Sibylle Vogt: „Ich sehe die Zukunft düster“ | Weiterlese |
Maxim Pecheur: was im deutschen Galopprennsport verbessert werden muss | Weiterlese |
Christian von der Recke über die Wichtigkeit von Fitness und Sport für Jockeys | Weiterlese |
Marco Klein: „Viele kleine Bahnen geben Gas“ | Weiterlese |
Sibylle Vogt: „Ich sehe die Zukunft düster“
Meta Description: Wie sieht die Zukunft der deutschen Galopprennbahnen aus? Sibylle Vogt und Marco Klein beschäftign sich mit diesem Thema.
Gelsenkirchen-Horst, Frankfurt und Neuss sind verschwunden, auch einige andere Bahnen existieren nicht mehr. Bremen hat gerade einen erfolgreichen Comeback-Renntag hinter sich. Es gibt viele Gründe, pessimistisch zu sein, was die Zukunft der deutschen Galopprennbahnen anbetrifft. Exklusiv auf dem Blog berichtet Deutschlands beste Rennreiterin Sibylle Vogt über ihre Sicht der Dinge:
„Auch aufgrund der Corona-Krise sehr ich die Zukunft der deutschen Rennbahnen etwas düster. Zur Zeit können ja auch nur wenige Leute auf die Bahnen kommen. Und was die Finanzierung des Sports anbetrifft, hat man in der Vergangenheit einiges verpasst. Das ist sehr schade.
„Viele haben das Gefühl, das ist nur ein Sport für die Reichen“
Viele Leute haben das Gefühl, das sei nur ein Sport für die Reichen, und wir erreichen das junge Publikum nicht so, wie es sein müsste. Wir müssen es so hinbekommen, dass die Menschen an jeden Ort gerne hinkommen.
Drittveranstaltungen sind wichtig
Wichtig ist, dass auch Meetingsbahnen wie Baden-Baden das ganze Jahr über das Gelände mit Drittveranstaltungen immer wieder vermieten können. Gerade Iffezheim ist ja stets sehr gut besucht, wenn das trotz der Corona-Lage möglich ist. Auch der Biergarten auf der Kölner Rennbahn ist im Sommer eine gute Sache und lockt die Leute an, oder wenn Fußball-Spiele auf der Großbild-Leinwand übertragen werden.
Viel Herzblut und Engagement bei kleinen Vereinen
Gerade auf den kleinen Bahnen sind die Verantwortlichen mit großem Herzblut und Engagement bei der Sache. Diese Vereine werden familiär geführt, da ist ein Zusammenhalt wie in einem Turnverein, was ich sehr gut finde. Man muss speziell auf das Geläuf acht geben, da sind auch renommierte Rennvereine ziemlich in die Kritik geraten. Auf einigen großen Hippodromen steht eine Person meistens in der Verantwortung, die oft nicht ausreichend geschult ist.
Es lohnt sich auch mal ein Blick nach Frankreich oder England. Man darf sich nicht zu schade sein, Hilfe zu holen. Auch über den Tellerrand auf andere Sportarten zu schauen, hat noch nie geschadet.“
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Maxim Pecheur: was im deutschen Galopprennsport verbessert werden muss
Im deutschen Galopprennsport ist zweifelsohne nicht alles perfekt. Unser RaceBets Botschafter Maxim Pecheur formuliert in diesem Artikel, was verbessert werden sollte.
Alle deutschen Bahnen müssen erhalten bleiben
„Was die Zukunft der deutschen Rennbahnen betrifft, ist meine erste klare Meinung, dass sie alle erhalten bleiben müssen. Ich weiß, dass es auf einer gewissen Ebene des Sports die Meinung gibt, dass auf die eine oder andere Bahn verzichtet werden kann. Aber das sehe ich vollkommen anders. Man muss hier zu sagen, dass das Beispiel Frankfurt eindeutig belegt, dass in der ganzen Region der Galopprennsport keine Rolle mehr spielt. Das ist ein schwarzer Fleck. Wie sollen die Leute dort in Kontakt mit dem Sport kommen und dessen Schönheit erkennen? Das ist einfach nicht möglich. Zwar kann man zu Neuss sagen, dass es in Umfeld der Bahn noch weitere Rennbahnen gibt, aber dennoch ist jede verlorene Bahn ein Verlust.
