Das Gestüt Karlshof in Gernsheim gehört zu den herausragenden Zuchtstätten in Deutschland. Holger Fausts Eltern sind die Besitzer, er ist der „Juniorchef“, aber auch in vielen anderen Bereichen agiert er hocherfolgreich, ob als Turf-Agent, Käufer und Verkäufer von Pferden oder als Racing Manager der Pferde von Darius Racing (Dr. Stefan Oschmann). Hier auf dem Blog von RaceBets berichtet Holger Faust in einem Insider-Talk exklusiv über sein Leben und den Start von Donjah am Samstag im Breeders‘ Cup.
Am Samstag startet Donjah im Breeders‘ Cup Turf. Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Holger Faust: Donjah ist eine Diva, aber ein außergewöhnlich gutes Rennpferd. Wenn sie die Reise gut verkraftet und der Boden weich wäre, würde ich sagen, wir laufen um zu gewinnen. Da wir aber wohl gute Bahn antreffen werden, hoffe ich auf ein gutes Tempo und denke, wenn wir unter die ersten Fünf laufen, wäre es ein Erfolg. Die Gegner sind natürlich in erster Linie die vielen Superstars aus Europa wie Magical oder Mogul, um nur mal zwei zu nennen.
Auch mit Ihren erst 38 Jahren haben Sie eine ungemein starke Erfolgsbilanz im Galopprennsport. Wie hat alles angefangen?
Holger Faust: Ich bin buchstäblich in den Galopprennsport hineingeboren. Mein Großvater war schon Züchter eines Derbysiegers, Navarino, und die Erfolge meiner Eltern mit unserem Gestüt Karlshof aus der Neuzeit mit unter anderem drei Derbysiegern in nur zehn Jahren sind, so glaube ich, den meisten Lesern hier schon noch bekannt.
Wichtige Aufgaben im Gestüt
Was ist genau Ihre Rolle im Gestüt?
Holger Faust: Ich bin im Gestüt der Partner meines Vaters, bespreche und plane alles mit ihm. Meine Schwerpunkte innerhalb unserer Zusammenarbeit liegen im Rennstallmanagement und dem Verkauf von Rennpferden. Wir haben ein gutes Team in Karlshof, bestehend aus engagierten, neuen jungen Mitarbeitern und verlässlichen Topleuten die schon zig Jahre bei uns sind.
An das goldene Jahrzehnt angeknüpft
Wie sehen die Entwicklung der letzten Jahre in Karlshof?
Holger Faust: Karlshof war in den Jahren 2000 bis 2010 eine erste Adresse in Deutschland mit drei Züchterchampionaten und drei Derbysiegern. Seit 2011 waren wir gut, aber ein wenig hinter der Spitze, aber in den letzten beiden Jahren haben wir an die Erfolge aus diesem goldenen Jahrzehnt wieder anknüpfen können. 2019 waren wir Vierter der Züchter-Statistik, aktuell liegen wir auf Platz fünf.
Aushängeschild Rubaiyat & andere Erfolgspferde
Im vergangenen Jahr war Rubaiyat natürlich ein besonderes Aushängeschild. Wie hatten Sie sein Potenzial entdeckt? Und wie erfolgreich ist die Zusammenarbeit mit Dr. Stefan Oschmann?
Holger Faust: Ich habe Herrn Dr. Oschmann seit unserer Zusammenarbeit jedes Jahr ein bis drei Pferde von den Karlshofern Koppeln empfohlen, in der Summe ca. 20 Pferde im bisher rennfähigen Alter. Davon wurde mit zehn Pferden rund die Hälfte gekauft. Darunter waren der Gruppe I- Sieger Khan, die Champion-Stute und Gruppe I-Siegerin Donjah, die Listensieger Farshad und Kashmar, der mehrfach listenplatzierte und gruppeplatzierte Zargun und nun eben der Galopper des Jahres und Gruppe II-Gewinner Rubaiyat. Die Pferde wurden alle bei der BBAG in Baden Baden angeboten, und Herr Dr. Oschmann hatte in diese Pferde das meiste Vertrauen, sprich das höchste Gebot.
Donjah im Breeders‘ Cup
Wie lief das Jahr 2020 für Sie?
Holger Faust: Das Jahr spiegelt in Gewinnsumme und Statistik nicht ganz den Erfolg wieder. Wir haben mit Donjah das beste ältere Rennpferd in Deutschland, gezogen vom Gestüt Karlshof und im Besitz von Darius Racing, und mit Rubaiyat aus der gleichen Konstellation den besten Meiler Deutschlands. Rubaiyat hat in diesem Jahr das Glück gefehlt, auch ist er sowohl in den Deutschen Guineas, als auch zuletzt im Premio Vittorio Di Capua nicht optimal geritten worden.
Was mich natürlich sehr freut, ist die Tatsache, dass unser Deckhengst Isfahan gut vom Start gekommen ist und ich glaube, dass er seinem Besitzer Herrn Dr.Oschmann noch viel Freude bereiten wird.
Corona-Krise und ihre Auswirkungen
Ein Ende der Corona-Krise ist noch nicht abzusehen. Welchen Einfluss hatte das bisher auf Ihren Bereich?
Holger Faust: Es ist schwieriger geworden. Weniger Rennpreise drücken auch auf den Markt. Zum Glück ist es wenigstens in der Spitze mit Toppferden stabil geblieben. Nichts wäre schöner für alle, wenn die Corona-Pandemie endlich vorbei geht.
