Skifahrer an Rampen hochziehen, damit diese Springen können, aber beim White Turf geht es allein um die Geschwindigkeit. Auf dem ungefähr 80cm dicken Eis des Moritzsees. Über 40 Meter tief und Austragungsort der White Turf Rennen in St. Moritz. Nur ungefähr 6000 Menschen leben überhaupt in St. Moritz, in guten Jahren allerdings explodiert die Stadt schlagartig und sorgt für Begeisterungsstürme bei den Touristen.
Gewiss haben die Rennen sportlich keinen hohen Stellenwert, es gibt keine Gruppe Rennen und die “Schneekönige” sind keine Cracks – sondern Spezialisten für St. Moritz. Trotzdem ist diese Rennbahn so einzigartig, dass große Sponsoren ihre Namen geben und begeisterte Aktive ein ganz besonderes Herz für St. Moritz haben. Bereits am Wochenende fangen die ersten Prüfungen an – nicht nur für die Vollblüter, sondern auch für den Nachwuchs auf Ponys. Trabrennen, Galopprennen, Skijöring. Früh übt sich und in St. Moritz erst recht.
Das Programm gestaltet sich bunt und zeigt vor allem von allem etwas. Trabrennen, Skijöring, Polo – ein Fest für Pferdefreunde. Natürlich alles gesichert. Seit 2018 wird die Piste mit Infrarot und Radar überprüft, sodass die Eisdicke genau vorausgesagt werden kann und eventuelle Risse direkt bemerkt werden können. Da gab es leider in der Vergangenheit auch einmal nicht so schöne Momente, die die Verantwortlichen dazu zwangen, deutlich mehr für die Sicherheit von Pferd und Reiter zu tun. Und das hat funktioniert.
Der Große Preis von St. Moritz führt dann über die 2000 Meter auf dem zugefrorenen See und bildet den Höhepunkt der Rennen im Schnee. Auch dieses Jahr wieder mit deutscher Beteiligung, aber die Schweizer besitzen selbst ein oder zwei Geheimwaffen, um bei ihrem eigenen Meeting zu glänzen, Ulster und Nimrod sind definitiv gefährliche Gegner, die es durchaus mit den Gästen aufnehmen können. Aus Frankreich, Spanien, Deutschland und Großbritannien reisen sie an, um sich den Schweizern auf ihrem White Turf zu stellen. Eine ganz besondere Rennbahn, die man mal gesehen haben sollte.