Deutlich über 20 Siege und einen bemerkenswerten Erfolgsschnitt jenseits der 20 Prozent – das Rennjahr 2022 läuft blendend für den Hannoverschen Trainer Bohumil Nedorostek. Ob in Hannover, in Dresden oder bei den großen Meetings – überall sorgen die Pferde des Erfolgscoaches für Furore. Gründe genug für ein Exklusiv im Insider-Talk mit dem Trainer auf dem RaceBets-Blog.
Sie haben das Vorjahresergebnis von 15 Siegen schon jetzt klar übertroffen, bald könnte es sogar verdoppelt werden. Wie erklären Sie sich die tolle Bilanz auch im Vergleich zu 2021?
Bohumil Nedorostek: 2020 hatten wir eine Top-Saison, aber es war natürlich unmöglich die Handicapper, die sich damals so gesteigert hatten, 2021 nochmals zu verbessern. Das war fast die Hälfte der Stallinsassen und die andere Hälfte waren junge Pferde. Wir hatten nicht viele Startpferde, daher hatte sich das zum Jahresende reduziert. 2022 war bisher sehr erfolgreich, denn ich habe mein Team behalten, obwohl ich Ende 2021 wenig Pferde zur Verfügung hatte, es ist eine Top-Mannschaft. Meine Leute sind sehr vielseitig, und wir können individuell arbeiten. Das hat sich nun ausgezahlt.
Ihr Pferdebestand ist mit aktuell 35 Pferden deutlich größer geworden, nachdem er im letzten Jahr gesunken war. Wie gewinnen Sie neue Besitzer oder alte Besitzer zurück, was ja auch geschehen ist?
Bohumil Nedorostek: Natürlich gewinnt man neue Besitzer durch Leistung. Viele Besitzer, die 2021 weggegangen waren, sind 2022 zu mir zurückgekehrt. Nur durch Ergebnisse kann man sich meiner Meinung nach wieder beweisen. Die Besitzer erkennen das an.
„Der Prix Dollar ist das nächste Ziel“
Mit einem GAG von 94 Kilo ist Gruppesieger Parol das beste Pferd im Stall. Wie sehen Sie seine Entwicklung, und was sind die Fernziele mit ihm?
Bohumil Nedorostek: Parol ist natürlich momentan das beste Pferd bei uns im Quartier. Es freut mich sehr, dass wir es noch einmal geschafft haben, mit ihm solch eine Entwicklung zu liefern wie bei der Stute Jin Jin. Er hat sich vom Ausgleich IV bis zum Gruppesieger verbessert. Das geschieht eigentlich sehr selten, und ich bin sehr glücklich, dass uns das noch einmal gelungen ist. Ich glaube, dass bestätigt auch die gute Arbeit von meinem Team. Das nächste Ziel mit Parol ist der Prix Dollar am Arc-Wochenende in ParisLongchamp.
Mehrere ihrer Neuzugänge im Stall haben gleich beim ersten Start unter Ihrer Regie gewonnen, woanders waren sie teilweise hoffnungslose Fälle. Was machen Sie anders als manche Kollegen oder zum Beispiel als 2021?
Bohumil Nedorostek: Jeder Neuzugang bei uns im Stall wird natürlich ganz genau begutachtet, und wir bauen die Pferde auf unsere Art und Weise auf. Ich habe ein vielseitiges Team mit verschiedenen Kenntnissen, und wir können die Pferde auch individuell vorbereiten. Das ist unsere Stärke. Dazu gehört sicher auch Fingerspitzengefühl. Ich bin sehr froh über jedes Pferd, das wir verbessern können. Das klappt sehr gut.
„Das sind Erfolge, die für uns sprechen“
Auch das Darius Racing zählen inzwischen zu Ihren Kunden. Wie kam es dazu?
Bohumil Nedorostek: Mit Darius Racing arbeiten wir schon seit mehreren Jahren zusammen. Ich habe die Pferde bekommen mit dem Hintergrund, sie aufzubauen. Das ist uns bei fast allen Pferden gut gelungen. Beispielsweise möchte ich Apadanah nennen, mit der wir einen Listensieg geschafft haben, den gruppeplatzierten Zargun oder Tangut, mit der wir Zweiter im St. Leger Italiano waren. Das sind Erfolge, die für uns sprechen. Deswegen ist die Arbeit mit Darius Racing top, und ich freue mich darüber sehr, dass ich so einen großen Besitzer mit solch tollen Pferden hinter mir habe. Ich hoffe, dass wir auch in Zukunft weiterhin so stark zusammenarbeiten, denn das macht mich sehr glücklich.
