1947 macht sich die Welt daran, im Galopp alles wieder aufzubauen, doch Ostblock und Westen trennt eine tiefe Kluft, die nun deutlich wird. Der kalte Krieg dämmert am Horizont, Malta kanzelt sich von Großbritannien ab, in China beherrscht der Bürgerkrieg fast das ganze Land, und die schicksalhafte Teilung von Indien und Pakistan wird vorgenommen. In Japan darf der Kaiser im Amt bleiben, allerdings kein Krieg mehr geführt werden. Aber es ist auch das Jahr der Entdecker. Thor Heyerdahl macht sich mit seiner Kon-Tiki Expedition nach Polynesien auf. Und auch im Rennsport herrscht Aufbruchstimmung.
Fortina begann seine Rennkarriere in Frankreich. Er gewann vier Steeplechases und wurde 1946 als Fünfjähriger beim Grand Steeplechase de Paris Zweiter hinter Lindor. Im Herbst 1946 wurde er von Lord Grimthorpe gekauft und nach England gebracht. Der Winter 1946/47 war außergewöhnlich streng, und viele National Hunt-Veranstaltungen, darunter auch das Cheltenham Festival, wurden entweder abgesagt oder verschoben. Der 20. Cheltenham Gold Cup wurde schließlich am 12. April ausgetragen, und Fortina startete mit einer Quote von 8/1 in einem zwölfköpfigen Starterfeld. Bereits in der zweiten Runde konnte Fortina sich die Spitze sichern und gab sie nie wieder ab.
Das Grand National 1947 gewann der irische Außenseiter Caughoo (100/1). Der Achtjährige wurde von dem 35-jährigen Jockey Eddie Dempsey geritten und von Herbert McDowell für den Besitzer John McDowell trainiert, der Caughoo für 50 £ gekauft hatte. Der Ire Lough Conn wurde Zweiter, Kami aus Frankreich Dritter und Prince Regent, ebenfalls aus Irland, Vierter. Siebenundfünfzig Pferde gingen an den Start – das größte Starterfeld seit 1929, als 66 Pferde teilnahmen – und alle kehrten wohlbehalten in die Ställe zurück.
Im Alter von zwei Jahren wurde Jet Pilot Zweiter in der Arlington Futurity 1946 und Dritter in den Futurity Stakes und Champagne Stakes des gleichen Jahres. Als einer der Favoriten für das Kentucky Derby 1947 ging Jet Pilot von Startplatz 13 aus ins Rennen und übernahm sofort die Führung im 73. Derby, die er nicht mehr abgab, als er C. V. Whitneys Phalanx besiegte. In den Preakness Stakes, der zweiten Etappe der U.S. Triple Crown, wurde Jet Pilot Vierter hinter dem Sieger Faultless von Calumet Farm. Nach den Preakness Stakes nahm Jet Pilot an den Withers Stakes teil, wo er Vierter wurde. Bei diesem Rennen riss er sich eine Sehne und wurde 1948 in den Ruhestand geschickt.
Pearl Diver startete an einem kalten, nassen Tag vor schätzungsweise 400.000 Zuschauern, darunter der König und die Königin, in Epsom zu einer Quote von 40:1. Die Trials wurden zuvor von Tudor Minstrel dominiert, dem 4:7-Favoriten, der ungeschlagen ins Rennen ging und zuletzt die 2000 Guineas mit acht Längen Vorsprung gewonnen hatte. Pearl Diver, der von Georges Bridgland geritten wurde lauerte hinter dem Favoriten, während Gordon Richards Mühe hatte, Tudor Minstrel zu bändigen. Als Tudor Minstrel auf der Zielgeraden schwächer wurde, zog Pearl Diver an ihm vorbei und machte Sayajirao die Führung streitig. Auf der letzten Viertelmeile setzte sich Pearl Diver vom Feld ab und gewann mit vier Längen Vorsprung vor Migoli, Sayajirao wurde Dritter. Viele der Zuschauer begannen, den Sieg von Tudor Minstrel zu feiern, da sie die ähnlichen weißen Farben, die Pearl Divers Jockey trug, verwechselt hatten, aber die Niederlage des Favoriten bewahrte die britischen Buchmacher vor einer geschätzten Gewinnausschüttung in Höhe von 5.000.000 £.
1947 wurde das Deutsche Derby in Köln ausgetragen, denn Hamburgs Geläuf war durch den Krieg vollkommen zerstört. Singlspieler hieß der Derbysieger und eigentlich war er mal als reiner Pacemaker gedacht. Xantos war eigentlich Favorit gewesen, aber der zog sich eine Kolik zu und wurde gestrichen, man munkelte sogar, er sei tot. Der Derbyjahrgang unterlag völligem Chaos, allenthalben wurden irgendwo “klassische Rennen” abgehalten, sowohl in Ost und West und die Dreijährigenrennen versanken im Chaos, aus dem Singlspieler schließlich siegreich hervorging, der eigentlich für Hindernisrennen vorgesehen war. Singlspieler wurde in Isarland Deckhengst und trat mit 29 Jahren ab.
Le Paillon war ein ungewöhnlicher Arc-Sieger. Von William Head vorbereitet, gewann er nicht nur den Arc, sondern auch den Grand Prix de Deauville und weitere Flachrennen. Der Clou war aber, dass er sowohl in Auteuil in einem Hindernisrennen siegte (Grande Course de Haies d’Auteuil), sowie Zweiter im Champion Hurdle in England wurde. LE PAILLON war das vielseitigste, das glücklichste und das schlechteste Pferd, das jemals den Prix de l’Arc de Triomphe gewonnen hatte. Dieser bemerkenswerte Fünfjährige war der einzige Steeple-Champion, der im Arc triumphierte, aber in Bezug auf seine Verdienste im Flachrennen war er auch der am wenigsten ausgezeichnete. Er verdankte seinen Sieg einem einmalig schwachen Feld und dem Pech des Zweitplatzierten. Le Paillon erreichte eine Vielseitigkeit, die heute in einer Zeit der Spezialisierung undenkbar ist; er war in der Tat der vielseitigste aller Champions des 20. Jahrhunderts. Aber er war nur ein Champion über Hürden, und auf der Ebene schmeichelt ihm sein Status als Arc-Sieger erheblich.
Hiraji lief beim Melbourne Cup 1947 das Rennen seines Lebens und siegte schließlich, nachdem er im Vorfeld der Trials eine Rekordzahl kleinerer Platzierungen erreicht hatte. Dies war das erste Jahr, in dem der Jockey Jack Purtell den Cup gewann, aber es sollte ihm noch dreimal gelingen. Mit einer Quote von 12/1 ging Hiraji vom Start ab und blieb sicher vor Fresh Boy, der auf dem zweiten Platz einlief.