Ein Blick nach Frankreich
Was den Erhalt der Bahnen betrifft, empfehle ich einen Blick nach Frankreich. Dort gibt es viel mehr und sie alle sollen auch bei Problemen erhalten bleiben. Ja, die ein oder andere Pariser Bahn wird nicht mehr genutzt, aber in diesem Raum gibt es halt sehr viele Anlagen. Aber irgendwo in der Provinz, selbst wenn nur eine Veranstaltung pro Jahr möglich ist und diese auch noch zu einem Minus in der Kasse führt, wird für die Bahn gekämpft. Der Sinn ist, dass es kein schwarzes Loch geben soll. Diese toten Stellen, die schwarzen Flecken auf der Landkarte, bedeuten, dass keine neuen Leute begeistert werden können. Das müssen wir vermeiden. Ja, der Kontakt zum Galopprennsport kann per Zufall auf einer Reise oder so erfolgen. Und vielleicht ist man mal in einem Laden eines Buchmachers. Aber das ist ja nicht dasselbe. Die Liebe zum Sport kann so nicht entwickelt, das Fieber nicht entfacht werden. Man muss die Atmosphäre spüren.
Die Wiederauferstehung in Bremen
Gut gefallen hat mir natürlich, dass Bremen wieder auferstanden ist. Der Zuspruch der Zuschauer am 13. November, einem Samstag mit ungemütlichen Temperaturen, war mehr als beachtlich. Das habe nicht nur ich so gesehen, sondern auch die Kollegen. Man hat uns Fotos gezeigt von den langen Schlangen vor dem Eingang und die Bahn war auch wirklich sehr gut besucht. Natürlich hat organisatorisch noch nicht alles geklappt, nach der langen Zeit ist das aber auch kein Wunder. Bremen hätte auch zu einem schwarzen Loch werden können, aber hier hat man vor Ort gekämpft und zumindest erstmal gewonnen. Wenn unter diesen Umständen und wie ich hörte ohne größere Werbung so viele Menschen Interesse am Galopprennsport haben, ist das doch ein positives Signal, auf das wir alle stolz sein sollten. So muss es natürlich weitergehen.
Verjüngung ist wichtig
Grundsätzlich meine ich: Man muss neuen Ideen gegenüber aufgeschlossen sein. Es muss eine Verjüngung des Sports her. Auf die Ideen von jungen Menschen muss mehr gehört werden, nicht nur von denjenigen, die seit Jahren an den Schalthebeln sitzen. Das ist seit Jahren ein Problem: manche Leute haben ihre Position seit Ewigkeiten inne, sie treffen Entscheidungen und sie machen immer weiter. Aber neuer Einfluss von außen fehlt.
Beispiele für gute Arbeit
Prinzipiell ist es schwierig in unserem Sport, das war häufig Thema in diesen Artikel. Aber wir haben das Potenzial, siehe Bremen. Oder die vielen Menschen, die man in Bad Harzburg, Baden-Baden und so weiter auf der Bahn hat. Wenn die richtigen Entscheidungen getroffen werden, kann es wieder aufwärtsgehen. Wir haben tolle Rennbahnen und gute Pferde, das müssen wir noch viel mehr nutzen. Ja, Arbeit, Fleiß und Initiative sind notwendig. Schauen wir doch mal nach Magdeburg. Dort wird mit einem Team erfolgreich gearbeitet und jede Veranstaltung ist finanziert. Das macht Herr Baltus wirklich sehr gut, aus einer eigentlich eher unbedeutenderen Perspektive. – Ich bin überzeugt, dass es möglich ist, unsere Bahnen zu füllen. Ich bin mir sicher, dass man noch mehr Sponsoren gewinnen kann. Natürlich habe ich jetzt bewusst nicht die großen Bahnen genannt, wo es wie man sieht auch funktioniert. Genau daran zeigt sich ja, dass mit dem richtigen Management überall etwas möglich ist.
Ein außergewöhnlicher Sport
Der Pferdesport ist ja ein außergewöhnlicher Sport, das darf man nicht vergessen. Er ist nicht alltäglich, es handelt sich um ein echtes Event. Die Leute wollen was erleben. Natürlich darf man nicht eine Stunde für einen Kaffee oder für eine Bratwurst anstehen. So etwas hört man leider oft. Wenn sogar die Trainer und die Besitzer darüber vor einem Rennen im Führring reden, ist das kein gutes Zeichen. Das sind Fehler, die nicht passieren dürfen. Es muss alles gut organisiert sein. Eine gute Gastronomie gehört zum Paket dazu. Letztlich müssen die Leute denken: da will ich wieder hin, da war alles bestens organisiert und es hat Spaß gemacht. Man soll zufrieden nach Hause gehen. Und mit etwas Glück gewinnt man sogar noch Geld und hat ein gefülltes Portmonee.“
Christian von der Recke blickt in die Zukunft
RaceBets Botschafter Christian von der Recke wird in diesem Artikel einen kleinen Blick in die Zukunft wagen, natürlich mit einem Bein in der Gegenwart. Es geht darum, was die deutschen Rennbahnen beachten müssen, damit sie für die Zukunft gut aufgestellt sind. Oder sagen wir besser: wie sie sich aufstellen müssen und was getan werden sollte, damit der von ihm in diesem Blog Post beschriebene Kreislauf eingehalten werden kann.
