Die RaceBets Zeitmaschine: 1972

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1972 sollte eigentlich ein Jahr der Entspannung werden. China nähert sich den USA an und die Spannungen zwischen BRD und DDR nehmen durch das Transitabkommen ab. Die olympischen Spiele in München sorgten zunächst für Jubel in aller Welt, enden aber in einem Desaster mit der Geiselnahme israelischer Athleten durch die Palästinenser Gruppe Schwarzer September. Auch der Nordirland Konflikt eskaliert am Bloody Sunday. Auf der Rennpiste wird Emerson Fittipaldi zum ersten Mal Formel 1 Weltmeister. Und in der 1PS-Klasse bei den Galoppern?

1972 ist es eine Stute, die die Herzen höher schlagen ließ. Glencaraig Lady ist eine von nur vier Stuten, die den Cheltenham Gold Cup gewonnen haben. Ihr Vater, der in Frankreich gezüchtete Fortina, gewann vier Rennen in Frankreich, war Zweiter im Grand Steeple Chase de Paris und gewann das Lancashire Chase, bevor er selbst den Gold Cup gewann. Als National Hunt-Vererber brachte er außerdem den Cheltenham Gold Cup-Sieger Fort Leney und den zweimaligen amerikanischen Grand National-Sieger Bampton Castle sowie vier Sieger des Irish Grand National hervor. Sie konnte also auf dem Papier springen. Und das tat sie auch, als sie 1972 antrat. 

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Am 08. April 1972 wurde das 126. Grand National gelaufen. Der Sieger war Well To Do, dessen Quote am Vortag von 33:1 auf 14:1 gesunken war. Warum? Als bekannt wurde, dass Top Jockey Graham Thorner Well To Do reiten sollte, senkten die Buchmacher seine Quote sofort. Der ehemalige Sieger Gay Trip wurde Zweiter, und um den dritten Platz gab es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Für Tim Forster war es der erste von drei Grand National Siegen. 

1972 machte sich ein Hengst auf, seine Zuchtstätte zu retten. Man erzählte sich, dass „Riva Ridge’s Erfolg größtenteils dafür verantwortlich war, Meadow Stable vor dem finanziellen Ruin zu retten. „Riva Ridge und sein Vater waren im Besitz des Meadow Stable von Christopher Chenery in Doswell, Virginia. Der berühmte Riva Ridge erhielt seinen Namen von Penny, Chenerys Tochter und John Tweedy, ihrem Ehemann. 1971 kam es zu finanziellen Schwierigkeiten bei Meadow Stable. Chenery wurde schließlich sehr krank und konnte den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Seine Tochter Penny wollte ihn retten, ihre Geschwister hingegen nicht, sie wollten ihn verkaufen. Nachdem sie gesehen hatten, wie erfolgreich Riva Ridge als Zweijähriger war, beschlossen sie, sie zu behalten. Und so ging der Hengst auch ins Kentucky Derby. Er wurde der Stallgefährte des legendären Secretariat, der ein Jahr später das Derby gewann. 

Im Epsom Derby wartete 1972 ein Feld der absoluten Extraklasse auf den Start. Roberto siegte und das gefiel den Engländern gar nicht. Denn Roberto war Amerikaner, im Amerika gezogen und gehörte auch noch einem Engländer. Dabei zog man doch bekanntlich in Großbritannien die besten Vollblüter der Welt. Im Sattel von Roberto saß Lester Piggott, der damit seinen fünften Sieg im Derby verbuchen konnte. Roberto triumphierte über Rheingold, den späteren Arc Sieger und nach dem Derby gegen Brigadier Gerard in den International Stakes. Er war also bei weitem kein schwacher Derbysieger.

1972 war ein Glanzjahr für die deutsche Vollblutzucht. So viele Besitzer wie noch nie, die Zahl der Pferde im Training sprengte die Statistik – beste Voraussetzungen für ein wahres Derby-Fest. Heutzutage eigentlich das Idealbild. Damals nicht. Denn nun konnte jeder “Hinz und Kunz” im Derby mitlaufen, wenn er nur das Nenngeld bezahlte und damit war man dann auch wieder nicht glücklich. Ein riesiges Feld, aber auch ein riesiges Preisgeld. Und auch damals begann der Trend, ausländische Top Jockeys einzufliegen. Harro Remmert setzte man von Tarim herunter, obwohl er den Hengst bei allen Gelegenheiten zuvor geritten hatte. Tarim siegte auch ohne Remmert, allerdings wechselte dieser anschließend seinen Arbeitgeber. Die Enttäuschung saß zu tief. Tarim ging später ins Gestüt und brachte Britannia, die Mutter von Boreal und Borgia

Die Siegerin, San San, von Margit Batthyany, war eine dreijährige Stute amerikanischer Abstammung, die in Frankreich von Angel Penna Sr. trainiert und von Freddy Head geritten wurde. San San war die erste Stute, die dieses Rennen seit La Sorellina im Jahr 1953 gewann. Head hatte das Rennen bereits 1966 auf Bon Mot gewonnen, während Batthyany und Penna das Rennen zum ersten Mal gewannen. Auch Roberto, der englische Derbysieger war mit von der Partie, doch am Ende war es San San, die das Rennen machte, auf den letzten Metern. 

Piping Lane war im Besitz von R.E. Prevost aus Epping Forest, Tasmanien, und seine Rennen beschränkten sich bis April 1972 auf Tasmanien, wo er 12.638 $ gewonnen hatte.Er wurde dann für 6.000 $ von Ray W. Trinder gekauft, der damals 69 Jahre alt war und als lizenzierter Amateurjockey und Besitzer-Trainer tätig war. Trinder hatte das Pferd mit dem ausdrücklichen Ziel gekauft, den Melbourne Cup zu gewinnen. Piping Lane wurde von George Hanlon aus Melbourne trainiert. Ihm wurden im Cup 48 kg zugeteilt, und da viele Spitzenjockeys nicht in der Lage waren, dieses Gewicht zu reiten, wurde John Letts aus Adelaide, Südaustralien, mit dem Ritt beauftragt. John Letts war zuvor noch nie auf der Flemington-Bahn geritten und hatte in Bezug auf seine Siegchancen erklärt: „Wir sind nur hier, um die Zahlen auszugleichen“. So wurde Piping Lane nach Malua und Sheet Anchor erst das dritte in Tasmanien gezogene Pferd, das den Melbourne Cup gewann.

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