Wir schreiben das Jahr 1951. Der Koreakrieg entzweit nicht nur das Land sondern auch die Menschen in Übersee, die kriegsmüde geworden sind. Konrad Adenauer führt Deutschland voran und entzieht das kriegsgebeutelte Land nach und nach den Besatzern. Dennoch rüsten die Amerikaner sich für weitere Konflikte und treiben die Atombombentests voran. Großbritannien muss feststellen, dass ehemalige Kolonien, nach dem zweiten Weltkrieg aufbegehren und sich von den einstigen Herren lossagen wollen. Die noch junge Formel 1 (in ihrer zweiten Saison) sorgt für den Geschwindigkeitsrausch. So, wie die Pferde auf den Rennbahnen.
In Cheltenham gab es ein Novum: Silver Fame (geboren 1939) gewann 1951 den Cheltenham Gold Cup. Im Alter von 12! Nachdem er seine Rennkarriere in Irland begonnen hatte, zog er nach England und wurde dort zu einem der führenden Steeplechaser seiner Zeit. Er gewann 1948 und 1950 beim Cheltenham Festival und nahm zweimal am Grand National teil, wobei er 1948 als Favorit ins Rennen ging. Obwohl er in Cheltenham sehr gut lief, bestritt er den Gold Cup erst 1951, als er das Rennen in Rekordzeit gewann. Er war auch der älteste Gewinner des Rennens bis zu diesem Zeitpunkt und bleibt eines von nur zwei Pferden, die das Rennen im Alter von zwölf Jahren gewonnen haben. Seinen Ruhestand verbrachte er als Jagdpferd.
Vor 250.000 Zuschauern gewann Nickel Coin das Rennen mit einer Quote von 40:1. Die neunjährige Stute wurde von Jockey John Bullock geritten und von Jack O’Donoghue trainiert. Royal Tan, der 1954 gewonnen hatte, wurde Zweiter, und Derrinstown wurde Dritter. Noch nie zuvor waren zwölf Pferde (ein Drittel des Feldes) am ersten Fence gescheitert, alle 12 stürzten. Von den 36 Startern beendeten nur drei den Parcours. Alle Pferde kehrten dennoch wohlbehalten in ihre Ställe zurück.In der langen Geschichte des Grand National haben nur 13 Stuten das Rennen gewonnen, Nickel Coin war die letzte.
In Amerika begeisterte der Sohn eines Triple Crown Siegers. Count Turf (27. April 1948 – 18. Oktober 1966) gewann das Kentucky Derby 1951. Sein Großvater Reigh Count gewann es 1928 ebenfalls und sein Vater Count Fleet gewann 1943 das Kentucky Derby und die weiteren Rennen, die zur Triple Crown gehören. Die einzige andere Vater/Sohn/Enkel-Kombination, die das Kentucky Derby gewann, war Pensive, Ponder und Needles.
Der 30. Mai 1951 war ein windiger Tag, doch den Derbysieger störte das weniger. Von Joseph McGrath gezogen und von Willie Stephenson in Royston in Hertfordshire trainiert, siegte Arctic Prince mit 6 Längen in 2 Minuten 39,4 Sekunden. Das Sieggeld von 19.386,5 Pfund entspricht nach dem Inflationsrechner der Bank of England in heutigen Zeiten 578.900 Pfund. Arctic Prince startete mit einer Quote von 28:1 in einem Feld von dreiunddreißig Pferden im Derby, das mit einem Gesamtpreis von 22.625 Pfund das höchstdotierte Rennen war, das jemals in England gelaufen wurde. Die Zuschauerzahl wurde auf bis zu 1.000.000 geschätzt, darunter auch die Königin und Prinzessin Elizabeth, da der König zu krank war, um herzukommen.
Der Gold Cup ist heute neben dem Goodwood Cup und dem Doncaster Cup die erste Etappe der britischen „Triple Crown“ für Steher. Pan hieß der Sieger im Ascot Gold Cup, ein französisch trainiertes Pferd, was bei den Briten einiges an Bestürzung hervorrief, denn zuvor war das Derby bereits von einem Iren entführt worden.
In Deutschland jubelte am in Hamburg Horn hingegen Neckar zu. Der Hengst aus dem Stall von Adrian von Borcke siegte in all seinen Rennen als Dreijähriger (wenn auch sein Sieg im Henckel-Rennen ein gewisses Geschmäckle hatte). Otto Schmidt, zu diesem Zeitpunkt bereits 55 Jahre alt, feierte mit Neckar seinen letzten Derbysieg, bevor der Hengst nach Frankreich abreiste, um den Arc anzupeilen. Das wirkte auch zunächst wie ein realistisches Ziel, denn Neckar gewann den Prix de Chantilly, das wichtigste Vorbereitungsrennen für den Arc. Allerdings verletzte er sich anschließend und bezog in Ravensberg die Beschälerbox.
Der Arc Doppelsieg trug Tantième in die Geschichtsbücher ein, 1950 gewann er bereits zum ersten Mal den Arc und 1951 dann zum zweiten Mal. Tantième war später außerdem ein prominenter Vererber, der zweimal den Prix de l’Arc de Triomphe, das Grand Critérium 1949, den Poule d’Essai des Poulains, den Prix Lupin, den Prix Ganay und den Coronation Cup gewann.
Der Melbourne Cup war einer von vielen Siegen in der gefeierten Karriere von Delta, einem gut gezüchteten und leistungsstarken Rennpferd, zu dessen weiteren Erfolgen das Derby und die Cox Plate gehörten. Delta gewann auch das AJC Metropolitan und war damit das erste Pferd, das sowohl das, als auch den Melbourne Cup seit Tim Whiffler im Jahr 1867 gewann.