Wie sehen Sie die Zukunft des Rennsports in Deutschland? Welche Maßnahmen müssten aus Ihrer Sicht ergriffen werden?
Holger Faust: Corona hat den Rennsport hart getroffen, und es wurde/wird noch schwieriger als ohnehin schon. Aber es gibt auch positive Impulse, zum einen den neuen YouTube-Kanal, der Pferderennen vor allem für neue Leute interessanter macht und erklärt. Zum anderen neu geschaffene Besitzer und Syndikate, wie z.B. Liberty Racing oder Legal Horizon Racing, um nur mal zwei zu nennen. Und die Vollvermittlung der Buchmacher, die wohl auch mit Provision auf den Umsatz zurechtkommen.
Tolle Erfolgsbilanz
Auch Ihre Agentur HFTB Racing Agency sorgt immer wieder für tolle Schlagzeilen. Wie sehen Sie die bisherige Bilanz?
Holger Faust: Ich glaube, die Vorzüge meiner Agentur sind die Fakten und Zahlen. Ich habe in wenigen Jahren bereits einen Derbysieger, mehrere Gruppesieger und Black Type-Pferde, aber auch für kleines Geld Seriensieger, wie Alexandre und Wisperwind, gekauft. Ich bin zwar erst 38 Jahre alt, aber schon 23 Jahre mit dem Kopf dabei, also würde ich mich als innovativ, modern und mit Erfahrung beschreiben. Neu kommen in diesem Jahr die Gruppe I-Sieger Donjah und Princess Zoe, die sogar am größten Renntag Europas in ParisLongchamp den Prix du Cadran gewinnen konnte, hinzu. Da bin ich natürlich sehr stolz darauf.
Zufriedene Kunden sind das A und O
Können auch andere Besitzer sich von Ihnen beraten lassen? Wie begeistern Sie andere junge Menschen vom Rennsport?
Holger Faust: Mein Hauptkunde ist natürlich Darius Racing, und die Zusammenarbeit mit den Besitzern ist einfach nur klasse. In guten wie in schlechten Zeiten, und das ist wirklich erwähnenswert. Aber ich stehe jedem zur Verfügung, der sich für Rennsport und Rennpferde interessiert. Ich habe auch schon für Schweizer oder Australier gute Pferde gekauft oder verkauft.
Auch betreue ich viele junge Leute, die sich für unseren Sport interessieren und versuche sie im Rahmen ihres Budgets bestmöglich zu beraten. Ich bin nie auf einen Deal aus, sondern nur dann zufrieden, wenn der Kunde immer wieder auf mich zurückkommt.
Ich habe mit der Familie Helber (Cometica AG) und dem Syndikat Legal Horizon Racing zwei neue Kunden in 2020 gewonnen und bin mir sicher, dass auch wir mit ein bisschen Glück erfolgreich sein werden.
Büroarbeit, Gestüt und Rennbahn
Wie läuft ein normaler Tag für Sie ab?
Holger Faust: Mein Tagesablauf sieht wie folgt aus: Homeoffice, Büroarbeit, von Montag bis Freitag nachmittags im Gestüt sein. An den Wochenenden geht es auf die Rennbahnen. Die Abstimmung mit den Trainern läuft sehr gut. Man muss sie nehmen, wie sie sind, und alle sind verschieden. Mit Henk Grewe telefoniere ich jeden Tag, manchmal bis zu zehnmal am Tag. Er hat innerhalb kürzester Zeit seinen Weg gemacht. Telefonate mit Herrn Hickst sind meistens kurz. Mit Andreas Suborics wird viel geflachst. Wie gesagt, alle Gespräche sind sehr verschieden, aber haben ihren eigenen Charme.
„Ich bin ein USA-Fan“
Welches Rennen würden Sie besonders gerne einmal gewinnen? Bei welchem Großereignis sind Sie besonders gerne dabei?
Holger Faust: Ich bin ein USA-Fan, seit meine Eltern dort mit mir und meinem Bruder jedes Jahr die Osterferien verbracht haben. Erfolge in den USA und Kanada sind meine größten Ziele, der Rennsport dort ist faszinierend und einfach großartig. Ich wünsche mir, dort Erfolge feiern zu können. Am besten natürlich beim Breeders‘ Cup! Ansonsten hat die Dubai World Cup-Nacht natürlich etwas Magisches für jeden aus unserer Branche und der „Arc“ muss hier nicht erwähnt werden, weil davon sowieso jeder träumt.
In Deutschland ist das Derby das(!) Rennen, und ich konnte es mit meiner Familie als Züchter und mit Herrn Dr.Oschmann als sein Racing Manager schon viermal gewinnen, aber ich möchte es wieder gewinnen und zwar so oft wie irgendwie möglich.
Spannende Reiseziele
Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Welche Reisen sind geplant, wenn das wieder möglich ist?
Holger Faust: Ich habe einen lustigen Freundeskreis, mit dem ich gerne Zeit verbringe. Ich mag gutes Essen und tolle Restaurants und bin gerne auch auf Reisen, obwohl ich kein Fan von „Reisen“ bin und sogar ein wenig Flugangst habe. Winterurlaube, Schnee, Kälte oder Apres Ski ist nicht meine Sache. Hawaii, Australien oder die Karibik stehen noch auf meiner To do-Liste, aber auch Florida, Kalifornien, Kanada oder Dubai immer wieder gerne.