Er ist einer der besten und erfahrensten Jockeys in Deutschland – weit über 1.600 Rennen hat Andreas Helfenbein in seiner Karriere gewonnen. Mit seinen 54 Jahren ist er auch der Altmeister unter den Sattelkünstlern hierzulande, und das ist positiv gemeint. Denn dass er noch immer mit den jüngeren Konkurrenten mithalten kann, bewies bei vielen Gelegenheiten. Exklusiv auf dem RaceBets-Blog gibt der gebürtige Frankfurter und Wahl-Kölner einen Einblick in sein Leben.
Einige Tage nach unserem Interview landete Andreas Helfenbein mit dem Riesenaußenseiter Schwarzer Peter auf einem sensationellen zweiten Platz im IDEE 153. Deutschen Derby in Hamburg. Nur ein kurzer Kopf trennte ihn vom Sieger Sammarco.
Sie haben im Vorjahr mit Alaskasonne wieder ein Listenrennen gewonnen. Danach sagten Sie, das seien die Momente, die einen motivieren, immer noch weiterzumachen. Wie stark ist der „Hunger“ auf das Rennreiten und die Erfolge noch bei Ihnen?
Andreas Helfenbein: Dass mich mein Alter mal einholen wird, ist mir ist mir klar. Laut Sportler Index soll ich meinen Puls nicht über 181 treiben. Ich versuche mich daran zu halten.
Wie sieht eine normale Woche bei Ihnen aus? Wie läuft die Zusammenarbeit mit Markus Klug?
Andreas Helfenbein: Ich gehe morgens zum täglichen Training der Pferde, danach zum Training für mich, Familientag oder meinem Hobby nach. Markus ist ein toller Mensch, hat ein Top-Auge für Pferde und kann sie auf den Punkt genau zu trainieren. Die Zusammenarbeit funktioniert super.
Über die Jahre haben wir unsere Stärken und Schwächen kennengelernt, und genau da ergänzen wir uns.
Überlegt man nach jahrelangem Verzicht und Kampf um das Gewicht, wie lange man noch reiten möchte? Wie halten Sie sich fit? Haben Sie schon einen Plan, was Sie nach der Jockey-Laufbahn machen werden?
Andreas Helfenbein: Meine Liebe zum Pferd hat mich zum Rennsport gebracht, diese Liebe ist bis heute unverändert und wird mich auch nach meiner Karriere begleiten.
„Bauyrzhan hat einen sehr starken Endkampf“
Wie beurteilen Sie die Qualitäten von Bauyrzhan Murzabayev, der derzeit die Szene hierzulande beherrscht?
Andreas Helfenbein: Bauyrzhan ist ein Top-Reiter. Er hat einen sehr starken Endkampf und lässt sich unterwegs nicht aus der Ruhe bringen.
Was ist Ihr persönliches Ziel für dieses Jahr? Welche Rennen möchten Sie besonders gerne noch gewinnen?
Andreas Helfenbein: Ich habe alle Rennen gewonnen, die ich mir gewünscht habe. Manche sogar zwei und dreifach. Mein Ziel ist es, gesund zu bleiben und ein paar gute Pferde unterm Sattel zu haben.
„Einfühlungsvermögen, Tempogefühl, Fitness sind wichtig“
Würden Sie einem jungen, kleinen und leichten Menschen heutzutage noch raten, Jockey zu werden? Was zeichnet einen guten Reiter aus? Was ist Ihr persönliches Erfolgsrezept?
Andreas Helfenbein: Nein, zumindest nicht in Deutschland. Erstmal ein vernünftigen Schulabschluss, wie Abi, oder eine gescheite Lehre machen. In unserem Sport ist es Quereinsteigern leicht gemacht worden. Leider. Amateure werden riesig gefördert, reiten im Auftrag dessen Verband auf der ganzen Welt. Länder, von denen ich noch träume. Als Azubi ist das kaum möglich. Leider. Einfühlungsvermögen, Tempogefühl, Fitness sind sehr wichtig.
Hat Ihr Sohn Interesse am Rennsport? Kann er sich sogar vorstellen, einmal selbst Jockey zu werden?
Andreas Helfenbein: Nein, das hat er nicht. Worüber ich mittlerweile froh bin. Tim ist jetzt 16 Jahre alt und schon einen kurzen Kopf größer als ich.
Welche Trainer haben Ihnen das Meiste mitgegeben?
Andreas Helfenbein: Das war ohne Wenn und Aber Uwe Ostmann. Bei ihm habe ich so viel gelernt, was hier den Rahmen sprengen würde. Galopp reiten, um ein Pferd 100 Prozent vorzubereiten, wie ein Galopp überhaupt aussehen soll, oder gerade was seine Spezialität war, Zweijährige vorzubereiten. Das hat mich geprägt, und da macht mir auch kaum einer etwas vor.
Welches waren die schönsten Momente in Ihrer bisherigen Laufbahn?
Andreas Helfenbein: Puh, über diese Frage habe ich mehrere Tage gegrübelt. Es fallen mir da, so viele ein, das es schwer fällt, welche herauszupicken. Das Macau Derby war einer meiner schönsten Momente, da ich zu diesem Erfolg ca. 75 Prozent beigetragen habe.
Wie gestalten Sie Ihre Freizeit außerhalb des Rennsports?
Andreas Helfenbein: Sport, Familie und mein Hobby Pool Billard.