Gigantischer Zahltag

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Mit solchen Zahlen kann im internationalen Trabrennsport nur ein Veranstalter aufwarten: der in Paris-Vincennes.
Am »Super Sunday« werden nicht weniger als 1.283.000 Euro an die Besitzer der beteiligten Pferde ausgeschüttet, was einem Durchschnittspreis von rund 145.000 Euro in jedem der neun Rennen entspricht. Gleich vier Prüfungen – quer durch alle Altersklassen und sowohl im Fahren, als auch unter dem Sattel – besitzen Gruppe I-Status und sind mit 200.000 Euro oder mehr dotiert. Angesichts der Vielzahl dieser Top-Ereignisse fällt es schwer, die sportlichen Leckerbissen gegeneinander zu gewichten. Beginnen wir mit den älteren Pferden, die im Prix Rene Balliere vermutlich für die größte sportliche Rasanz sorgen werden, was vor allem am Autostart und der 2100 Meter-Distanz, aber auch an der Extraklasse der Protagonisten liegt.
Vier Wochen nach dem Desaster von Stockholm, als die hinlänglich bekannten Ereignisse und eine ewig lange Startverzögerung dermaßen am Nervenkostüm von Bold Eagle zerrten, dass er beim letztlich gültigen Start schon nach 250 Metern und einer Galoppade aus dem Rennen war, hat der vierfache Euro-Millionär und aktuell gewinnreichste Traber Europas einiges gutzumachen. Der weiterhin von Franck Nivard gesteuerte Siebenjährige muss die Partie gegen bekannte Konkurrenz von Startplatz »9«, dem äußeren also hinter dem Startwagen, angehen. Sicher keine leichte Aufgabe, aber für einen wie ihn darf die Ausgangslage am Start letztlich keine Entschuldigung sein.
Seine »alten Rivalen«, die der gleichen, »goldenen« Generation 2011 entstammenden Belina Josselyn (Jean-Michel Bazire / 3) und Bird Parker (Jean-Philippe Monclin / 4) sind keine ausgesprochenen »Startraketen«, so dass es nicht ausgeschlossen erscheint, das »Boldie« auch von ganz außen das Kommando an sich reißen kann, wenn Nivard es will. Hinter dem Spitzen-Trio haben zwei eigentlich »Verbündete«, nämlich die wie Bold Eagle von Sébastien Guarato trainierten Valko Jenilat (Eric Raffin / 2) und Carat Williams (David Thomain / 5), ihr unglückliches Treffen aus dem Prix Chambon P zu korrigieren. Dort fuhr Eric Raffin bei dem Versuch, im Endkampf eine Lücke zu finden, Carat Williams mehr oder weniger »über den Haufen«, was für diesen mit der Disqualifikation endete, während der Verursacher den durch den Regelverstoß erzielten dritten Platz nach einer Überprüfung durch die Rennleitung verlor.
Nach ihrer Tournee durch den Norden Europas kehrt die in Schweizer Farben laufende Dänin Uza Josselyn (Alexandre Abrivard / 8) in ihre Wahlheimat Frankreich zurück. Sie könnte in diesem Rennen – unterstellt, es würde so schnell, wie man vermutet – mit ihren Speed-Qualitäten den Favoriten gehörig in die Suppe spucken. Up and Quick (Pierre Vercruysse / 6) hat zwar das Finale des Elitloppet erreicht, scheint in seiner letzten Saison aber nur noch sporadisch zu Spitzenleistungen in der Lage und darf hier, ebenso wie der zuletzt verbessert wirkende Akim du Cap Vert (Franck Anne / 1) wohl bestenfalls auf ein kleines Platzgeld spekulieren. Romanesque (Yoann Lebourgeois / 7) hat eindeutig keine Gruppe I-Qualität und ist ebenso krasser Außenseiter wie seine aus der zweiten Reihe beginnenden Landsleute Titty Jepson (Matthieu Abrivard / 10) und Ursa Caf (Gabriele Gelormini / 11).
Ob der von Texas Charm 2013 mit 1:09,9 aufgestellte Rennrekord von 1:09,9 oder gar der schon elf Jahre bestehende Bahnrekord von Kool du Caux (1:09,8) in Gefahr geraten, wird natürlich neben den äußeren Bedingungen vor allem von der Taktik der Beteiligten abhängen. »In den Beinen« haben Bold Eagle, Belina Josselyn und Bird Parker solche Zeiten allemal.