Es kommt auf den Kopf an
„Ich sehe es so, dass jede Rennbahn mit den verantwortlichen Personen lebt und stirbt. Der, der die Verantwortung trägt, in den meisten Fällen der Präsident, muss ein Team um sich geschart haben, auf das man sich verlassen kann. Das muss gute Arbeit abliefern. Ist dies nicht der Fall, hat die Bahn ein Problem. So wie der Kopf denkt, denkt auch der Rest. Er oder sie (es kann ja auch eine Frau sein) überträgt es also quasi auf das Team.
Der Kreislauf
Funktioniert alles, gewinnt man auch die Sponsoren. Mit den Sponsoren bekommt man besser dotierte Rennen und die bringen mehr Umsatz. Es kommt dann auch mehr Publikum auf die Bahn. Die Einnahmen steigen also in jeder Hinsicht und der Betrieb funktioniert. Grundsätzlich ist es so, dass man einen Kreislauf auf den deutschen Galopprennbahnen braucht. Funktioniert der, funktioniert auch der Sport. Hakt es irgendwo, wird es schwierig. Man darf nicht denken, dass es ohne die anderen geht, man muss zusammen arbeiten. In einem Team auf einer Bahn aber auch im gesamten Sport.
Die Geldquellen
Grundsätzlich braucht eine Bahn mehrere Quellen, um Geld einzunehmen. Da sind in erster Linie die Sponsoren, die den größten Batzen an Euro geben. Dann sind da die Umsätze mit den Wetten. Da ist der Eintritt, der natürlich auch nicht unterschätzt werden darf. Und da ist nicht zuletzt die Gastronomie, mit der der eine oder andere Euro verdient werden kann. Wer das nicht in die Reihe kriegt, der bekommt Probleme. Dann kippt das halt alles. Natürlich muss man sich sehr einsetzen und kümmern. Das beste Beispiel ist hier Stephan Ahrens in Bad Harzburg. Der kennt jede wichtige Person der Region, der schafft es für jedes Rennen einen Sponsor zu finden. Und er weiß auch, wie man diese bei der Stange hält. Bei Gregor Baum in Hannover ist es genau das gleiche. Da wird dann auch schon mal die Gastronomie für die Weihnachtsfeier vermietet und gleichzeitig heißt es: dafür sponserst du mir dann aber auch ein Rennen. So muss man das machen. Hat man viele Sponsoren, kann man auch mehr Preisgeld ausschütten. Auch in den Basisrennen. Kümmert man sich nicht, läuft es nicht gut. In der Vergangenheit war es in Baden-Baden schon mal so, dass der Präsident und der Vize gar nicht da waren. Das ist natürlich nicht sonderlich anregend für die Sponsoren. So etwas darf man eigentlich nicht machen.
Die Gastronomie stärken
Wir hatten bereits das Thema Gastronomie im letzten Artikel. Dazu muss gesagt werden, dass es eine breite Vielfalt geben muss. Aber es muss auch abwechslungsreich sein. Man braucht keine Karte mit 27 Gerichten mit Schnitzel. So wie in Mannheim ist es sehr gut: eine Basiskarte, dazu zwei Gerichte, zwei Vorspeisen, zwei Nachttische, jeweils an der Jahreszeit orientiert. Oder in Bad Harzburg, wo man wirklich eine ungeheure Abwechslung vorfindet. Man denkt hier an die Basis. Es ist also nicht wichtig, was in irgendeiner Lounge alles an Menü geboten wird, sondern man muss an die normalen Leute denken.
