Insider-Talk mit Anne Horny: „Rennsport durch Rahmenprogramm attraktiv machen“

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Sie ist das jüngste Vorstandsmitglied auf einer deutschen Galopprennbahn und fester Teil des Teams der Galopprennbahn Scheibenholz in Leipzig – Anne Horny. Exklusiv im Insider-Talk auf dem RaceBets-Blog berichtet sie über ihre Pläne in der Messestadt.

Die heutigen Rennen bei RaceBets

Wie ist bei Ihnen das Faible für den Rennsport entstanden? Und welche Personen waren auf diesem Weg maßgebend für Sie?

Anne Horny: Tatsächlich war mein Weg in den Sport purer Zufall. Meine Familie unterstützt mich zwar in jeder Hinsicht, hat aber keinen Hintergrund im Sport. Nach der Schule bin ich nach Leipzig gezogen, um dual zu studieren. Schon immer zumindest dem Reitsport verbunden, schien mir damals die Galopprennbahn der ideale Praxispartner. Tatsächlich musste ich mich aber zweimal bewerben, bis ich zunächst als Praktikantin eine Chance bekam. Da die Chemie und sicher auch der Einsatz gestimmt haben, kam dann jedoch eins zum anderen, und ich durfte im April 2019 mein duales Studium auf der Rennbahn in Leipzig aufnehmen. Seitdem waren einige Personen wegbereitend und -begleitend. Allen voran ist hier sicherlich der Geschäftsführer Alexander Leip zu nennen. Es ist als kleine Bahn mit spezieller Kursführung wirtschaftlich und sportlich nicht leicht, aber ich habe immer wieder Chancen und enormes Vertrauen erhalten. Auch ihm ist es zu verdanken, dass ich heute dort bin, wo ich bin. Seit der Gründung unseres neuen Rennvereins Galopp Leipzig e.V. bis heute steht mir außerdem Hendrik Gaitzsch immer mit einem offenen Ohr zur Seite. Ob es um Diskussionen zu Ausschreibungen oder die letzten Abstimmungen mit Trainern und Transporteuren geht, ist er für mich immer eine enorme Unterstützung.

„Es war ein Schritt ins kalte Wasser“

Haben Sie selbst auch schon auf Pferden gesessen? Und wie kamen Sie zu Ihrer Position in Leipzig beim Rennveranstalter?

Anne Horny: Tatsächlich komme ich ursprünglich aus dem Warmblutsport und war in meiner Heimat jahrelang im Verein sehr aktiv. Daran konnte ich in Leipzig aufgrund von fehlender Zeit und auch Gelegenheiten leider nie so richtig anknüpfen. Mich juckt es nun schon länger in den Fingern, wieder aufs Pferd zu kommen, insbesondere auch auf die Vollblüter. Einmal hatte ich bereits bei Marc Timpelan die Möglichkeit dazu, unter dem Motto: Einfach mal machen. Bis heute bin ich dankbar dafür. Mal sehen, was sich eventuell in der Zukunft ergibt.

Ende 2021 haben wir unseren veranstaltenden Rennverein neu gegründet. Seitdem stieg meine Verantwortung nochmal um den sportlichen & renntechnischen Bereich. Es war ein Schritt ins kalte Wasser, aber der Neuanfang ist uns gut gelungen.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag für Sie aus? Und welche Aufgaben stehen bei Ihnen im Vordergrund? Wie groß ist das Team im Scheibenholz?

Anne Horny: Ein „normaler“ Arbeitstag ist bei uns wohl eher die Ausnahme.

Ich fange meist gegen 9 Uhr an, dafür sind wir oft bis 17 oder 18 Uhr im Büro. Das Team besteht inkl. mir aus drei Leuten, davon zwei Festangestellte plus unserem Geschäftsführer Alexander Leip. Mit meiner Kollegin Franziska Margalle organisiere ich Renntage, Flohmärkte & Fremdveranstaltungen aller Art. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig in unseren Themen. Am meisten Spaß macht mir dabei der Rennsport, in dem meine Aufgaben von Ausschreibungen, Starter- und Vorstarterangaben, Kontakt zu Aktiven, bis hin zum Thema Geläufmanagement sehr vielfältig sind. Wenn dann alles zusammenspielt und funktioniert, weiß man, dass wir auch als kleines Team sehr gute Arbeit machen. Darauf auszuruhen erlauben wir uns aber nur selten.

