Insider-Talk mit Sibylle Vogt: „Toll wäre ein Gruppe I-Sieg“

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2022 war ein sehr herausforderndes Jahr für Sibylle Vogt. Die Top-Reiterin musste wegen einer Halswirbelverletzung monatelang pausieren und verpasste viele der großen Highlights des Jahres. Doch inzwischen ist die 27-jährige wieder zurück im Rampenlicht und landete mehrere Treffer. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet die Amazone über Vergangenes und Ihre Ambitionen für 2023.

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Im vergangenen Jahr sorgte zunächst Ihr Wechsel von Iffezheim nach Köln an den Asterblüte-Stall von Peter Schiergen für Schlagzeilen. Weshalb hatten Sie sich damals für die Domstadt entschieden?

Sibylle Vogt: Ich hatte vorher schon den zweiten Ruf an Peter Schiergen vergeben. Nun wollte ich den Schritt in Richtung Zentrale wagen, obwohl er mir nicht leicht gefallen ist. Ich habe mich lange gequält, ob ich den Wechsel anstreben würde, zumal ich der Familie Bocskai sehr viel zu verdanken habe. Da war es doppelt schwer.

Latino siegt unter Sibylle Vogt am 31.12.2022 in Dortmund

„Das war ein Tiefschlag für mich“

Das Jahr fing gut an, aber dann kam die lange Verletzung dazwischen, so dass Sie von Mitte Juli bis Mitte November keine Rennen reiten konnten. Wie schwer war diese Zeit für Sie persönlich? Und wie haben Sie sich wieder zurückgekämpft?

Sibylle Vogt: Das war eine sehr schwere Zeit für mich, zumal Bauyrzhan gesperrt war und Sammarco im Dallmayr-Preis auf Gruppe I-Ebene in München laufen sollte. Das wäre mein Ritt gewesen, und er hat ja gewonnen. Es kommt nicht alle Tage vor, dass man so einen Ritt gehabt hätte auf so einem tollen Pferd. Die Verletzung war ein Tiefschlag für mich. Zunächst dachte ich gar nicht, dass es so schlimm sei und bin nur zum Arzt gegangen, da mich Gisela Schiergen gedrängt hat. Im Nachhinein war das sehr gut. Ich hatte mir den siebten Halswirbel gebrochen. Und dieser Wirbel ist sehr wichtig für Bewegungen, die aus den Armen kommen.

Zwei Monate musste ich eine Halskrause tragen, drei Wochen war ich zu Hause in der Schweiz. Ich durfte nichts machen. Das ist sehr hart, wenn man immer über 100 Prozent gegeben hat und dann komplett auf Null fährt. Abschalten konnte ich nie, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass nach sechs Wochen wieder Reiten möglich wäre, denn große Schmerzen hatte ich nicht. Erst auf dem Röntgenbild sah man, was passiert war. Das hätte ich nie gedacht. Auf einmal hatte der Tag so viele Stunden und ging nicht vorbei.

Inaugural siegt unter Sibylle Vogt am 26.12.2022 in Mülheim

„Meine Meinung wird gehört“

Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Situation am Asterblüte-Stall? Das Quartier scheint aktuell die beste Adresse in Deutschland zu sein.

Sibylle Vogt: Ich bin hier sehr gut aufgehoben und fühle mich ausgesprochen wohl. Man könnte auch sagen, dass ich angekommen bin. Und es läuft wirklich top.

Was schätzen Sie besonders an Trainer Peter Schiergen? Und wie läuft die Zusammenarbeit mit Stalljockey Bauyrzhan Murzabayev?

Sibylle Vogt: Bestens, ich habe viele Freiheiten, und es wird vieles gemeinsam besprochen. Auch die Meinung von mir und von Bauyrzhan wird gehört. Das ist hier eine richtig tolle Zusammenarbeit.

Sie haben mit Novemba früher schon einen Klassiker für Peter Schiergen gewonnen. Was sind Ihre Ambitionen für dieses Jahr?

Sibylle Vogt: Wir sind hier wirklich sehr gut aufgestellt. Natürlich ist ein Ziel, wie für wohl die meisten anderen Jockeys, Gruppe-Rennen zu gewinnen. Toll wäre der Sieg in einer Gruppe I-Prüfung. Und natürlich hoffe ich, die komplette Saison durchreiten zu können. Ich hatte im letzten Jahr trotz der viermonatigen Pause noch 48 Siege, das war sicher nicht verkehrt.

Novemba siegt unter Sibylle Vogt am 30.05.2021 in Dusseldorf

„Ich möchte nicht mit Bauyrzhan tauschen“

An solch einem Quartier ist es natürlich besonders interessant, ob Sie schon den ein oder anderen Kandidaten für das Derby gesehen haben. Und welches sind die Pferde, denen Sie besonders viel zutrauen?

Sibylle Vogt: Natürlich bin ich sehr begeistert von Alpenjäger, aber meiner Meinung nach haben wir noch viele versteckte Talente im Stall. Es sind Pferde, die ihr Potenzial noch nicht ganz entfaltet haben oder nur einen Lernstart bekommen haben. Ich möchte nicht mit Bauyrzhan tauschen, wenn er sich seinen Derby-Ritt in diesem Jahr aussuchen muss.

Werden Auslandseinsätze, wie nach Frankreich, auch aus Köln für Sie eine große Rolle spielen?

Sibylle Vogt: Sicher werde ich auch weiterhin im Ausland reiten, ob in solch einem Ausmaß wie früher wird man sehen. Fahrten nach Paris sind kein Problem, da ist man vier oder viereinhalb Stunden unterwegs. Nach Lyon ist es dagegen schon ein Höllenritt aus Köln. Insgesamt bildet man hier mehr Fahrgemeinschaften, da mehr Jockeys unterwegs sind.

Der ehemalige Hindernis-Champion Cevin Chan kümmert sich um Ihr Management. Wie sind Sie auf ihn gekommen? Und was zeichnet ihn aus?

Sibylle Vogt: Ich kannte ihn früher gar nicht, bin aber durch Patrick Gibson auf ihn aufmerksam geworden. Cevin ist vom Fach und hat selbst geritten. Es war früher doch sehr schwierig, neben den Ritten und Fahrten noch die Ritte zu organisieren. Oft kam ich am Tag des Nennungsschlusses erst abends dazu, in die Nennungen reinzuschauen, und dann waren viele Ritte bereits vergeben.

Mythicara siegt unter Sibylle Vogt am 22.05.2022 in Koln

„Das Leben ist viel entspannter geworden“

Wie hat sich das Leben für Sie verändert, seitdem Sie nach Köln umgezogen sind?

Sibylle Vogt: Es ist viel entspannter geworden. Ich habe auch Zeit für andere Dinge, wie zum Beispiel ins Fitnessstudio zu gehen. Oder mal abends essen zu gehen. Das tut auch gut. Außerdem habe ich eine tolle Wohnung und einen Klasse-Arbeitsplatz. Und meine Freunde von früher sind geblieben.

Wo möchten Sie in naher Zukunft, sagen wir in fünf Jahren stehen?

Sibylle Vogt: Schön wäre, über Winter wie Adrie de Vries oder andere Kollegen einen festen Platz im Ausland zu haben, an dem man reiten kann. Das wäre ein Wunsch von mir.

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Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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