„Mach dich bloß nicht selbstständig“: das heißt „selbst“ und „ständig“. Die vielen Warnungen von Freunden und Bekannten liegen mir auch 3 Jahre später in den Ohren. Rückblickend war es der beste Schritt, den ich jemals machte. Denn er ermöglichte mir die perfekte Balance zwischen meinem Job als PR Beraterin und der Zeit mit meinen Pferden.
Ein ganz normaler Tag
06:00 Uhr. Der Wecker klingelt.
06.10 Uhr. Ich sitze mit der 1. Tasse Kaffee am Rechner und arbeite. Die Terrassentür steht offen und mein Hund Oskar fetzt durch den Garten.
06.40 Uhr. Zum Stall sind es zum Glück nur wenige Schritte. Zu der Zeit ist meist noch Ruhe und die Reithallen sind frei. Also hänge ich die 3-jährige Daisy Hill (Rock of Gibraltar x Monsun) an die Longe. Die Stute ist frisch in Rente und hat noch ein großes Problem: Wenn man sie antreibt, wird sie langsamer. Wenn die Longierpeitsche pfeift (weil man sie schwingt), bleibt sie stehen. Als Trainingsziel für diesen Monat soll sie wieder vorwärts laufen, wenn ich schnalze oder mit der Peitsche wedele o.ä.
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07.10 Uhr. Die 5-jährige Mabou (Maxios x Acatenango) hatte ich im Frühjahr mit Verdacht auf Headshaking gekauft. Mit einer Umstellung der Haltung auf Herde, eine Umstellung der Fütterung auf getreidefrei (zzgl. Magnesium und Zink: Betamag Forte von Equistro), einer Umstellung der Trense auf Genickfrei (sie ist druckempfindlich am Nackenband. Evtl. eine alte Verletzung?) sowie beim Reiten wenig Hand und viel vorwärts lief sie recht bald wieder normal. Inzwischen ist die großrahmige Schimmelstute im 7. Monat tragend und kugelrund. Auf ihrem Trainingsplan stehen noch lockere Runden an der Longe bzw. am Kappzaum, Handarbeit und sehr viele Massagen, um ihr hartes Gewebe zu lockern (vor allem die Schulter-Faszien waren sehr verspannt und feste).
08.00 Uhr. Unser Stall hat Boxen für knapp 90 Pferde, von denen die meisten gemeinsam auf Paddock (Winter) oder Koppel (Sommer) gehen. Morgens um 8 gehen unser Stallbesitzer und Pfleger von Box zu Box und öffnen die Türen. Klingt wild, doch die Pferde gehen entspannt und artig im Schritt durch den Stall und raus ins Freie. Ausgenommen im Frühjahr, wenn die Koppeln frisch geöffnet sind. Zu dieser Zeit sitze ich mit dem 2. Kaffee des Tages auf der Terrasse (die Richtung Koppeln zeigt) und verfolge das Schauspiel.
08.15 Uhr. Ich bringe den 4-jährigen Shadow (aus dem Rennstall Fuhrmann) und Holsteiner Dark Diamond gemeinsam auf ihre 2er-Koppel.
Ein Tag bei „Ein Rennpferd geht in Rente“
08.30 Uhr. Die 4-jährige Feline (v. Soldier Hollow. Schwester 2er Gruppepferde) kam im Sommer in die Lüneburger Heide, um auf unseren Sandböden ein Hufproblem auszukurieren. Inzwischen läuft sie wieder rund und wird abwechselnd am Boden und unterm Sattel gearbeitet. Heute steht Dressur auf dem Trainingsplan.
Feline sucht ein Zuhause als Freizeitpferd oder Zuchtstute.
09.45 Uhr. Die Wallache stehen auf der Koppel, die Stuten mit der Herde auf dem Paddock und ich sitze wieder am Rechner und arbeite.
12.15 Uhr. Ich hole Shadow von der Koppel, sattle und bringe ihn ans benachbarte Ausbildungs- und Leistungszentrum. Ich habe über die Jahre zwar viele Reit- aber nur wenig Turnierpferde ausgebildet. Darum geht Shadow 2 x pro Woche in die Schule beim Turnier- und Ausbildungsstall Anna Siemer (Rang 6 der Deutschen Vielseitigkeitsreiter). Und ich schaue zu und lerne.
13.30 Uhr. Ich bin zurück an meinem Stall. Shadow steht bereits in der Box und mampft Heu, während ich die übrigen 4 Pferde reinhole.
14.10 Uhr. Nun ist endlich mein Bully-Mix Oskar an der Reihe und wir drehen eine Gassi-Runde.
15/16 Uhr. Ich bin zurück am Rechner und arbeite.
20.30 Uhr. Oskar und ich gehen in den Stall für die Abendfütterung. Die Pferde bekommen vom Betrieb 2 x täglich Hafer und Pellets. Von mir gibt es abends noch Spezial-Müsli, Mineralfutter und Öl. Außerdem habe ich immer etwas Heu zur Hand, falls die Pferde besonders viel Hunger hatten und abends bereits leer sind. Dann wird nachgefüttert. Auf dem Heimweh drehe ich noch eine Gassi-Runde mit Oskar.