Die RaceBets Zeitmaschine: 1971

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Der Sport der Könige geht unbeirrt im Galopp weiter, während die Welt kritisch auf den Vietnamkrieg schaut. Das Viermächteabkommen macht die Spaltung Deutschlands rechtens und Agent Orange wird endlich verboten. In der Türkei sorgt ein Putsch für Chaos, und die Sendung mit der Maus feiert ihre Premiere. Aber was war im Rennsport 1971 los?

Beim Cheltenham Gold Cup siegt der legendäre L’Esgarcot zum zweiten Mal. L’Escargot (1963-1984) war auch das Pferd, das 1975 den Siegeslauf von Red Rum beim Grand National in Aintree stoppte. L’Escargot war im Besitz von Raymond R. Guest und wurde von dem irischen Meisterjockey Tommy Carberry geritten. Er wurde von Dan Moore trainiert und schlug Red Rum um 15 Längen. L’Escargot gewann auch zweimal den Cheltenham Gold Cup, 1970 und 1971. L’Escargot und Golden Miller sind die einzigen beiden Pferde, die sowohl den Cheltenham Gold Cup als auch das Grand National gewonnen haben. L’Escargot wurde 1969 zum American Champion Steeplechase Horse gewählt. Im Jahr 1977 wurde er in die United States Racing Hall of Fame aufgenommen.

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1971 wusste man aber noch nichts davon, dass L’Escargot einmal das Grand National gewinnen würde. Bei der 125. Auflage siegte Specify, der bei seinem zweiten Anlauf endlich siegte. Specify gewann 1969 die Plate Handicap Chase, bevor er von Fred Pontin gekauft wurde, der ihn für das Grand National 1970 anmeldete, wo er an Hindernis 22 zu Fall gebracht wurde. Anschließend gewann er das Grand National 1971 in einem hart umkämpften Rennen zwischen fünf Pferden, das Specify mit einem Hals gewinnen konnte. Danach nahm er am Grand National 1972 teil und wurde 6.

Aufgrund seines Pedigrees qualifizierte sich Cañonero II für das Kentucky Derby. Das von Juan Arias trainierte und von Jockey Gustavo Avila gerittene Pferd wurde im Frühjahr 1971 für das große Rennen nach Louisville, Kentucky, verschifft. Dort wurde Cañonero II als ein Pferd abgetan, das nicht in diese elitäre Gesellschaft gehörte, und wurde als Teil eines Sechs-Pferde-Pools am Ende der Wettquoten aufgeführt. Im 20-Pferde-Feld des Derbys schockierte Cañonero II alle, als er von Platz 18 kommend an der Konkurrenz vorbeistürmte und das Rennen mit 3 3⁄4 Längen Vorsprung gewann. Die wohl erstaunlichste Überraschung in der Geschichte des Rennens wurde von vielen Experten des Pferderennsports als Zufall gewertet, die voraussagten, dass Cañonero II nie wieder ein Rennen gewinnen würde. Doch in den Preakness Stakes, dem zweiten Rennen der Triple Crown, gewann Cañonero II erneut. Die dritte Etappe der Triple Crown, die Belmont Stakes in der Nähe von New York City, wurde vor der größten Zuschauerkulisse der Geschichte ausgetragen. Die Tribünen waren mit Mitgliedern der großen Latino-Gemeinde der Stadt gefüllt, die ihren neuen Helden anfeuerten. Aufgrund einer leichten Entzündung im Huf, wegen der er hatte pausieren müssen, kam er als Vierter ins Ziel. Er blieb dennoch ein Held.

Mill Reef wurde in den Vereinigten Staaten in den Rokeby Stables in Virginia von seinem Besitzer und Züchter, dem Philanthropen Paul Mellon, gezogen. Als Jährling war man der Meinung, dass er sich besser für eine Karriere auf Turf in Europa als auf den Dirt-Bahnen in Amerika eignete, und so wurde er im Dezember 1969 nach England geschickt, um von Paul Mellons jungem englischen Trainer Ian Balding in Kingsclere trainiert zu werden. Schon als Jährling erwies sich Mill Reef als außergewöhnliches Talent. Als Dreijähriger wurde Mill Reef nach einem Sieg in den Greenham Stakes in Newbury in den 2.000 Guineas um drei Längen von Brigadier Gerard geschlagen, der sich als einer der besten Meiler aller Zeiten erweisen sollte. Das Epsom Derby gewann er mit Zwei Längen vor Linden Tree. Und wir werden in diesem Post erneut von ihm hören.

Im Deutschen Derby ging es wild im Vorfeld zu. Die Vorbereitungsrennen zeigten keinen wirklichen Favoriten, die Stuten erwiesen sich generell als stärkerer Jahrgang, die regelmäßig den Hengsten die Rennen abluchsten. Union-Sieger Florino war am Ende Favorit, Widschi folgte, die hatte das Henckel-Rennen gewonnen. Von Lauscher sprach niemand, der hatte so oft nach seinem zweiten Platz im Winterfavoriten gepatzt, dass niemand ihn mehr wetten wollte. Lauscher überflügelte sie alle an dem Tag leicht, allerdings hörte man nach seinem Derbysieg nicht mehr viel von ihm. Er wurde nur noch zweimal auf der Bahn gesehen, beim Aral-Pokal und im Großen Preis von Baden – beide Male blieb er unplatziert.

Mill Reef bleibt uns 1971 weiter erhalten. Endlich ein würdiger Derbysieger. So schickte man ihn im Oktober zum Prix de l’Arc de Triomphe, wo er die französische Superstute Pistol Packer mit drei Längen bezwang. Eigentlich sollte er 1972 seinen Titel verteidigen, doch bei einem der Vorbereitungsgalopps brach er sich ein Bein – nicht einfach, es war alles in Einzelteile zerfallen. Trotzdem schaffte man es schon 1972 Mill Reef zu retten und operierte ihn. Er bezog anschließend die Beschälerbox, die er sich redlich verdient hatte.

Der Melbourne Cup 1971 war ein ereignisreiches Rennen, bei dem ein Pferd seinen Reiter verlor und fünf weitere das Rennen nicht beenden konnten. Der Sieger Silver Knight versäumte sich am Start und musste nicht nur gegen sich selbst, sondern auch gegen das Chaos anlaufen. Es gelang ihm auf bravouröse Weise. Wie Jahre später seinem Sohn, Black Knight. 

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