Das Jahr 1952 ist ein Kriegsjahr. Der Koreakrieg hält die Menschheit in Atem und die CDU, unter Adenauer, treibt die Westintegration voran – Stalin ist not amused. Die Sowjetisierung der DDR schreitet voran und die Kolonialherren Frankreich und Großbritannien sehen sich immer häufiger mit Aufständen konfrontiert. Zum ersten Mal, seit dem zweiten Weltkrieg, dürfen deutsche Sportler wieder an den olympischen Spielen teilnehmen, die 1952 in Oslo (Winterspiele) und in Helsinki (Sommerspiele) stattfinden. Und ein Gerät findet seinen Weg in die deutschen Wohnhäuser, das wohl jeden Galoppfreund begeisterte, denn es brachte die Rennen aufs heimische Sofa: der Fernseher.
Es regnete in Strömen, als der Cheltenham Gold Cup 1952 ausgetragen wurde. Mont Tremblant, in Frankreich gezogen, und in Großbritannien trainiert, machte das Wetter in Cheltenham überhaupt nichts aus und er siegte im Cheltenham Gold Cup. Er war erst sechs und lief einem durchaus starken Feld davon. In der folgenden Saison wurde er Dritter in der King George VI Chase und Vierter im Gold Cup, bevor er seine wohl beste Leistung zeigte, als er im Grand National mit dem höchsten Gewicht Zweiter wurde. Seine spätere Karriere wurde immer wieder durch Verletzungen unterbrochen.
Chaos in Aintree, das Publikum war genervt. Mit zehn Minuten Verspätung startete endlich das 106. Grand National, nachdem das Feld das Startband durchbrochen hatte, was einen Fehlstart zur Folge hatte. Teal hieß der krasse Außenseiter, geritten von Jockey Arthur Thompson und trainiert von Neville Crump. Zweiter wurde Legal Joy, Dritter Wot No Son, und Uncle Barney wurde Vierter. Siebenundvierzig Pferde gingen an den Start, und bis auf eines kehrten alle wohlbehalten in die Ställe zurück. Skouras wurde eingeschläfert, nachdem er sich bei einem Sturz in Becher’s Brook eine Halswirbelfraktur zugezogen hatte.
Auch in Amerika war man sich einig. Der Fernseher war die Zukunft! Hill Gail, der von dem erfahrenen Jockey Eddie Arcaro geritten wurde, ging als Favorit in das Kentucky Derby, das zum ersten Mal in ganz Amerika live im Fernsehen übertragen wurde und mit 110.000 Zuschauern die bisher größte Zuschauerzahl aufwies. Der Außenseiter Sub Fleet tauchte in der Zielgeraden als Herausforderer auf, und Arcaro musste zu seiner Peitsche greifen, um sicherzustellen, dass Hill Gail das Ziel mit zwei Längen Vorsprung vor Sub Fleet erreichte, wobei der zweite Favorit Blue Man Dritter wurde. Der Sieg bescherte Arcaro den fünften Kentucky Derby-Rekord, während Trainer Ben Jones das Rennen zum sechsten Mal gewann, ebenfalls ein Rekord. Die Siegerzeit von 2:01 3/5 ist immer noch die zweitschnellste Zeit bis heute. Hill Gail zog sich im Derby eine Verletzung zu, die ihn an der Teilnahme an den Preakness und Belmont Stakes hinderte. Im Alter von vier und erneut im Alter von fünf Jahren hatte Hill Gail bescheidene Erfolge, gewann aber kein bedeutendes Stakes-Rennen. Am Ende der Rennsaison 1954 wurde er aus dem Rennsport verabschiedet..
Des S.H. Aga Khans Zucht stand in voller Blüte, als sein Hengst Tulyar das Epsom Derby gewann. Der Tehran-Sohn stammte mütterlichersteits von Neocracy, diese vom legendären, unbesiegbaren Nearco. In Epsom startete Tulyar mit einer Quote von 11/2 für das Derby. Er wurde von Charlie Smirke geritten, übernahm zwei Furlongs vor dem Ziel die Führung und hielt die späte Herausforderung von Gay Time ab, um mit einer halben Länge in einer Zeit von 2 Minuten 36,4 Sekunden zu gewinnen. Tulyar wurde vom Sohn seines Besitzers, Prince Aly Khan zur Siegerehrung begleitet.
Das deutsche Derby ging 1952 an das Gestüt Waldfried und ein Jubiläum wurde gefeiert. 100 Jahre Derby. Doch irgendwie wollte keine rechte Jubelstimmung aufkommen, was aber nicht am Sieger lag, sondern an der Präsentation der Feierlichkeiten. Mangon gewann für Trainer Hans Blume, im Sattel saß Gerhard Streit, später achtfacher Derbysiegreiter (er gewann sein letztes Derby 1961 mit Baalim). Es war Waldfrieds sechster Derbysieger, die Durststrecke hatte allerdings 29 Jahre gedauert. Mangon war ein gutes Pferd, das anschließend noch den Preis von Nordrhein-Westfalen und den Großen Preis von Baden gewann, und die deutsche Ehre gegen starke Franzosen verteidigte. Allerdings verletzte er sich, konnte vierjährig dann nicht mehr herausgebracht werden und bezog dann fünfjährig nach wenigen Starts die Beschälerbox in Ebbesloh.
Der Aga Khan triumphierte als Züchter 1952 auf ganzer Linie, als der Hengst Nuccio beim Prix de l’Arc de Triomphe siegreich über die Linie ging. Ein hoch erfolgreicher Repräsentant seines Züchters, der nicht nur als Dreijähriger bereits Zweiter im Arc gewesen war, sondern auch den Coronation Cup, den Premio Ambrosiano, den Gran Premio d’Italia, den Premio Presidente della Repubblica und das Criterium Nazionale gewann.