Die Chronologie des »Super Sunday«
Los geht es am Sonntag mit einem der zahlreichen Monté-Highlights, dem zur Gruppe II zählenden Prix Xavier de Saint Palais für die Generation 2013. Draft Life (Eric Raffin / 9) ist die relativ unumstrittene Sattel-Königin des Jahrgangs und ließ Dexter Fromentro (Camille Levesque / 7) schon Anfang Mai unter gleichen Bedingungen keine Chance. Die zuletzt ebenfalls – allerdings hauchdünn – vor diesem eingekommene Durzie (Alexandre Abrivard / 4), der bewährte Dragon du Fresne (Matthieu Abrivard / 8) und Newcomer Duke of Carless (David Thomain / 2) würden eventuelle Schwächen oder gar Patzer der beiden Favoriten sicher gnadenlos ausnutzen.
Vor dem nächsten Karriereschritt steht im Prix Albert Viel (200.000 Euro / 2700 Meter) für die »gefahrenen« Dreijährigen Flocky d´Aurcy (Yoann Lebourgeois / 11). Den Sprung vom Seriensieger in mehr oder weniger anspruchsvollen Alltagsprüfungen zum Gruppe II-Sieger hat der überhaupt erst einmal bezwungene Ready Cash-Sohn bei der Generalprobe für dieses Rennen mühelos bewältigt und dabei auch den stets hoch eingeschätzten Follow You (David Thomain / 13) klar bezwungen, der freilich in der Entscheidung lange nicht frei kam. In der umfangreichen Gruppe potenzieller Endkampfkandidaten findet man ferner die beiden Stuten Folleli (Alexandre Abrivard / 15) und Fend la Bise (Franck Anne / 12) sowie den zuletzt mit enormem Speed aufwartenden File Gin (Guillermo Roig-Balaguer / 14).
Nächstes Highlight des Nachmittags ist das Sattel-Derby der Vierjährigen, der Prix du Président de la Republique (240.000 Euro / 2850 Meter). In der als ziemlich »undurchsichtig« daher kommenden Prüfung muss man sich wohl am Ergebnis des letzten Tests orientieren, der Equinoxe Jiel (Matthieu Abrivard / 13) gegen Esperanzo (Mathieu Mottier / 9) und Exotica de Retz (Delphine Beaufils-Ernault / 14) knapp in der Vorhand sah. Der beim Satteldebüt zwar siegreiche, aber nicht überzeugende Etonnant (Yoann Lebourgeois / 11), die nach Vorjahresform unbedingt zu beachtende Evidence Roc (Emelie Le Beller / 17) sowie der mit Damien Bonne zwei Mal unbezwungene Eole Christubert (2) sind nur einige der potenziellen »Spielverderber« für die Gemeinten.
Deutlich übersichtlicher sind Feld und Favoritengruppe bei den ein Jahr jüngeren Monté-Pferden. Im Prix d’Essai (200.000 Euro / 2700 Meter) sollte die Entscheidung zwischen dem drei Mal in Folge siegreichen Fado du Chene (Paul-Philippe Ploquin / 9), die nach einer ebensolchen Serie nun drei Mal geschlagenen Ferreteria (Matthieu Abrivard / 8) und der klar gesteigerten Fiorella de Ted (Marie Bacsich / 10) fallen.
Natürlich darf auch der einzige deutsche Teilnehmer an diesem Top-Ereignis nicht unerwähnt bleiben. Nach dem missglückten Solvalla-Ausflug will sich Orlando Jet (Rudi Haller / 2) im Prix Bernard Grasse (80.000 Euro / 2700 Meter) natürlich rehabilitieren und auch bei seinem zweiten Start auf dem Plateau de Gravelle ungeschlagen bleiben. Diese Vorhaben wollen u.a. der enorm formstarke Cobra Ar Carac (Anthony Barrier / 7) und 13 weitere, formstarke Konkurrenten unterbinden. Ausführliche Chancen-Einschätzungen finden Sie unter den jeweiligen Rennen in unserem Programmteil.

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