Das Jahr 1933 begann mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten unter Führung von Adolf Hitler. Die Nationalsozialisten setzten ihre Agenda der Diktatur, Antisemitismus und Expansion sofort um, indem sie politische Gegner verhafteten, die Kommunistische Partei und andere politische Gruppen verbieten ließen und ein Konzentrationslager in Dachau eröffneten. In diesem Jahr wurde auch das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ verabschiedet, durch das politisch unliebsame Beamte entlassen wurden. Für den Rennsport änderte sich damals jedoch nicht viel – das sollte erst in den Jahren darauf kommen.
Golden Miller – auch 1933 eine Bank, wenn es um Hindernisrennen ging. Der damals sechsjährige holte sich in diesem Jahr seinen zweiten Cheltenham Gold Cup. Als Doppelsieger in Cheltenham ging er 1933 als Favorit (9:1) in das Grand National, stürzte aber am Canal Turn. Besitzerin Dorothy Paget war darüber sehr erbost. In den Jahren 1933-34, 1940-41 und 1951-52 war sie die Champion der Hindernisbesitzer. Sie besaß insgesamt sieben Cheltenham Gold Cup-Sieger, darunter fünfmal Golden Miller (1932-1936), Roman Hackle (1940) und Mont Tremblant (1952) und sie führt heute noch die Liste der meisten Sieger als Owner im Cheltenham Gold Cup an.
Nicht einmal einen Wikipedia Artikel besitzt der Sieger des Grand Nationals 1933: Das Hindernisrennen wurde von Kellsboro‘ Jack gewonnen, einer 25:1-Chance, geritten von Jockey Dudley Williams. Das siebenjährige Pferd wurde von Ivor Anthony für den amerikanischen Besitzer F. Ambrose Clark trainiert. Anthony trainierte später einen weiteren National-Sieger, Royal Mail, im Jahr 1937. Im Jahr 1933 war Besitzer F. Ambrose Clark der Meinung, dass er seinen Pferden Unglück brachte, und so verkaufte er zur Belustigung seines Trainers Ivor Anthony Kellsboro Jack kurz vor dem Rennen für ein Pfund an seine Frau Florence. Brose (wie er genannt wurde) wurde in seinem Aberglauben bestätigt. Er hatte noch ein weiteres Pferd für das Rennen gemeldet, Chadd’s Ford, den er unter seinem Namen laufen ließ. Dieses Pferd wurde Vorletzter. Kellsboro Jack segelte mit drei Längen Vorsprung über die Ziellinie.
Ein Foto-Finish – wäre diese Technik 1933 schon erfunden gewesen. Doch beim Kentucky Derby in diesem Jahr musste man sich auf die Richter verlassen, die damals den Sieger kürten. Brokers Tips Derbysieg ging als „Fighting Finish“ in die Geschichte ein, weil der Jockey von Brokers Tip (Don Meade) und Herb Fisher (der Jockey auf dem Rivalen Head Play) auf der Zielgeraden buchstäblich gegeneinander kämpften. Man erklärte Brokers Tip zum Sieger, wer wirklich gewann, ist selbst im Film sehr schwer zu erkennen.
Im Epsom Derby gewann einer, der später noch auf der ganzen Welt bekannt sein sollte: Hyperion. Der Hengst hatte eine ordentliche Zweijährigensaison, aber sein Glanzstück beging er dreijährig, als er ungeschlagen blieb in Derby, St. Leger, die Chester Vase und die Prince of Wales Stakes. Auch im Derby konnte niemand mit Hyperion mithalten. Im Gestüt erst recht nicht. Er brachte Cracks am laufenden Band, seine Nachkommen gewannen 752 Rennen, 53 individuelle Gruppesieger (insgesamt konnten seine Gruppesieger 83 Rennen für sich entscheiden). Als Muttervater zeichnet er sich für Nearctic und Citation aus.
Einen ähnlich “großen” Derbysieger sah man 1933 auch beim Deutschen Derby in Hamburg: Alchemist. Ein Angehöriger der Graditzer-Heldenfamilie, der bereits von Geburt an einiges versprach. Ein schwieriges Temperament hatte Alchemist allerdings auch, er machte den Startern das Leben schwer und war auch sonst nicht einfach zu händeln. So bekam er zwei Pferde fürs Derby an die Seite gestellt, die ihn vom Rest abschirmten und auch noch die Pace machten. Zweihundert Meter vor dem Ziel stellte Alchemist klar, dass er der Beste war und seine Gegner hatten keine Chance mehr. Und er beließ es nicht beim Derby. Beim Großen Preis von Berlin und im Großen Preis von Baden bewies er, dass er aus einem anderen Holz geschnitzt war. Als er nach Graditz heimkehrte wurde er zum wichtigsten Vererber Deutschlands und ohne ihn sähe die Rennsportwelt heute noch anders aus.
Vor Ribot gab es mehrere Versuche von Italienern, das größte aller Rennen, den Arc zu gewinnen, und zwar mit nicht geringem Erfolg. In seinem ersten Jahrzehnt, 1929, gewann Ortello (Teddy – Hollebeck), das große Pferd von Giovanni De Montel, das Derby Italiano und den Gran Premio di Milano auf dem Weg zum Ruhm in Longchamp. Paolo Caprioli, sein Jockey, kehrte vier Jahre später nach Paris zurück, um auf Crapom (Cranach – Pompea) zu gewinnen, der von Federico Regoli trainiert wurde – früher sein großer Rivale, der wegen Gewichtsproblemen das Reiten aufgeben musste. Crapom hatte in einem bemerkenswerten Jahr das Derby, den Premio Omnium, den Grand Premio D’Italia und den Gran Prix D’Ostende gewonnen, bevor er seinen Championstatus im Arc festigte.
Vor dem Melbourne Cup 1933 gewann Hall Mark das Derby und zeigte damit, dass er in guter Form war, um den folgenden Cup zu gewinnen. Er war ein außergewöhnlich starkes Pferd, das trotz seines schlichten Aussehens einen enormen Speed besaß. Vor dem Cup erkrankte der Hengst jedoch an einer Infektion in seinem Bein, und viele dachten, er würde gestrichen. Sein Jockey J. O’Sullivan nahm zum ersten Mal am Melbourne Cup teil und verbrachte viel Zeit mit Jack Holt, um Hall Marks Bein zu verarzten. Nachdem eine tierärztliche Untersuchung zwei Stunden vor dem Rennen Entwarnung gegeben hatte, ließ O’Sullivan Hall Mark ins Rennen gehen, und obwohl sich seine Bandagen während des Rennens auflösten, schaffte der Hengst es gerade noch bis zur Ziellinie.