Die Arbeit der Bürgerinitiative Rennbahngelände Bremen ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Dank der hochmotivierten Mannschaft um Sprecher Andreas Sponbiel darf man wieder auf eine Zukunft der Rennbahn in der Vahr hoffen.
Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet Andreas Sponbiel über die nächsten Schritte und seine persönliche Verbindung zum Turf.
Sie haben erstmals in der Geschichte Bremens einen Volksentscheid erreicht. Woher haben Sie und Ihr Team die Kraft genommen, dieses Ziel zu realisieren?
Andreas Sponbiel: Wir sind seit 2016 aktiv, haben insgesamt vier Unterschriftensammlungen durchgeführt, und die Art und Weise, wie die Landesregierung auf unser Ansinnen reagierte, hat unser Engagement stetig erhöht. Die Liebe zu unserer Stadt und dem wunderschönen Areal hat uns die Kraft gegeben. Wir haben gemeinsam einen unbändigen Kampfgeist, und unsere Hauptstärke ist die Geschlossenheit. So unterschiedlich alle Aktiven auch sein mögen, wir haben die Stärken jedes einzelnen rausgekitzelt und uns gegenseitig gestützt.
Sie haben fast 30.000 Stimmen gegen die Bebauung der Rennbahn gesammelt. Welchen Zeitaufwand und wieviel Energie haben Sie dafür aufwenden müssen?
Sponbiel: Das war und ist eigentlich ein Fulltime Job. Jeder ist an seine Grenzen gegangen. Wir haben fast Unmögliches geschafft. Persönlich kam bei mir im Oktober 2017 ein Schicksalsschlag hinzu, als meine Mutter verstarb, die ich über Jahre und besonders im letzten Jahr ihres Lebens intensiv zu Hause pflegte. Ich habe danach wie eine Maschine funktioniert, aber ich merke, es wird Zeit für einen Ölwechsel.
Was sind die nächsten Schritte? Welche Hürden stehen noch im Weg, damit wieder Rennen in Bremen stattfinden können?
Sponbiel: Am 21.2. wurde über das Volksbegehren samt unseres Ortsgesetzes in der Stadtbürgerschaft abgestimmt. Da es leider keine Geheimabstimmung darüber im Parlament gibt, gingen wir bereits fest davon aus, dass unser Ortsgesetz abgelehnt wurde, auch wenn die Opposition auf unserer Seite war. Wir haben trotzdem am 26.5. zur Bürgerschaftswahl den Volksentscheid über die Rennbahn sicher, das hat uns die erfolgreiche Unterschriftensammlung garantiert. Ich möchte vermerken, dass ausgerechnet die Grünen versuchten, unser Volksbegehren auf dem Stimmzettel zu verwässern, indem sie mit der SPD zusammen versuchten, einen sogenannten Alternativvorschlag ins Parlament einzubringen. Es ging darum, 50% der Bahn zu bebauen. Klar ist: Wenn wir den Volksentscheid gewinnen, ist die Fläche vor Wohnbebauung und Industrieansiedlung geschützt, aber die neue Landesregierung muss über die Nachnutzung befinden. Deshalb wäre es von Seiten des Galopprennsports sehr wichtig, sich klar und eindeutig für den Standort Bremen auszusprechen, nur so gibt es überhaupt eine Chance auf Rennen in Bremen.
Was macht die Rennbahn Bremen so einzigartig?
Sponbiel: Das ist ein wunderschönes Areal. Die Bahn wurde 2005 für über 10 Millionen Euro erneuert. Hotel und GolfRange wurden zeitgleich angesiedelt. Vor der tollen alten Tribüne gab es viele tolle Konzerte und Familienveranstaltungen. Public Viewing zur WM, usw. Jede Bebauung auf dem Gelände ist eine Bebauung mitten ins Herz. 161 Jahre Tradition opfert man nicht für eine verfehlte Wohnungsbaupolitik, wobei die Rennbahn selbst 1907 eröffnet wurde.
Wie entstand Ihr Interesse an der Rennbahn? Haben Sie früher schon die Veranstaltungen besucht?
Sponbiel: Ich bin mit den Galopprennen aufgewachsen. Sascha Wöhler und Bernd Willenbrock waren auf derselben Schule wie ich. Wir sind alles Vahrer Jungs. Es gibt so schöne Erinnerungen an die vielen Renntage und Freizeitveranstaltungen auf der Bahn. Sie bleiben unvergesslich. Als am 30.3. der letzte Renntag zum Ende kam und bei mir, wie bei vielen tausend anderen Besuchern, Tränen liefen, hatte ich mir eines geschworen, die nächsten Tränen, die bei mir auf der Rennbahn fließen, sind Freudentränen , nachdem wir den Volksentscheid gewonnen haben. Das bleibt das Ziel.
Wie regelmäßig trifft sich die Bürgerinitiative, und aus welchen Schichten der Bevölkerung setzt sich Ihre Gruppe zusammen?
Sponbiel: Wir treffen uns im Moment wöchentlich, situationsbedingt auch öfters. Wir setzen uns aus allen Schichten zusammen: Von Jung bis alt, vom jungen Ehepaar, das gerade eine Familie gründet, bis zum Rentner, vom Selbständigen, über Angestellte und Studenten ist es uns gelungen, über das ganze Stadtgebiet präsent zu sein. Wir sind ein bunter Mix aller Gesellschaftsgruppen, und uns verbindet sowohl die Liebe zur Galopprennbahn, als auch die Liebe zu unserer Stadt
Sie wurden von Daniel Krüger ins Gestüt Fährhof eingeladen. Was war das für ein Erlebnis?
Sponbiel: Das war ein richtig toller Tag. Daniel Krüger unterstützt uns seit Beginn, und mittlerweile kann ich durchaus sagen, dass wir gute Freunde geworden sind. Wir waren mit 16 Leuten aus der Bürgerinitiative vor Ort und alle begeistert. Es war ein unvergesslicher Tag.
Welche Rolle spielt das Wetten für Sie persönlich? Haben Sie schon einen größeren Gewinn erzielt?
Sponbiel: Ich wette schon sehr gerne, aber nur kleine Summen. Ich spiele immer Außenseiter auf Sieg, und da habe ich bei 5 Euro Einsatz auf der Galopprennbahn 85 Euro gewonnen. Letztes Jahr gewann ich mit dem mir zugetragenen Geheimtipp Leierspielerin bei einem Ausflug gemeinsam mit dem Bremer Rennverein zur Hamburger Derbywoche.
Sie wurden gerade von GaloppOnline zur „Persönlichkeit des Jahres“ bei den Online Awards ausgezeichnet. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Sponbiel: Das ist eine große Ehre für mich. Mich freut sehr, dass auch über Bremen hinaus der Kampf um die Bremer Galopprennbahn wahrgenommen wird. Es ist ein gutes Zeichen, das sich Engagement lohnt.