„Es war die beste Saison, die wir je hatten“

Was waren 2023 die Highlights? Und wie fällt Ihre Bilanz aus?

Anne Horny: Grundsätzlich kann man die Saison 2023 an sich als Highlight bezeichnen, denn es war vermutlich die beste Saison, die wir jemals hatten. Neben zahlreichen Fremdveranstaltungen, die enorm viel zum wirtschaftlichen Ergebnis beitragen und ohne die mittlerweile sicher keine Rennbahn mehr Renntage veranstalten könnte, erfreuen sich unsere Flohmärkte, die wir selbst veranstalten, großer Beliebtheit in Leipzig und weit darüber hinaus.

Für mich waren aber vor allem die Renntage die Highlights in diesem Jahr. Unsere Besucherzahlen konnten wir im Vergleich zu 2022 um mehr als 30 Prozent steigern und damit selbst Vor-Corona-Ergebnisse in den Schatten stellen. Zahlreiche Sponsoren und Partner entdecken durch unseren neugedachten Business-Bereich die Rennbahn als Plattform für sich oder bauen bestehende Partnerschaften aus. Alle Renntage wurden, jeder für sich, großartig angenommen und sind feste Größen geworden.

Weiterhin können wir bei den Wettumsätzen auf der Bahn, auch im nationalen Vergleich, starke Ergebnisse vorweisen. Der 1. Mai steht, als unser wichtigster und größter Renntag, selbstredend für sich. Dieser ist seit Kriegsende fester Bestandteil des Terminkalenders der Leipziger und nicht mehr wegzudenken. Aber auch die vermeintlich kleineren Renntage haben alle einen eigenen Charme.

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Konnten wir zum After-Work-Renntag im Juli auch nach den eigentlichen Rennen noch mit über 1.500 Menschen auf der Terrasse bis weit in die Sommernacht feiern, gaben wir dem 155-jährigen Jubiläum des Rennsports in Leipzig im September einen würdigen Rahmen. Der Familienrenntag im Oktober hat sich in den letzten Jahren zum kleinen „1. Mai“ entwickelt. Ein riesiges Kinderland mit Kinderdisco, ein Maskottchenrennen mit über 30 startenden Unternehmen und Unterhaltung für die ganze Familie hat auch in diesem Jahr viele neue Besucher angezogen.

Das ist unser Bestreben in Leipzig – Rennsport durch Rahmenprogramm attraktiv machen für neue Besucher, die bis dato mit dem Sport noch nicht in Berührung gekommen sind und auch nicht viel damit anfangen können. Durch zahlreiche Angebote auf der Bahn halten wir diese Besucher – die Zahlen sprechen sicherlich für sich. Wir hatten in diesem Jahr keine Ausfälle, keine größeren Probleme im Ablauf und, das Wichtigste, keine verletzten Pferde oder Reiter. Wir sind sehr zufrieden, wollen das aber 2024 natürlich weiter steigern.

Welche Bedeutung hat der Kultrenntag um den 1. Mai?

Anne Horny: Wie ich oben schon angedeutet habe, ist der 1. Mai unser wichtigster Renntag. Man muss sich nur mal umgucken über ein Rennjahr hinweg – selten ist eine andere Bahn derart voll wie Leipzig zum 1. Mai. Das ist ein fester Termin im Stadtkalender, der einfach „Pflicht“ ist für viele. Der Renntag hat darum zwei Effekte: Zum einen natürlich der wirtschaftliche Aspekt, denn dieser Renntag finanziert zu einem gewissen Teil auch die anderen Renntage in Leipzig quer. Würde dieser wegfallen, könnten wir hier vermutlich keine Rennen mehr veranstalten. Zum anderen schaffen wir eine gesellschaftliche Akzeptanz für die Rennbahn und den Sport in Leipzig und gewinnen so immer neue Besucher und Interessierte.

„Es gibt immer wieder neue und spannende Formate“

Wie ist die Nutzung der Rennbahn neben den Rennveranstaltungen inzwischen?