„Donner Earl ist ein Hoffnungsträger“
Wer sind Ihre weiteren Hoffnungsträger?
Bohumil Nedorostek: Von den dreijährigen Pferden, die sich schon etwas beweisen konnten, ist das Donner Earl, der zweimal gewonnen hat, ein Hoffnungsträger, der sich weiter entwickeln wird, da er ein spätes Pferd ist. Dann möchte ich Quirin nennen, ein richtiger Steher. Ich glaube, von ihm wird noch weitere Steigerung kommen, und er sollte auch Black Type-Ebene mitmischen. Vivienne Wells hat gerade zwei Ausgleiche II hintereinander gewonnen, die sich sicherlich noch weiter steigern sollte. Das Ziel ist auch bei ihr Black Type. Ich habe auch viele zweijährige Pferde, die meiner Ansicht nach Potenzial besitzen für die größeren Rennen nächstes Jahr. Zum Beispiel von Darius Racing Mehrdad oder von Gestüt Lindenhof Irokese sowie Brenton.
Welche Rennen würden Sie in nächster Zeit besonders gerne gewinnen?
Bohumil Nedorostek: Jeder Trainer möchte gerne eines der klassischen Rennen gewinnen. Ich hoffe, dass ich einmal einen Derby- oder Diana-Sieg schaffen werde, aber auch der Grosse Preis von Baden wäre ein Wunsch, sowie irgendwann den Arc zu gewinnen.
Vor 30 Jahren kam der Wechsel nach Hannover
Wie sind Sie zum Rennsport gekommen? Was begeistert Sie?
Bohumil Nedorostek: Ich habe mit acht Jahren angefangen zu reiten bei Springturnieren. Ich hatte einen Trainer, der früher in der Jockey-Schule war und mir einen Besuch dort empfohlen hat. Das habe ich gemacht, und so begann meine Karriere in Prag. 1992 kam ich nach Hannover zu Trainer Broda, da war ich als Arbeitsreiter. 2011 habe ich mit dem Hindernissport angefangen. 2013 nach meinem großen Unfall musste ich meine Karriere als Jockey beenden, und danach habe ich als Trainer begonnen.
Mich begeistert am Rennsport Adrenalin und die Eleganz der Vollblüter. Ich habe früher Leistungssport, genauer gesagt Turnen, gemacht. Mir hat immer gefallen zu sehen, wie sich die Athletin steigern. Genauso toll ist es, wenn man bei Vollblütern bemerkt, wie sie sich entwickeln und dann die maximale Leistung bringen. Ich bin glücklich, dass ich das als Trainer weitermachen kann. Dafür lebe ich.
An Ihren schweren Unfall in einem Hindernisrennen in Hamburg erinnern sich noch viele. Wie haben Sie diese Situation gemeistert?
Bohumil Nedorostek: Nach meinem Unfall stand meine Frau mir immer zur Seite, Mariola Karpinska-Nedorostek, die mich überall immer sehr unterstützt hat. Daher habe ich mich schnell erholt. Da ich nicht mehr reiten durfte und konnte, habe ich mich für den Trainer-Beruf entschieden. Das war ohnehin mein Fernziel. Ich fühle mich wohl und bin happy, dass ich Trainer geworden bin.
Was sind Ihre größten Wünsche, privat und beruflich?
Bohumil Nedorostek: Ich hoffe beruflich, dass wir weiterhin so ein tolles Team bleiben und wir uns noch weiter steigern. Vielleicht können wir noch größere Gestüte für die Zusammenarbeit gewinnen. Die Unterstützung mit guten, jungen Pferden ist ganz wichtig. Wir wollen auch ganz oben mitmische, in den großen Rennen und Klassikern. Privat wünsche ich mir für mich und meine Familie, dass wir alle gesund bleiben. Hier gilt der Dank meiner Frau für all die Unterstützung, im Stall bei der Buchhaltung, aber auch in schweren Momenten, und für das gemeinsame Glück.
