Turfteufel: Mikrokosmos Rennbahn

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Noch müssen wir uns ein bisschen gedulden, bis in Deutschland die Grasbahnsaison startet, wo wir Zuschauer erfahrungsgemäß häufiger kommen – denn Sandbahnrennen bedeuten immer auch: Es ist kalt und die Chance auf schlechtes Wetter sehr groß. Eigentlich unfair, schließlich kann man auch im Kalten einen guten Tag auf der Bahn verbringen, aber der Mensch mag eben auch nicht frieren (und nicht so gerne nass werden), weswegen es bei uns in Deutschland erst zu den Turf-Terminen richtig voll auf der Bahn wird. Ich merke, dass auch ich dem Termin langsam entgegenfiebere, denn so in den letzten Jahren (die ja irgendwie auch nicht besser werden), merke ich, dass mir dieser Mikrokosmos Rennbahn gut tut. Warum? Eben weil er ein Mikrokosmos ist.

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Ein Rennbahnbesuch ist ziemlich unpolitisch, man bewegt sich in einem festen Areal, hat ein Thema, über das man sprechen kann, wird unterhalten, trifft Bekannte, die sich für dieselbe Sache begeistern und erlebt spannende Momente. Was bedeutet – man muss sich nicht mit der Außenwelt befassen. Wenn man die Rennbahn betritt, dann darf man den Rest einfach mal vergessen. Das war vielleicht noch nie so wichtig wie zur heutigen Zeit, denn wirklich toll ist die ja gerade nicht. Aber auch in Zeiten von immer extremeren Forderungen und Meinungen, ist der Rennbahnbesuch in seinem Mikrokosmos wohltuend. Weil man dasselbe möchte: Eine gute Zeit haben und dazu noch tollen Sport genießen. Alle sollen heil nach Hause kommen und beim nächsten Mal wieder dabei sein. Ganz einfache Gleichung – jeder, der auf eine Rennbahn geht, möchte das. Dieser gemeinsame Wunsch macht es möglich, dass man mit sehr vielen unterschiedlichen Leuten und Meinungen einen Mikrokosmos teilt. Das kann man für den Tag durchaus alles ruhen lassen.

Sicher – es kann jeder auf die Rennbahn gehen – und es soll auch jeder gehen. Und auch, wenn man unterschiedlicher Auffassung über viele Dinge ist, so treten die in der Regel in den Hintergrund, weil man eben ein ganz anderes Ziel hat, als sich da mit irgendwem zu zanken, jemanden zu bekehren oder sonst was. Deswegen funktioniert dieser Mikrokosmos Rennbahn meistens sehr gut. Mal alle Probleme und Differenzen vor der Tür lassen und einfach die Pferde und die Sonne genießen. Mal kurz einen Plausch mit Bekannten halten – die man vielleicht sogar nur auf der Rennbahn sieht. Voll okay. Gesprächsthemen hat man ja immer – die laufen auf vier Beinen am Publikum vorbei. Vielleicht macht es das auch sehr einfach, auf der Rennbahn abzuschalten, weil wir alle uns auf ein Thema, das jeder mag, geeinigt haben: Pferde. 

Lustigerweise funktioniert das länderübergreifend. Man geht in Frankreich auf die Bahn, man geht in England auf die Bahn – man geht meinetwegen sogar in Japan auf die Bahn. Gleiches Prinzip. Alle wollen schnelle Pferde sehen und eine gute Zeit haben. Also wird alles, was damit nichts zu tun hat, einfach mal vor der Tür gelassen und ein unbeschwerter Renntag genossen. Bisschen Hopfen und Malz noch dazu, einen kleinen Snack, damit der geneigte Fan nicht vom Fleisch fällt und gut ist’s. Auch wenn spannende Rennen vielleicht nicht unbedingt für ruhesuchende Personen oder herzkranke Menschen geeignet sind, so ist dieser Tag im Mikrokosmos Rennbahn trotzdem so entspannend, dass man ihn eigentlich als Kur anbieten sollte.

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Nika S. Daveron
Nika S. Daveronhttp://www.arschlochpferd.de
Achtung, dieser Post könnte Meinung enthalten. Meine Meinung. Gestatten, Nika S. Daveron. Autorin und Turfteufel in einer Person. Sie finden mich auf der Rennbahn, in einem meiner Bücher oder auf Arschlochpferd.de.

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