Anne Horny: Gerade in der Saison von April bis Oktober wird die Rennbahn als Eventlocation fantastisch angenommen. Neben großen Veranstaltungen, die jedes Jahr bei uns zu Gast sind, wie dem Muddy Angel Run, die deutschlandweit in Leipzig die beste Veranstaltung haben, dem Color Obstacle Rush, dem Mammutmarsch, den Filmnächten im Scheibenholz und unseren eigenen Flohmärkten gibt es natürlich zahlreiche kleine und mittlere Veranstaltungsformate. Es gibt immer wieder neue spannende Formate, die beweisen, dass eine Rennbahn als Location sehr vielfältig sein kann. Tausende Besucher und Zuschauer aus ganz Deutschland lernen die Rennbahn von einer anderen Seite kennen und entscheiden sich anschließend eventuell sogar für einen Renntagsbesuch. Davon profitieren wir, neben dem wirtschaftlichen Effekt, enorm. Natürlich geht immer noch mehr, aber wir sind sehr froh, dass die Fläche so fantastisch angenommen wird.

Wie begeistern Sie vor allem junge Menschen für den Turf? Welche Rolle spielt hierbei Social Media?

Anne Horny: Die Leipziger Rennbahn ist grundsätzlich ein Ort, an dem jeder willkommen ist. Es ist aber sicherlich unbestritten, dass die Zukunft des Sports in jeder Hinsicht an dem Interesse junger Menschen hängt. Auch aus diesem Grund zielen die meisten unserer Marketingmaßnahmen auf die Aufmerksamkeit junger Besucher ab. Hierbei spielt Social Media eine große Rolle. Entgegen beispielsweise Plakatwerbung, die in der Vergangenheit oft Opfer von Vandalismus geworden ist, sind Anzeigen und Kampagnen für verhältnismäßig kleines Geld sehr gut steuerbar, so dass kaum jemand an den wichtigsten Infos vorbeikommt. Auch Media-Partnerschaften sind für uns enorm wertvoll. Dann tut ein entsprechendes Rahmenprogramm zu erschwinglichen Preisen sein Übriges.

Auf welche Termine und Events darf man sich 2024 freuen?

Anne Horny: Wir werden wieder vier Renntage veranstalten, beginnend mit dem Aufgalopp am 1. Mai. Da hoffen wir auch von Rennsportseite aus auf genauso viel Unterstützung wie im letzten Jahr. Der Trainer-Cup, wie auch der Scheibenholz Amateur-Cup, wird seine zweite bzw. dritte Auflage erhalten, da wir so noch zusätzliche Anreize für startende Pferde geschaffen haben. Die Terminfindung für die Flohmärkte läuft gerade. Die größeren Veranstaltungen wie die Filmnächte haben ihre Termine bereits fix reserviert.

Haben Sie auch ein eigenes Rennpferd? Und welche Rolle spielt das Thema Wetten für Sie?

Anne Horny: Ich bin durch meine zusätzliche Vorstandstätigkeit beim Junger Galopp e.V. an unserem Pferd April Fool beteiligt. Leider kam dieser in diesem Jahr als Dreijähriger nur zweimal an den Ablauf, da er ein sehr großes Pferd ist und dadurch einfach eine gewisse Zeit länger braucht. Er verbringt jetzt aber den Winter in seiner Heimat auf dem Gestüt Görlsdorf, und wir sind uns sicher, dass der ganze Verein im nächsten Jahr viel Freude an ihm haben wird.

Zum Thema Wetten: Ich denke jeder, der schon einmal eine Wette getätigt hat, wird mir zustimmen, dass das einfach das Salz in der Suppe ist. Anfängern erkläre ich immer gern: Ohne Wetten sind es tolle Tiere, die um die Wette laufen. Mit einer getätigten Wette, und mögen es nur 2€ auf Sieg sein, wird das Pferd für 1,5 Minuten zu meinem Pferd. Der Reiz und die Spannung ist eine ganz andere. Genau das ist es, was meiner Meinung nach Pferderennen ausmacht.

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Michael Hähn
Michael Hähn
Unser Autor Michael Hähn arbeitet als freier Journalist in Baden-Baden. Der Galopprennsport ist seit vielen Jahren sein Metier, und seine Leidenschaft sind Rennveranstaltungen in Deutschland und auf der ganzen Welt.

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