Der Winter ist kein gutes Beispiel
Wie es eigentlich nicht laufen sollte, sieht man im Winter in Dortmund sowie früher in Neuss, was aber nichts mit den Verantwortlichen dort zu tun hat. Sagen wir so: man kann größeren Spaß auf einer Rennbahn haben als bei kaltem und meist nassen Wetter vor Ort zu sein. Damit kann man natürlich auch keine Zuschauer anziehen und viele Sponsoren. Letztlich gibt es dann also nicht viel: kaum Wetten vor Ort, kaum Gastronomie. Und somit auch kaum Einnahmen. Auf einer vollen Bahn wird ein Sponsor direkt sagen: ja, klar gebe ich Geld, denn das lohnt sich ja für mich. Ich bekomme die nötige Aufmerksamkeit. Im Winter ist das schwierig. Aber auch hier muss man an den Gegebenheiten arbeiten, damit sich alles besser trägt.“
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Marco Klein: Future for German tracks: „Viele kleine Bahnen geben Gas“
Eine rosige Zukunft – das wäre sich jeder Fan des Galopprennsports in Deutschland für unsere Rennbahnen wünschen. Doch eine Vielzahl an Problemen sorgte in den vergangenen Jahren für eine Entwicklung, die das genaue Gegenteil bedeutet. Doch wie sehen die RaceBets-Botschafter die Zukunft? Exklusiv auf dem Blog schildert Trainer Marco Klein seine Meinung:
„Die Zukunft der deutschen Rennbahnen ist schwierig zu beschreiben, denn die aktuelle Lage der Pandemie lässt eine Lagebeurteilung kaum zu. Natürlich hängt sie auch ab von der Zukunft des deutschen Galopprennsports.
Viele Negativschlagzeilen
Mir ist in den letzten drei Wochen aufgefallen, dass sehr viele Negativschlagzeilen in unserem Sport produziert werden. Die positiven Dinge werden dadurch auch in der Außendarstellung in den Hintergrund gedrängt. Das macht mich pessimistisch und führt zur Frage, wie es weitergehen kann. Meiner Meinung nach gibt es beim Dachverband keine klare Linie, auch das stimmt mich wenig optimistisch.
Zu den Rennbahnen: Wenn man sich die letzten Jahre anschaut, dann fällt auf, dass viele der sogenannten kleinen Bahnen Gas gegeben haben, um das Beste herauszuholen. Bei uns in Mannheim gab es den Tag des Sports, und man hat viele neue Sponsoren gewonnen. Auch finden Sponsorenabende statt. Am Geläuf wurde stark gearbeitet und in die Sicherheit der Pferde investiert.
Hassloch hat ein neues Geläuf bekommen, neue Rails und eine neue Trainingsbahn. Viel Erfreuliches hat sich in Magdeburg mit Präsident Heinz Baltus getan. Mein Eindruck ist, dass etliche Großbahnen deutlich hinterherhinken.
Gleiche Unterstützung für alle
Mir wäre wichtig, dass alle Rennbahnen die gleichen Chancen und Unterstützung bekommen. Gerade die kleinen Bahnen arbeiten meistens wirtschaftlich gut. Auch sie muss der Dachverband unterstützen. Man darf nicht nur die Bahnen, die Grupperennen austragen, fördern. Das Motto muss lauten, alle Rennvereine oder keine. Auch die ehrenamtlich geführten Rennbahnen sollten von Deutscher Galopp unterstützt werden.
Ich glaube, dass viele Rennvereine sich große Mühe geben. Mein Gefühl ist allerdings, dass im Rheinland die ein oder andere Bahn nur verwaltet wird. Für die Bahnen in der Provinz möchte ich dagegen eine Lanze brechen, im Südwesten oder im Osten. Auch in Bad Harzburg wird sehr viel Herzblut verwendet, das ist eine Rennbahn mit Zukunft.
Das Wohl der Pferde ist entscheidend
Manche Rennbahn muss aufpassen, da das Geläuf dort nicht in Ordnung ist. Erfreulicherweise denken viele Besitzer sehr an das Wohl der Pferde, das muss im Vordergrund stehen. Entscheidend wird sein, was die Rennveranstalter für die Sicherheit der Pferde und auch den Wohlfühl-Faktor der Besitzer tun.
Es gibt Rennbahnen, auf denen man als Bittsteller angesehen wird, und andere, auf die man sehr gerne fährt, da man hier herzlich willkommen ist. Zur zweiten Kategorie gehört München. Auch in Baden-Baden ist man seit diesem Jahr wieder deutlich freundlicher zu den Aktiven, das ist ein großes Plus aus diesem Jahr.
Zusammengefasst kann die Zukunft nur funktionieren, wenn das Geläuf in Ordnung ist, man für Sicherheit sorgt und sich die Menschen auf der Rennbahn wohlfühlen.“